ließen sich, wie mehrere Reiseschreiber versichern, die Männer bewegen, ihre Jackel (Schürze) auf die Seite zu rücken*). Haltet ihr uns denn, fragen die Hottentottinnen die, welche sie in dem Verdacht der Sittenlosigkeit haben, für Thiere? Denn blos bey diesen kann die Aufführung, deren ihr uns verdächtig haltet, statt haben**).
Herr Vaillant überraschte einst seine Nari- na nebst einer Menge andrer Hottentottinnen im Bade. Durch einen Flintenschuß verkündigte er seine Gegenwart. Sie hatten vorher gescherzt und gespielt: itzt hatte ihr Spiel ein Ende; denn alle tauchten auf einmal unter, und nur ihre Nasenspitze ragte aus dem Wasser hervor. Vail- lant setzte sich am Ufer des Flusses auf der Stelle nieder, wo sie ihre sämtliche Kleidungsstücken ab- gelegt hatten, und machte sich über sie lustig, in- dem er einer nach der andern ihre kleine Schürze zeigte, und sie einlud, selbige von ihm in Empfang zu nehmen. Narina's Mutter, die vor seiner Ankunft aus dem Wasser gestiegen war, und unter einem Baum ausruhete, belachte herzlich die Verlegenheit ihrer Gesellschafterinnen. Sie baten sämtlich, Herrn Vaillant zu entfernen; als aber dieser hiezu keine Lust bezeigte, gebrauchten sie sehr klug ein anderes Mittel, ihren Zweck zu
er-
*) Das. 2. Th. 96.
**) Das. 2. Th. 98.
ließen ſich, wie mehrere Reiſeſchreiber verſichern, die Maͤnner bewegen, ihre Jackel (Schuͤrze) auf die Seite zu ruͤcken*). Haltet ihr uns denn, fragen die Hottentottinnen die, welche ſie in dem Verdacht der Sittenloſigkeit haben, fuͤr Thiere? Denn blos bey dieſen kann die Auffuͤhrung, deren ihr uns verdaͤchtig haltet, ſtatt haben**).
Herr Vaillant uͤberraſchte einſt ſeine Nari- na nebſt einer Menge andrer Hottentottinnen im Bade. Durch einen Flintenſchuß verkuͤndigte er ſeine Gegenwart. Sie hatten vorher geſcherzt und geſpielt: itzt hatte ihr Spiel ein Ende; denn alle tauchten auf einmal unter, und nur ihre Naſenſpitze ragte aus dem Waſſer hervor. Vail- lant ſetzte ſich am Ufer des Fluſſes auf der Stelle nieder, wo ſie ihre ſaͤmtliche Kleidungsſtuͤcken ab- gelegt hatten, und machte ſich uͤber ſie luſtig, in- dem er einer nach der andern ihre kleine Schuͤrze zeigte, und ſie einlud, ſelbige von ihm in Empfang zu nehmen. Narina's Mutter, die vor ſeiner Ankunft aus dem Waſſer geſtiegen war, und unter einem Baum ausruhete, belachte herzlich die Verlegenheit ihrer Geſellſchafterinnen. Sie baten ſaͤmtlich, Herrn Vaillant zu entfernen; als aber dieſer hiezu keine Luſt bezeigte, gebrauchten ſie ſehr klug ein anderes Mittel, ihren Zweck zu
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*) Daſ. 2. Th. 96.
**) Daſ. 2. Th. 98.
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ließen ſich, wie mehrere Reiſeſchreiber verſichern,
die Maͤnner bewegen, ihre Jackel (Schuͤrze) auf
die Seite zu ruͤcken *). Haltet ihr uns denn,
fragen die Hottentottinnen die, welche ſie in dem
Verdacht der Sittenloſigkeit haben, fuͤr Thiere?
Denn blos bey dieſen kann die Auffuͤhrung, deren
ihr uns verdaͤchtig haltet, ſtatt haben **).
Herr Vaillant uͤberraſchte einſt ſeine Nari-
na nebſt einer Menge andrer Hottentottinnen im
Bade. Durch einen Flintenſchuß verkuͤndigte er
ſeine Gegenwart. Sie hatten vorher geſcherzt
und geſpielt: itzt hatte ihr Spiel ein Ende; denn
alle tauchten auf einmal unter, und nur ihre
Naſenſpitze ragte aus dem Waſſer hervor. Vail-
lant ſetzte ſich am Ufer des Fluſſes auf der Stelle
nieder, wo ſie ihre ſaͤmtliche Kleidungsſtuͤcken ab-
gelegt hatten, und machte ſich uͤber ſie luſtig, in-
dem er einer nach der andern ihre kleine Schuͤrze
zeigte, und ſie einlud, ſelbige von ihm in Empfang
zu nehmen. Narina's Mutter, die vor ſeiner
Ankunft aus dem Waſſer geſtiegen war, und
unter einem Baum ausruhete, belachte herzlich
die Verlegenheit ihrer Geſellſchafterinnen. Sie
baten ſaͤmtlich, Herrn Vaillant zu entfernen; als
aber dieſer hiezu keine Luſt bezeigte, gebrauchten
ſie ſehr klug ein anderes Mittel, ihren Zweck zu
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*) Daſ. 2. Th. 96.
**) Daſ. 2. Th. 98.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/225>, abgerufen am 23.11.2024.
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