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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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bol der Sonne, ein älteres männliches Gesicht mit starken Haarlocken in der Stirne, angebracht findet oder fand.1) - Aus der griechisch-römischen Symbolik des Asklepios, welchen Bötticher, kleine Schriften, I, S. 95, mit Jablonsky für den ägyptischen, durch phönicische Kauffahrer zuerst nach Epidauros gebrachten Esmun hält und der eigentlich [fremdsprachliches Material], der Schmerzlindernde, heisse, ist die Heilsschlange, die Schlange als Symbol des ewigen Lebens,2) der sittlichen Gesundheit und Reinheit auch in die christliche Symbolik aufgenommen worden. Seit dem 3. Jahrhundert wird dem Evangelisten Johannes nämlich gewöhnlich als Attribut in die Hand ein Kelch gegeben, aus welchem sich in ähnlicher Weise eine Schlange erhebt, wie aus der von der Hygiea, der Tochter oder Gemahlin des Asklepios, getragenen Schale.3) Auch ist zu berühren die gnostische Seete der Ophiten oder der Schlangenbrüder in den ersten christlichen Jahrhunderten, welche die Schlange symbolisch beim Abendmahl anwandten. Um über die Bedeutung der Schlange in der Schale der Hygiea und über dem Kelche Johannis des Evangelisten als Schlange des Lebens einen jeden Zweifel auszuschliessen, erhebt sich über oder neben derselben oft noch ein grünender Zweig von dem Baume des Lebens.4) An diese Schlange, aufsteigend unter einem grünen Zweige, erinnert auch ein in den höheren Maurergraden gebräuchliches Symbol der Wiederauferstehung und Unsterblichkeit, indem Hiram aus dem Sarge und weissen Leichentuche unter einem grünen Akazien- und Palmenzweige zum neuen Leben auferwacht. - Die Sage, dass Johannes der Evangelist den Giftbecher ohne Nachtheil für seine Gesundheit getrunken habe,5) steht wohl auch mit jener Schlange des Lebens in Ver-

1) Anzeiger für schweiz. Geschichte und Alterthumskunde für 1861, S. 70.
2) Symbolik, II. S. 64 ff.
3) Vergl. bei Böttiger, kleine Schriften, I. S. 93 ff., die Abhandlung: "Die heilbringenden Götter, eine Netzjahrsgabe" und Tat. II; Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 66; Wieseler, Denkmäler der alten Kunst, II. (Göttingen 1860) Nr. 759 ff.
4) Symbolik, I. S. 144 ff.
5) Symbolik, I. S. 639.

bol der Sonne, ein älteres männliches Gesicht mit starken Haarlocken in der Stirne, angebracht findet oder fand.1) – Aus der griechisch-römischen Symbolik des Asklepios, welchen Bötticher, kleine Schriften, I, S. 95, mit Jablonsky für den ägyptischen, durch phönicische Kauffahrer zuerst nach Epidauros gebrachten Esmun hält und der eigentlich [fremdsprachliches Material], der Schmerzlindernde, heisse, ist die Heilsschlange, die Schlange als Symbol des ewigen Lebens,2) der sittlichen Gesundheit und Reinheit auch in die christliche Symbolik aufgenommen worden. Seit dem 3. Jahrhundert wird dem Evangelisten Johannes nämlich gewöhnlich als Attribut in die Hand ein Kelch gegeben, aus welchem sich in ähnlicher Weise eine Schlange erhebt, wie aus der von der Hygiea, der Tochter oder Gemahlin des Asklepios, getragenen Schale.3) Auch ist zu berühren die gnostische Seete der Ophiten oder der Schlangenbrüder in den ersten christlichen Jahrhunderten, welche die Schlange symbolisch beim Abendmahl anwandten. Um über die Bedeutung der Schlange in der Schale der Hygiea und über dem Kelche Johannis des Evangelisten als Schlange des Lebens einen jeden Zweifel auszuschliessen, erhebt sich über oder neben derselben oft noch ein grünender Zweig von dem Baume des Lebens.4) An diese Schlange, aufsteigend unter einem grünen Zweige, erinnert auch ein in den höheren Maurergraden gebräuchliches Symbol der Wiederauferstehung und Unsterblichkeit, indem Hiram aus dem Sarge und weissen Leichentuche unter einem grünen Akazien- und Palmenzweige zum neuen Leben auferwacht. – Die Sage, dass Johannes der Evangelist den Giftbecher ohne Nachtheil für seine Gesundheit getrunken habe,5) steht wohl auch mit jener Schlange des Lebens in Ver-

1) Anzeiger für schweiz. Geschichte und Alterthumskunde für 1861, S. 70.
2) Symbolik, II. S. 64 ff.
3) Vergl. bei Böttiger, kleine Schriften, I. S. 93 ff., die Abhandlung: „Die heilbringenden Götter, eine Netzjahrsgabe“ und Tat. II; Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 66; Wieseler, Denkmäler der alten Kunst, II. (Göttingen 1860) Nr. 759 ff.
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[36/0056] bol der Sonne, ein älteres männliches Gesicht mit starken Haarlocken in der Stirne, angebracht findet oder fand. 1) – Aus der griechisch-römischen Symbolik des Asklepios, welchen Bötticher, kleine Schriften, I, S. 95, mit Jablonsky für den ägyptischen, durch phönicische Kauffahrer zuerst nach Epidauros gebrachten Esmun hält und der eigentlich _ , der Schmerzlindernde, heisse, ist die Heilsschlange, die Schlange als Symbol des ewigen Lebens, 2) der sittlichen Gesundheit und Reinheit auch in die christliche Symbolik aufgenommen worden. Seit dem 3. Jahrhundert wird dem Evangelisten Johannes nämlich gewöhnlich als Attribut in die Hand ein Kelch gegeben, aus welchem sich in ähnlicher Weise eine Schlange erhebt, wie aus der von der Hygiea, der Tochter oder Gemahlin des Asklepios, getragenen Schale. 3) Auch ist zu berühren die gnostische Seete der Ophiten oder der Schlangenbrüder in den ersten christlichen Jahrhunderten, welche die Schlange symbolisch beim Abendmahl anwandten. Um über die Bedeutung der Schlange in der Schale der Hygiea und über dem Kelche Johannis des Evangelisten als Schlange des Lebens einen jeden Zweifel auszuschliessen, erhebt sich über oder neben derselben oft noch ein grünender Zweig von dem Baume des Lebens. 4) An diese Schlange, aufsteigend unter einem grünen Zweige, erinnert auch ein in den höheren Maurergraden gebräuchliches Symbol der Wiederauferstehung und Unsterblichkeit, indem Hiram aus dem Sarge und weissen Leichentuche unter einem grünen Akazien- und Palmenzweige zum neuen Leben auferwacht. – Die Sage, dass Johannes der Evangelist den Giftbecher ohne Nachtheil für seine Gesundheit getrunken habe, 5) steht wohl auch mit jener Schlange des Lebens in Ver- 1) Anzeiger für schweiz. Geschichte und Alterthumskunde für 1861, S. 70. 2) Symbolik, II. S. 64 ff. 3) Vergl. bei Böttiger, kleine Schriften, I. S. 93 ff., die Abhandlung: „Die heilbringenden Götter, eine Netzjahrsgabe“ und Tat. II; Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 66; Wieseler, Denkmäler der alten Kunst, II. (Göttingen 1860) Nr. 759 ff. 4) Symbolik, I. S. 144 ff. 5) Symbolik, I. S. 639.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/56>, abgerufen am 06.05.2024.