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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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sondern wohl von den Römern her auch bei den Albanesen, indem es bei ihnen herrschender Glaube ist, dass am dritten Tage nach der Geburt drei unsichtbare Frauen, Phatite, d. i. das Verhängniss, die Verhängnissvollen, die Schicksalsjungfrauen, vielleicht auch die Wahrsagerinnen von dem lat. vates, genannt, am Bette des Kindes erscheinen und über dessen Schicksal entscheiden; welchen Ausspruch die dritte thut, dem stimmen die beiden andern bei.1) Nach Falmerayer wären die Albanesen Illyrier, nach Hahn2) Pelasger. An jene die Geburt umgebenden drei Schicksalsjungfrauen erinnern übrigens die drei Engel, welche auf einem alten Holzschnitte das Kreuz des sterbenden Christus umschweben und in 3 Kelchen das aus den Wunden fliessende Blut auffassen.3)

Ein anderes, ohne Zweifel gleichfalls der heidnischen Symbolik entlehntes und mit dem Mithrasstiere verwandtes christliches Symbol ist das in die Erde gestreute Samenkorn, die Aehre,4) als ein Bild der Wiederauferstehung von dem Tode, wie in dem gleichen Sinne in den Alemannengräbern bei Oberflacht am Lupfen in Württemberg den Todten sich sehr viele Haselnüsse beigegeben fanden5) und wie überhaupt die Jahreszeiten und der Kreislauf irdischer Dinge als ein Zeichen der Auferstehung und Unsterblichkeit genommen werden, zumal der Uebergang von dem Winter zu dem Frühling, indem er ein Vorbild gibt, wie auf das Ende ein neuer Anfang folgt.6) So heisst es 1. Corinther 15, 35 - 37:

"Aber es möchte Jemand sagen: Wie können die Todten auferweckt werden? Mit was für einem Leibe werden sie wieder kommen? Du Thor! was du säest, das wird nicht wieder lebendig, es sterbe denn. Und was du säest, da säest du ja nicht den Leib, der wer-

1) Ausland für 1854, S. 397 b.
2) Ausland für 1854, S. 337 b. Vergl. noch Böttiger's Amalthea, III. S. 90.
3) Lang, die Sage vom h. Gral, S. 137.
4) Vergl. Symbolik, I. S. 611 und 612, II. S. 79; Lang, die Sage vom heiligen Gral, S. 98.
5) Weinhold, altnord. Leben, S. 81.
6) Piper, I. 2. S. 324 ff.

sondern wohl von den Römern her auch bei den Albanesen, indem es bei ihnen herrschender Glaube ist, dass am dritten Tage nach der Geburt drei unsichtbare Frauen, Phatite, d. i. das Verhängniss, die Verhängnissvollen, die Schicksalsjungfrauen, vielleicht auch die Wahrsagerinnen von dem lat. vates, genannt, am Bette des Kindes erscheinen und über dessen Schicksal entscheiden; welchen Ausspruch die dritte thut, dem stimmen die beiden andern bei.1) Nach Falmerayer wären die Albanesen Illyrier, nach Hahn2) Pelasger. An jene die Geburt umgebenden drei Schicksalsjungfrauen erinnern übrigens die drei Engel, welche auf einem alten Holzschnitte das Kreuz des sterbenden Christus umschweben und in 3 Kelchen das aus den Wunden fliessende Blut auffassen.3)

Ein anderes, ohne Zweifel gleichfalls der heidnischen Symbolik entlehntes und mit dem Mithrasstiere verwandtes christliches Symbol ist das in die Erde gestreute Samenkorn, die Aehre,4) als ein Bild der Wiederauferstehung von dem Tode, wie in dem gleichen Sinne in den Alemannengräbern bei Oberflacht am Lupfen in Württemberg den Todten sich sehr viele Haselnüsse beigegeben fanden5) und wie überhaupt die Jahreszeiten und der Kreislauf irdischer Dinge als ein Zeichen der Auferstehung und Unsterblichkeit genommen werden, zumal der Uebergang von dem Winter zu dem Frühling, indem er ein Vorbild gibt, wie auf das Ende ein neuer Anfang folgt.6) So heisst es 1. Corinther 15, 35 – 37:

„Aber es möchte Jemand sagen: Wie können die Todten auferweckt werden? Mit was für einem Leibe werden sie wieder kommen? Du Thor! was du säest, das wird nicht wieder lebendig, es sterbe denn. Und was du säest, da säest du ja nicht den Leib, der wer-

1) Ausland für 1854, S. 397 b.
2) Ausland für 1854, S. 337 b. Vergl. noch Böttiger’s Amalthea, III. S. 90.
3) Lang, die Sage vom h. Gral, S. 137.
4) Vergl. Symbolik, I. S. 611 und 612, II. S. 79; Lang, die Sage vom heiligen Gral, S. 98.
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[532/0552] sondern wohl von den Römern her auch bei den Albanesen, indem es bei ihnen herrschender Glaube ist, dass am dritten Tage nach der Geburt drei unsichtbare Frauen, Phatite, d. i. das Verhängniss, die Verhängnissvollen, die Schicksalsjungfrauen, vielleicht auch die Wahrsagerinnen von dem lat. vates, genannt, am Bette des Kindes erscheinen und über dessen Schicksal entscheiden; welchen Ausspruch die dritte thut, dem stimmen die beiden andern bei. 1) Nach Falmerayer wären die Albanesen Illyrier, nach Hahn 2) Pelasger. An jene die Geburt umgebenden drei Schicksalsjungfrauen erinnern übrigens die drei Engel, welche auf einem alten Holzschnitte das Kreuz des sterbenden Christus umschweben und in 3 Kelchen das aus den Wunden fliessende Blut auffassen. 3) Ein anderes, ohne Zweifel gleichfalls der heidnischen Symbolik entlehntes und mit dem Mithrasstiere verwandtes christliches Symbol ist das in die Erde gestreute Samenkorn, die Aehre, 4) als ein Bild der Wiederauferstehung von dem Tode, wie in dem gleichen Sinne in den Alemannengräbern bei Oberflacht am Lupfen in Württemberg den Todten sich sehr viele Haselnüsse beigegeben fanden 5) und wie überhaupt die Jahreszeiten und der Kreislauf irdischer Dinge als ein Zeichen der Auferstehung und Unsterblichkeit genommen werden, zumal der Uebergang von dem Winter zu dem Frühling, indem er ein Vorbild gibt, wie auf das Ende ein neuer Anfang folgt. 6) So heisst es 1. Corinther 15, 35 – 37: „Aber es möchte Jemand sagen: Wie können die Todten auferweckt werden? Mit was für einem Leibe werden sie wieder kommen? Du Thor! was du säest, das wird nicht wieder lebendig, es sterbe denn. Und was du säest, da säest du ja nicht den Leib, der wer- 1) Ausland für 1854, S. 397 b. 2) Ausland für 1854, S. 337 b. Vergl. noch Böttiger’s Amalthea, III. S. 90. 3) Lang, die Sage vom h. Gral, S. 137. 4) Vergl. Symbolik, I. S. 611 und 612, II. S. 79; Lang, die Sage vom heiligen Gral, S. 98. 5) Weinhold, altnord. Leben, S. 81. 6) Piper, I. 2. S. 324 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/552>, abgerufen am 27.06.2024.