Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

theil: stärkt, indem es eine Handlung, wel-
che die Menge als böse verschreyt, oft ganz
anders zeigt, den Glauben an Tugend und
Menschheit: belebt das Verlangen, überall
den Menschen gut zu finden, und lehrt die
schöne Kunst, zu entschuldigen und zum Be-
sten zu kehren.

16. §.

Dies ist der Einfluss, welchen das Studi-
um der Kriminalpsychologie auf einen jeden
hat, der ihm seinen Fleiss widmet. Vor-
züglich wichtig und nützlich ist es für beson-
dre Klassen von Menschen, die ohne richtige
Kenntniss der menschlichen Natur, und ohne
Uebung im Beobachten u[n]d gründlichen Ur-
theilen über menschliche Handlungen den
Pflichten ihres Berufs nicht gewachsen sind.

17. §.

Den Gesetzgeber lehrt unsre Wissenschaft,
diejenigen, für welche er seine Gesetze ent-
wirft, nicht mit Draco, als rohe und unbän-

dige

theil: ſtärkt, indem es eine Handlung, wel-
che die Menge als böſe verſchreyt, oft ganz
anders zeigt, den Glauben an Tugend und
Menſchheit: belebt das Verlangen, überall
den Menſchen gut zu finden, und lehrt die
ſchöne Kunſt, zu entſchuldigen und zum Be-
ſten zu kehren.

16. §.

Dies iſt der Einfluſs, welchen das Studi-
um der Kriminalpſychologie auf einen jeden
hat, der ihm ſeinen Fleiſs widmet. Vor-
züglich wichtig und nützlich iſt es für beſon-
dre Klaſſen von Menſchen, die ohne richtige
Kenntniſs der menſchlichen Natur, und ohne
Uebung im Beobachten u[n]d gründlichen Ur-
theilen über menſchliche Handlungen den
Pflichten ihres Berufs nicht gewachſen ſind.

17. §.

Den Geſetzgeber lehrt unſre Wiſſenſchaft,
diejenigen, für welche er ſeine Geſetze ent-
wirft, nicht mit Draco, als rohe und unbän-

dige
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0106" n="104"/>
theil: &#x017F;tärkt, indem es eine Handlung, wel-<lb/>
che die Menge als bö&#x017F;e ver&#x017F;chreyt, oft ganz<lb/>
anders zeigt, den Glauben an Tugend und<lb/>
Men&#x017F;chheit: belebt das Verlangen, überall<lb/>
den Men&#x017F;chen gut zu finden, und lehrt die<lb/>
&#x017F;chöne Kun&#x017F;t, zu ent&#x017F;chuldigen und zum Be-<lb/>
&#x017F;ten zu kehren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>16. §.</head><lb/>
            <p>Dies i&#x017F;t der Einflu&#x017F;s, welchen das Studi-<lb/>
um der Kriminalp&#x017F;ychologie auf einen jeden<lb/>
hat, der ihm &#x017F;einen Flei&#x017F;s widmet. Vor-<lb/>
züglich wichtig und nützlich i&#x017F;t es für be&#x017F;on-<lb/>
dre Kla&#x017F;&#x017F;en von Men&#x017F;chen, die ohne richtige<lb/>
Kenntni&#x017F;s der men&#x017F;chlichen Natur, und ohne<lb/>
Uebung im Beobachten u<supplied>n</supplied>d gründlichen Ur-<lb/>
theilen über men&#x017F;chliche Handlungen den<lb/>
Pflichten ihres Berufs nicht gewach&#x017F;en &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>17. §.</head><lb/>
            <p>Den <hi rendition="#i">Ge&#x017F;etzgeber</hi> lehrt un&#x017F;re Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft,<lb/>
diejenigen, für welche er &#x017F;eine Ge&#x017F;etze ent-<lb/>
wirft, nicht mit <hi rendition="#i">Draco</hi>, als rohe und unbän-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dige</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0106] theil: ſtärkt, indem es eine Handlung, wel- che die Menge als böſe verſchreyt, oft ganz anders zeigt, den Glauben an Tugend und Menſchheit: belebt das Verlangen, überall den Menſchen gut zu finden, und lehrt die ſchöne Kunſt, zu entſchuldigen und zum Be- ſten zu kehren. 16. §. Dies iſt der Einfluſs, welchen das Studi- um der Kriminalpſychologie auf einen jeden hat, der ihm ſeinen Fleiſs widmet. Vor- züglich wichtig und nützlich iſt es für beſon- dre Klaſſen von Menſchen, die ohne richtige Kenntniſs der menſchlichen Natur, und ohne Uebung im Beobachten und gründlichen Ur- theilen über menſchliche Handlungen den Pflichten ihres Berufs nicht gewachſen ſind. 17. §. Den Geſetzgeber lehrt unſre Wiſſenſchaft, diejenigen, für welche er ſeine Geſetze ent- wirft, nicht mit Draco, als rohe und unbän- dige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/106
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/106>, abgerufen am 21.11.2024.