zeug der Buhlerey stolzes Frauenzimmer mit nichts besser und passender zu vergleichen, als ei- nem stattlichen Carossengaul. Steif und gebrü- stet, wie dieser, zieht eine solche daher mit lautem Geprassel und Geklimper: Stolz, wie dieser, sieht sie auf Andre ihres Geschlechts herab, und zeigt in den Mitteln, wodurch sie ihren Vorzug vor Andern behaupten will, und der Art und Weise, wie sie sich davon zu überzeugen sucht, den Verstand und das Herz eines Rosses.
Wie öfters die Begierde sich ganz entgegen- gesetzt scheinender Mittel, um zu ihrem Zweck zu gelangen, bedient; so auch der kleinliche Galante- riestolz. Das von ihm beseßne Mädchen oder Weib schmeichelt allem, was Mann heißt, auf ei- ne erniedrigende Weise, durch Minen, Gebehr- den und Worte. Aber haltet ihr sie deswegen nicht für stolz, so seht nur auf ihr Betragen, ge- gen die, welche ihres Geschlechts sind, und wel- chen sie sich höhnisch, aufblasend, verachtend und wegwerfend an die Seite stellt. Man kann ihr keine größere Freude machen, als wenn man sie einen Fehler oder Mangel in Gestalt, Putz oder Benehmen einer Nebenbuhlerin bemerken läßt; und entzückt sie, wenn man ihr versichert, eine Mannsperson sey von ihren Reizen gefesselt worden. Gallsüchtiger Neid, unaufhörliches Selbstloben und pöbelhaftes Verachten, Be-
schwatzen
zeug der Buhlerey ſtolzes Frauenzimmer mit nichts beſſer und paſſender zu vergleichen, als ei- nem ſtattlichen Caroſſengaul. Steif und gebruͤ- ſtet, wie dieſer, zieht eine ſolche daher mit lautem Gepraſſel und Geklimper: Stolz, wie dieſer, ſieht ſie auf Andre ihres Geſchlechts herab, und zeigt in den Mitteln, wodurch ſie ihren Vorzug vor Andern behaupten will, und der Art und Weiſe, wie ſie ſich davon zu uͤberzeugen ſucht, den Verſtand und das Herz eines Roſſes.
Wie oͤfters die Begierde ſich ganz entgegen- geſetzt ſcheinender Mittel, um zu ihrem Zweck zu gelangen, bedient; ſo auch der kleinliche Galante- rieſtolz. Das von ihm beſeßne Maͤdchen oder Weib ſchmeichelt allem, was Mann heißt, auf ei- ne erniedrigende Weiſe, durch Minen, Gebehr- den und Worte. Aber haltet ihr ſie deswegen nicht fuͤr ſtolz, ſo ſeht nur auf ihr Betragen, ge- gen die, welche ihres Geſchlechts ſind, und wel- chen ſie ſich hoͤhniſch, aufblaſend, verachtend und wegwerfend an die Seite ſtellt. Man kann ihr keine groͤßere Freude machen, als wenn man ſie einen Fehler oder Mangel in Geſtalt, Putz oder Benehmen einer Nebenbuhlerin bemerken laͤßt; und entzuͤckt ſie, wenn man ihr verſichert, eine Mannsperſon ſey von ihren Reizen gefeſſelt worden. Gallſuͤchtiger Neid, unaufhoͤrliches Selbſtloben und poͤbelhaftes Verachten, Be-
ſchwatzen
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zeug der Buhlerey ſtolzes Frauenzimmer mit
nichts beſſer und paſſender zu vergleichen, als ei-
nem ſtattlichen Caroſſengaul. Steif und gebruͤ-
ſtet, wie dieſer, zieht eine ſolche daher mit lautem
Gepraſſel und Geklimper: Stolz, wie dieſer,
ſieht ſie auf Andre ihres Geſchlechts herab, und
zeigt in den Mitteln, wodurch ſie ihren Vorzug
vor Andern behaupten will, und der Art und
Weiſe, wie ſie ſich davon zu uͤberzeugen ſucht,
den Verſtand und das Herz eines Roſſes.
Wie oͤfters die Begierde ſich ganz entgegen-
geſetzt ſcheinender Mittel, um zu ihrem Zweck zu
gelangen, bedient; ſo auch der kleinliche Galante-
rieſtolz. Das von ihm beſeßne Maͤdchen oder
Weib ſchmeichelt allem, was Mann heißt, auf ei-
ne erniedrigende Weiſe, durch Minen, Gebehr-
den und Worte. Aber haltet ihr ſie deswegen
nicht fuͤr ſtolz, ſo ſeht nur auf ihr Betragen, ge-
gen die, welche ihres Geſchlechts ſind, und wel-
chen ſie ſich hoͤhniſch, aufblaſend, verachtend
und wegwerfend an die Seite ſtellt. Man kann
ihr keine groͤßere Freude machen, als wenn man
ſie einen Fehler oder Mangel in Geſtalt, Putz
oder Benehmen einer Nebenbuhlerin bemerken
laͤßt; und entzuͤckt ſie, wenn man ihr verſichert,
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/148>, abgerufen am 23.11.2024.
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