Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.welche auf der hintern Seite von Würmern zerfressen und in der Verwesung begriffen ist.1) Die Baugewerker und Baukünstler müssen bei den ohnehin Alles ordnenden, zählenden und wägenden Aegyptern nothwendig die sorgfältigsten Einrichtungen, Verbindungen und Gliederungen gehabt haben, indem sonst die Unternehmung und Ausführung der ausserordentlichen Bauten, besonders in dem neuen Reiche und zu Theben nicht möglich gewesen wäre. Man lese nur die sehr allgemeine und unvollständige geographische Uebersicht der ägyptischen Bauten bei Schnaase, I. S. 334 ff., um eine Ahnung, nicht einen Begriff von den nothwendigen baupolizeilichen, baucorporativen Einrichtungen der Aegypter zu gewinnen. Besonders nach den Spitzen hin waren die Einrichtungen priesterliche, - Weihen, welche blos an Glieder der Priesterkaste verliehen wurden. Auch hier wurden namentlich Ausländer so wenig oder so schwer zugelassen, wie zu dem Mysterienwissen überhaupt; indemen Einzelne empfingen die Weihen und stets mehr in den Zeiten nach Psammetich und Amasis. Ueberdem war schon der blose prüfende Anblick der Bauten und des Bauens eine sehr wirksame theoretisch-praktische Bildungsschule. Das allgemeinste Bausymbol, gleichsam der maurerische flammende Stern, scheint die schlangengeflügelte Sonnenscheibe gewesen zu sein, wovon sich bei Lübke, S. 61, eine Abbildung befindet und die an den Gesimsen, und vorzüglich über den Eingängen der heiligen Gebäude stets und überall angebracht wurde; über der Pylonenthür des Tempels zu Edfu erscheint sie z. B., von unten nach oben aufsteigend, viermal, wenn die Abbildung bei Lübke, S. 51, nicht täuschet. Schnaase, I. S. 404, nennt dieses stets wiederkehrende Symbol das geflügelte Ei, welches gleichsam segnend über dem Eingange schwebe und in seiner mittleren Kreisgestalt den perspectivischen Augenpunkt sehr deutlich bezeichne. - Bemerkenswerth ist, dass zuweilen auch über den Portalen der Kirchen der Schweiz, z. B. der Peterskirche in Genf und der St. Gallus-Kapelle bei Schännis im Kanton St. Gallen, sich das Sym- 1) Schnaase. IV. 1. S. 95.
welche auf der hintern Seite von Würmern zerfressen und in der Verwesung begriffen ist.1) Die Baugewerker und Baukünstler müssen bei den ohnehin Alles ordnenden, zählenden und wägenden Aegyptern nothwendig die sorgfältigsten Einrichtungen, Verbindungen und Gliederungen gehabt haben, indem sonst die Unternehmung und Ausführung der ausserordentlichen Bauten, besonders in dem neuen Reiche und zu Theben nicht möglich gewesen wäre. Man lese nur die sehr allgemeine und unvollständige geographische Uebersicht der ägyptischen Bauten bei Schnaase, I. S. 334 ff., um eine Ahnung, nicht einen Begriff von den nothwendigen baupolizeilichen, baucorporativen Einrichtungen der Aegypter zu gewinnen. Besonders nach den Spitzen hin waren die Einrichtungen priesterliche, – Weihen, welche blos an Glieder der Priesterkaste verliehen wurden. Auch hier wurden namentlich Ausländer so wenig oder so schwer zugelassen, wie zu dem Mysterienwissen überhaupt; indemen Einzelne empfingen die Weihen und stets mehr in den Zeiten nach Psammetich und Amasis. Ueberdem war schon der blose prüfende Anblick der Bauten und des Bauens eine sehr wirksame theoretisch-praktische Bildungsschule. Das allgemeinste Bausymbol, gleichsam der maurerische flammende Stern, scheint die schlangengeflügelte Sonnenscheibe gewesen zu sein, wovon sich bei Lübke, S. 61, eine Abbildung befindet und die an den Gesimsen, und vorzüglich über den Eingängen der heiligen Gebäude stets und überall angebracht wurde; über der Pylonenthür des Tempels zu Edfu erscheint sie z. B., von unten nach oben aufsteigend, viermal, wenn die Abbildung bei Lübke, S. 51, nicht täuschet. Schnaase, I. S. 404, nennt dieses stets wiederkehrende Symbol das geflügelte Ei, welches gleichsam segnend über dem Eingange schwebe und in seiner mittleren Kreisgestalt den perspectivischen Augenpunkt sehr deutlich bezeichne. – Bemerkenswerth ist, dass zuweilen auch über den Portalen der Kirchen der Schweiz, z. B. der Peterskirche in Genf und der St. Gallus-Kapelle bei Schännis im Kanton St. Gallen, sich das Sym- 1) Schnaase. IV. 1. S. 95.
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welche auf der hintern Seite von Würmern zerfressen und in der Verwesung begriffen ist. 1)
Die Baugewerker und Baukünstler müssen bei den ohnehin Alles ordnenden, zählenden und wägenden Aegyptern nothwendig die sorgfältigsten Einrichtungen, Verbindungen und Gliederungen gehabt haben, indem sonst die Unternehmung und Ausführung der ausserordentlichen Bauten, besonders in dem neuen Reiche und zu Theben nicht möglich gewesen wäre. Man lese nur die sehr allgemeine und unvollständige geographische Uebersicht der ägyptischen Bauten bei Schnaase, I. S. 334 ff., um eine Ahnung, nicht einen Begriff von den nothwendigen baupolizeilichen, baucorporativen Einrichtungen der Aegypter zu gewinnen. Besonders nach den Spitzen hin waren die Einrichtungen priesterliche, – Weihen, welche blos an Glieder der Priesterkaste verliehen wurden. Auch hier wurden namentlich Ausländer so wenig oder so schwer zugelassen, wie zu dem Mysterienwissen überhaupt; indemen Einzelne empfingen die Weihen und stets mehr in den Zeiten nach Psammetich und Amasis. Ueberdem war schon der blose prüfende Anblick der Bauten und des Bauens eine sehr wirksame theoretisch-praktische Bildungsschule. Das allgemeinste Bausymbol, gleichsam der maurerische flammende Stern, scheint die schlangengeflügelte Sonnenscheibe gewesen zu sein, wovon sich bei Lübke, S. 61, eine Abbildung befindet und die an den Gesimsen, und vorzüglich über den Eingängen der heiligen Gebäude stets und überall angebracht wurde; über der Pylonenthür des Tempels zu Edfu erscheint sie z. B., von unten nach oben aufsteigend, viermal, wenn die Abbildung bei Lübke, S. 51, nicht täuschet. Schnaase, I. S. 404, nennt dieses stets wiederkehrende Symbol das geflügelte Ei, welches gleichsam segnend über dem Eingange schwebe und in seiner mittleren Kreisgestalt den perspectivischen Augenpunkt sehr deutlich bezeichne. – Bemerkenswerth ist, dass zuweilen auch über den Portalen der Kirchen der Schweiz, z. B. der Peterskirche in Genf und der St. Gallus-Kapelle bei Schännis im Kanton St. Gallen, sich das Sym-
1) Schnaase. IV. 1. S. 95.
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