Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.wir sehen mögen den höchsten Quell alles Guten, das bist du! Gewähre uns denn gesunde Augen unserer Seele und erleuchte die Augen mit deinem Licht, denn du bist der Glanz des wahren Lichtes, und die süsse Ruhe der Gerechten, und du wirst bewirken, dass sie dich erblicken. Du bist aller Dinge Anfang und Ende; du trägst alle Dinge ohne Mühe; du bist sowohl der Weg als der Führer und das Ziel, wohin der Weg leitet; alle Menschen streben zu dir." Man glaubt oft das alte maurerische Aufnahmsgebet zu hören und das ganze maurerische Ritual, das englische Lehrlingsfragestück und die Yorker Urkunde werden sich stets alterthümlicher, ächter und übereinstimmender darstellen, je mehr und je tiefer man in die gleichzeitigen übrigen Geschichtsquellen eindringt. Derselbe König Alfred schrieb in der Uebersetzung des Boethius auch: "Worin kann ein Mann dem andern schaden, ausser an seinem Leibe und seinen Gütern; Niemand kann der vernünftigen Seele schaden oder verursachen, dass sie nicht ist, was sie ist; dies sieht man sehr deutlich aus der Geschichte eines römischen Edelmanns, welcher Liberius hiess. Er ward gefoltert, weil er seine Genossen nicht angeben wollte, die sich mit ihm gegen den König verschworen, der mit Unrecht zur Herrschaft über sie gelangt war; als er nun vor den wüthenden König gebracht wurde, und dieser ihm befahl, seine Mitverschwornen anzuzeigen, biss er sich die Zunge ab und spie sie dem Tyrannen in das Gesicht. So kam es, dass dem Manne das zu Lob und Ehre gereichte, was der ungerechte König ihm zur Strafe bestimmt hatte."1) - Ueber die Gleichheit aller Menschen schrieb Alfred: "Alle Menschen haben einen gleichen Ursprung, alle stammen vom gleichen Vater, von der gleichen Mutter, alle wurden auf die gleiche Weise geboren. Ein Gott hat alle Geschöpfe aus dem Nichts hervorgerufen und erhält sie. - Gott hat Allen den gleichen Adel gegeben. - - Wahrer Adel ruht nur in der Seele, nicht im Blut. Wer aber dem Laster sich ergibt, seinen Schöpfer und seinen hohen Ursprung ver- 1) Weiss, S. 279.
wir sehen mögen den höchsten Quell alles Guten, das bist du! Gewähre uns denn gesunde Augen unserer Seele und erleuchte die Augen mit deinem Licht, denn du bist der Glanz des wahren Lichtes, und die süsse Ruhe der Gerechten, und du wirst bewirken, dass sie dich erblicken. Du bist aller Dinge Anfang und Ende; du trägst alle Dinge ohne Mühe; du bist sowohl der Weg als der Führer und das Ziel, wohin der Weg leitet; alle Menschen streben zu dir.“ Man glaubt oft das alte maurerische Aufnahmsgebet zu hören und das ganze maurerische Ritual, das englische Lehrlingsfragestück und die Yorker Urkunde werden sich stets alterthümlicher, ächter und übereinstimmender darstellen, je mehr und je tiefer man in die gleichzeitigen übrigen Geschichtsquellen eindringt. Derselbe König Alfred schrieb in der Uebersetzung des Boethius auch: „Worin kann ein Mann dem andern schaden, ausser an seinem Leibe und seinen Gütern; Niemand kann der vernünftigen Seele schaden oder verursachen, dass sie nicht ist, was sie ist; dies sieht man sehr deutlich aus der Geschichte eines römischen Edelmanns, welcher Liberius hiess. Er ward gefoltert, weil er seine Genossen nicht angeben wollte, die sich mit ihm gegen den König verschworen, der mit Unrecht zur Herrschaft über sie gelangt war; als er nun vor den wüthenden König gebracht wurde, und dieser ihm befahl, seine Mitverschwornen anzuzeigen, biss er sich die Zunge ab und spie sie dem Tyrannen in das Gesicht. So kam es, dass dem Manne das zu Lob und Ehre gereichte, was der ungerechte König ihm zur Strafe bestimmt hatte.“1) – Ueber die Gleichheit aller Menschen schrieb Alfred: „Alle Menschen haben einen gleichen Ursprung, alle stammen vom gleichen Vater, von der gleichen Mutter, alle wurden auf die gleiche Weise geboren. Ein Gott hat alle Geschöpfe aus dem Nichts hervorgerufen und erhält sie. – Gott hat Allen den gleichen Adel gegeben. – – Wahrer Adel ruht nur in der Seele, nicht im Blut. Wer aber dem Laster sich ergibt, seinen Schöpfer und seinen hohen Ursprung ver- 1) Weiss, S. 279.
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wir sehen mögen den höchsten Quell alles Guten, das bist du! Gewähre uns denn gesunde Augen unserer Seele und erleuchte die Augen mit deinem Licht, denn du bist der Glanz des wahren Lichtes, und die süsse Ruhe der Gerechten, und du wirst bewirken, dass sie dich erblicken. Du bist aller Dinge Anfang und Ende; du trägst alle Dinge ohne Mühe; du bist sowohl der Weg als der Führer und das Ziel, wohin der Weg leitet; alle Menschen streben zu dir.“
Man glaubt oft das alte maurerische Aufnahmsgebet zu hören und das ganze maurerische Ritual, das englische Lehrlingsfragestück und die Yorker Urkunde werden sich stets alterthümlicher, ächter und übereinstimmender darstellen, je mehr und je tiefer man in die gleichzeitigen übrigen Geschichtsquellen eindringt. Derselbe König Alfred schrieb in der Uebersetzung des Boethius auch:
„Worin kann ein Mann dem andern schaden, ausser an seinem Leibe und seinen Gütern; Niemand kann der vernünftigen Seele schaden oder verursachen, dass sie nicht ist, was sie ist; dies sieht man sehr deutlich aus der Geschichte eines römischen Edelmanns, welcher Liberius hiess. Er ward gefoltert, weil er seine Genossen nicht angeben wollte, die sich mit ihm gegen den König verschworen, der mit Unrecht zur Herrschaft über sie gelangt war; als er nun vor den wüthenden König gebracht wurde, und dieser ihm befahl, seine Mitverschwornen anzuzeigen, biss er sich die Zunge ab und spie sie dem Tyrannen in das Gesicht. So kam es, dass dem Manne das zu Lob und Ehre gereichte, was der ungerechte König ihm zur Strafe bestimmt hatte.“ 1) – Ueber die Gleichheit aller Menschen schrieb Alfred: „Alle Menschen haben einen gleichen Ursprung, alle stammen vom gleichen Vater, von der gleichen Mutter, alle wurden auf die gleiche Weise geboren. Ein Gott hat alle Geschöpfe aus dem Nichts hervorgerufen und erhält sie. – Gott hat Allen den gleichen Adel gegeben. – – Wahrer Adel ruht nur in der Seele, nicht im Blut. Wer aber dem Laster sich ergibt, seinen Schöpfer und seinen hohen Ursprung ver-
1) Weiss, S. 279.
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