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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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den soll, sondern ein blosses Korn, nämlich wie es sich zuträgt, des Weizens oder einer andern Frucht."

In demselben Sinne bemerkt Origines: "Omnis enim planta post hyemis mortem resurrexit", und Tertullianus: "Totus igitur hic ordo revolubilis testatio est resurrectionis mortuorum." Minncius Felix spricht: "Vide quam in solatium nostri resurrectionem futuram omnis natura meditetur; . . . . exspectandum nobis etiam ver corporis est."1) Nach dem jüngern Titurel wachsen aus dem Sarge und Munde der im Grabe vereinten treuen Gatten Sigune und Schionatulander zwei Reben empor, welche sich zu hohem Stamme und Geäste verschlingen, immer grünen und nie von Reife und Kälte angegriffen werden.2) - Das wichtigste altchristliche Denkmal mit einer Darstellung der 4 Jahreszeiten ist der Sarcophag des Junius Bassus vom J. 359. Hippocrates um 430 Chr. erwähnt bei den Griechen zuerst 4 anstatt der frühern 3 Jahreszeiten und seitdem wurden diese 4 Zeiten von den Griechen und von den Römern allgemein angenommen; darnach mussten auch die Horen auf 4 vermehrt werden und finden sich in der alten Kunst oft dargestellt.3) Eine Darstellung der Jahreszeiten durch weibliche Figuren lässt sich im christlichen Alterthum nicht sicher nachweisen; es erscheinen regelmässig geflügelte oder ungeflügelte männliche, Genien.4) Auch scheint die Vorstellung der 4 Jahreszeiten auf Gräbern nicht das christliche Alterthum und das Bereich der Katakomben zu überschreiten.

Ferner hat sich gewiss unter heidnischen, unter mithrischen Einflüssen,5) bei den Christen schon im 2ten Jahrh. die noch heute geglaubte Sage gebildet, Christus sei in einer Höhle zu Bethlehem geboren worden, über welcher sagenhaften Höhle sodann die Kaiserin Helena eine Kirche erbaute, worin bis gegenwärtig zur Weihnachtszeit, welche selbst gleichfalls nur eine heidnisch-symbolische, der Win-

1) Piper, I. 2. S 91 und S, 324, Anm. 2.
2) Vergl. Symbolik, II. S. 44 ff.
3) Piper, I. 2. S. 313 ff.
4) Piper, I. 2. S. 328 und 329.
5) Vergl. Symbolik, I. S. 57 ff.

den soll, sondern ein blosses Korn, nämlich wie es sich zuträgt, des Weizens oder einer andern Frucht.“

In demselben Sinne bemerkt Origines: „Omnis enim planta post hyemis mortem resurrexit“, und Tertullianus: „Totus igitur hic ordo revolubilis testatio est resurrectionis mortuorum.“ Minncius Felix spricht: „Vide quam in solatium nostri resurrectionem futuram omnis natura meditetur; . . . . exspectandum nobis etiam ver corporis est.“1) Nach dem jüngern Titurel wachsen aus dem Sarge und Munde der im Grabe vereinten treuen Gatten Sigune und Schionatulander zwei Reben empor, welche sich zu hohem Stamme und Geäste verschlingen, immer grünen und nie von Reife und Kälte angegriffen werden.2) – Das wichtigste altchristliche Denkmal mit einer Darstellung der 4 Jahreszeiten ist der Sarcophag des Junius Bassus vom J. 359. Hippocrates um 430 Chr. erwähnt bei den Griechen zuerst 4 anstatt der frühern 3 Jahreszeiten und seitdem wurden diese 4 Zeiten von den Griechen und von den Römern allgemein angenommen; darnach mussten auch die Horen auf 4 vermehrt werden und finden sich in der alten Kunst oft dargestellt.3) Eine Darstellung der Jahreszeiten durch weibliche Figuren lässt sich im christlichen Alterthum nicht sicher nachweisen; es erscheinen regelmässig geflügelte oder ungeflügelte männliche, Genien.4) Auch scheint die Vorstellung der 4 Jahreszeiten auf Gräbern nicht das christliche Alterthum und das Bereich der Katakomben zu überschreiten.

Ferner hat sich gewiss unter heidnischen, unter mithrischen Einflüssen,5) bei den Christen schon im 2ten Jahrh. die noch heute geglaubte Sage gebildet, Christus sei in einer Höhle zu Bethlehem geboren worden, über welcher sagenhaften Höhle sodann die Kaiserin Helena eine Kirche erbaute, worin bis gegenwärtig zur Weihnachtszeit, welche selbst gleichfalls nur eine heidnisch-symbolische, der Win-

1) Piper, I. 2. S 91 und S, 324, Anm. 2.
2) Vergl. Symbolik, II. S. 44 ff.
3) Piper, I. 2. S. 313 ff.
4) Piper, I. 2. S. 328 und 329.
5) Vergl. Symbolik, I. S. 57 ff.
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[533/0553] den soll, sondern ein blosses Korn, nämlich wie es sich zuträgt, des Weizens oder einer andern Frucht.“ In demselben Sinne bemerkt Origines: „Omnis enim planta post hyemis mortem resurrexit“, und Tertullianus: „Totus igitur hic ordo revolubilis testatio est resurrectionis mortuorum.“ Minncius Felix spricht: „Vide quam in solatium nostri resurrectionem futuram omnis natura meditetur; . . . . exspectandum nobis etiam ver corporis est.“ 1) Nach dem jüngern Titurel wachsen aus dem Sarge und Munde der im Grabe vereinten treuen Gatten Sigune und Schionatulander zwei Reben empor, welche sich zu hohem Stamme und Geäste verschlingen, immer grünen und nie von Reife und Kälte angegriffen werden. 2) – Das wichtigste altchristliche Denkmal mit einer Darstellung der 4 Jahreszeiten ist der Sarcophag des Junius Bassus vom J. 359. Hippocrates um 430 Chr. erwähnt bei den Griechen zuerst 4 anstatt der frühern 3 Jahreszeiten und seitdem wurden diese 4 Zeiten von den Griechen und von den Römern allgemein angenommen; darnach mussten auch die Horen auf 4 vermehrt werden und finden sich in der alten Kunst oft dargestellt. 3) Eine Darstellung der Jahreszeiten durch weibliche Figuren lässt sich im christlichen Alterthum nicht sicher nachweisen; es erscheinen regelmässig geflügelte oder ungeflügelte männliche, Genien. 4) Auch scheint die Vorstellung der 4 Jahreszeiten auf Gräbern nicht das christliche Alterthum und das Bereich der Katakomben zu überschreiten. Ferner hat sich gewiss unter heidnischen, unter mithrischen Einflüssen, 5) bei den Christen schon im 2ten Jahrh. die noch heute geglaubte Sage gebildet, Christus sei in einer Höhle zu Bethlehem geboren worden, über welcher sagenhaften Höhle sodann die Kaiserin Helena eine Kirche erbaute, worin bis gegenwärtig zur Weihnachtszeit, welche selbst gleichfalls nur eine heidnisch-symbolische, der Win- 1) Piper, I. 2. S 91 und S, 324, Anm. 2. 2) Vergl. Symbolik, II. S. 44 ff. 3) Piper, I. 2. S. 313 ff. 4) Piper, I. 2. S. 328 und 329. 5) Vergl. Symbolik, I. S. 57 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/553>, abgerufen am 30.06.2024.