Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Streifen in einem Rund eine nackte Figur, in ein Horn blasend.1) - Die Deutungen der weitern Nebelbilder des Speleums zu Neuenheim überlassen wir gerne Creuzer und seinem Recensenten (wahrscheinlich Schorn) im Kunstblatte; einzig sei noch bemerkt, dass in 4 Stierbildern mit dem Menschen einfach die vier Stufen des menschlichen Lebens und Lichtstreites symbolisch dargestellt scheinen. Das Kunstblatt erklärt das Neuenheimer Mithrasdenkmal als zusammengesetzt aus parsischen und indischen (?) Elementen und für ein Symbol agrarischer Cultur, welches zugleich als Sinnbild innerer Reinigung diene. - Die Hirammythe der Maurer, welche vor gleichfalls berührt wurde, d. h. die Mythe von dem Streite zwischen Meister und Gesellen, sei er angefacht durch den Neid jenes oder dieses, ist übrigens aus römisch-griechischen Quellen über ganz Deutschland bis in den höchsten Norden als Umgestaltung der alten Dädalossage verbreitet.2) In einer Sage aus der Ukermark erschlägt der erzürnte Meister den Gesellen, weil diesem der von dem Meister vergeblich versuchte Guss einer Glocke gelungen war.3) In einer andern Sage sticht der Meister dem Lehrjungen die Augen aus, weil der letztere an der Klosterkirche zu Königslutter eine schönere Säule als der Meister angefertigt hat.4) Eine ähnliche Sage findet sich bei Müllenhof, Sagen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, Nr. 145. Gleich der Dädalossage ist auch die Sage von Hero und Leander in den verschiedensten Gestaltungen bis tief in den Norden Deutschlands verbreitet, wie dieselbe z. B. auch Eduard Ferrand in seinen norddeutschen Sagen unter der Ueberschrift: "Die, Liebenden" mittheilt.5) Die Meleagersage findet sich in verschiedenen Formen nicht nur bei den Deutschen,6) 1) Piper, I. 2. S. 68. 2) Vergl. Symbolik, II. S. 783; Brunn, Gesch. der griechischen Künstler, I. S. 15 Anm. 3) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, Nr. 47. 4) Kuhn und Schwartz, Nr. 166. 5) Bei Arthur Müller, moderne Reliquien, II. (Berlin 1845) S. 350. 6) Panzer, Beitrag zur deutschen Mythol., S. 278; Symbolik, I. S. 593.
Streifen in einem Rund eine nackte Figur, in ein Horn blasend.1) – Die Deutungen der weitern Nebelbilder des Speleums zu Neuenheim überlassen wir gerne Creuzer und seinem Recensenten (wahrscheinlich Schorn) im Kunstblatte; einzig sei noch bemerkt, dass in 4 Stierbildern mit dem Menschen einfach die vier Stufen des menschlichen Lebens und Lichtstreites symbolisch dargestellt scheinen. Das Kunstblatt erklärt das Neuenheimer Mithrasdenkmal als zusammengesetzt aus parsischen und indischen (?) Elementen und für ein Symbol agrarischer Cultur, welches zugleich als Sinnbild innerer Reinigung diene. – Die Hirammythe der Maurer, welche vor gleichfalls berührt wurde, d. h. die Mythe von dem Streite zwischen Meister und Gesellen, sei er angefacht durch den Neid jenes oder dieses, ist übrigens aus römisch-griechischen Quellen über ganz Deutschland bis in den höchsten Norden als Umgestaltung der alten Dädalossage verbreitet.2) In einer Sage aus der Ukermark erschlägt der erzürnte Meister den Gesellen, weil diesem der von dem Meister vergeblich versuchte Guss einer Glocke gelungen war.3) In einer andern Sage sticht der Meister dem Lehrjungen die Augen aus, weil der letztere an der Klosterkirche zu Königslutter eine schönere Säule als der Meister angefertigt hat.4) Eine ähnliche Sage findet sich bei Müllenhof, Sagen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, Nr. 145. Gleich der Dädalossage ist auch die Sage von Hero und Leander in den verschiedensten Gestaltungen bis tief in den Norden Deutschlands verbreitet, wie dieselbe z. B. auch Eduard Ferrand in seinen norddeutschen Sagen unter der Ueberschrift: „Die, Liebenden“ mittheilt.5) Die Meleagersage findet sich in verschiedenen Formen nicht nur bei den Deutschen,6) 1) Piper, I. 2. S. 68. 2) Vergl. Symbolik, II. S. 783; Brunn, Gesch. der griechischen Künstler, I. S. 15 Anm. 3) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, Nr. 47. 4) Kuhn und Schwartz, Nr. 166. 5) Bei Arthur Müller, moderne Reliquien, II. (Berlin 1845) S. 350. 6) Panzer, Beitrag zur deutschen Mythol., S. 278; Symbolik, I. S. 593.
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Streifen in einem Rund eine nackte Figur, in ein Horn blasend. 1) – Die Deutungen der weitern Nebelbilder des Speleums zu Neuenheim überlassen wir gerne Creuzer und seinem Recensenten (wahrscheinlich Schorn) im Kunstblatte; einzig sei noch bemerkt, dass in 4 Stierbildern mit dem Menschen einfach die vier Stufen des menschlichen Lebens und Lichtstreites symbolisch dargestellt scheinen. Das Kunstblatt erklärt das Neuenheimer Mithrasdenkmal als zusammengesetzt aus parsischen und indischen (?) Elementen und für ein Symbol agrarischer Cultur, welches zugleich als Sinnbild innerer Reinigung diene. – Die Hirammythe der Maurer, welche vor gleichfalls berührt wurde, d. h. die Mythe von dem Streite zwischen Meister und Gesellen, sei er angefacht durch den Neid jenes oder dieses, ist übrigens aus römisch-griechischen Quellen über ganz Deutschland bis in den höchsten Norden als Umgestaltung der alten Dädalossage verbreitet. 2) In einer Sage aus der Ukermark erschlägt der erzürnte Meister den Gesellen, weil diesem der von dem Meister vergeblich versuchte Guss einer Glocke gelungen war. 3) In einer andern Sage sticht der Meister dem Lehrjungen die Augen aus, weil der letztere an der Klosterkirche zu Königslutter eine schönere Säule als der Meister angefertigt hat. 4) Eine ähnliche Sage findet sich bei Müllenhof, Sagen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, Nr. 145. Gleich der Dädalossage ist auch die Sage von Hero und Leander in den verschiedensten Gestaltungen bis tief in den Norden Deutschlands verbreitet, wie dieselbe z. B. auch Eduard Ferrand in seinen norddeutschen Sagen unter der Ueberschrift: „Die, Liebenden“ mittheilt. 5) Die Meleagersage findet sich in verschiedenen Formen nicht nur bei den Deutschen, 6)
1) Piper, I. 2. S. 68.
2) Vergl. Symbolik, II. S. 783; Brunn, Gesch. der griechischen Künstler, I. S. 15 Anm.
3) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, Nr. 47.
4) Kuhn und Schwartz, Nr. 166.
5) Bei Arthur Müller, moderne Reliquien, II. (Berlin 1845) S. 350.
6) Panzer, Beitrag zur deutschen Mythol., S. 278; Symbolik, I. S. 593.
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