Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.konnte, um selbst einer spätern Zukunft wieder als Unterlage zu dienen und in der Menschen-, in der Kunstgeschichte ein Ring der fortlaufenden Kette zu werden und zu sein. Eine griechische Dauer von Jahrhunderten haben nur einzelne Bauschulen oder Bauhütten des Mittelalters, wie namentlich z. B. die Bauhütte zu Strassburg seit dem ersten Beginne des Münsterbaues, die seit dem 13ten Jahrh. wenigstens bis auf den heutigen Tag ununterbrochen fortbesteht, weil der vollendete Bau fortwährende Reparaturen nöthig hatte, so dass die Kirchenfabrik ihre eigenen Steinmetzen forthielt und alle ursprünglichen Profile, Schablonen und Hülfswerkzeuge aufbewahrt wurden, um zerstörte Steinstücke und Theile des Thurmes und der Kirche gleich und sicher wiederherstellen zu können.1) Dass trotz der herabsetzenden Ansichten des Aristoteles in seiner Politik VII, 9 im 5ten Jahrh. wenigstens im attischen Staate die Handwerke im Wesentlichen dieselbe Stellung und Rechte besessen haben, wie die mittelalterlichen Handwerker und Handwerksgenossenschaften, mag schon daraus entnommen werden, dass, als nach dem Rathe des Themistokles (+ 450 v. Chr.) der Piräus zum Haupthafen der Athenienser erklärt und erhoben worden, die dabei durch den Architekten und Sophisten Ilippodamos aus Milet neu angelegte Stadt in drei regelmässige, mit geraden Strassen nach ionischer Art versehene Theile getheilt wurde, den einen für die Handwerker, den andern für die Landbauer und den dritten für die Waffentragenden oder Krieger.2) Seit Hippodamos fanden die von ihm über neue Städteanlagen aufgestellten Regeln in Griechenland allgemeine, mehr oder weniger strenge Anwendung, so bei Smyrna, Kos, Mytilene, Alexandria und Antiochia, wie noch zu seinen Lebzeiten bei Thurium und Rhodos. Zufolge Strabo, V. 3, waren fruchtbare Lage, Nähe eines Hafens, gute Festungswerke und schöne Gebäude Das, was den Griechen bei ihren Städteanlagen genügte, während polizeiliche Anordnungen, Kloaken, Aquaeducte und gepflasterte Strassen 1) Klenze, S. 364. 2) Klenze, S. 411 ff.; Brunn, II. S. 362 ff.
konnte, um selbst einer spätern Zukunft wieder als Unterlage zu dienen und in der Menschen-, in der Kunstgeschichte ein Ring der fortlaufenden Kette zu werden und zu sein. Eine griechische Dauer von Jahrhunderten haben nur einzelne Bauschulen oder Bauhütten des Mittelalters, wie namentlich z. B. die Bauhütte zu Strassburg seit dem ersten Beginne des Münsterbaues, die seit dem 13ten Jahrh. wenigstens bis auf den heutigen Tag ununterbrochen fortbesteht, weil der vollendete Bau fortwährende Reparaturen nöthig hatte, so dass die Kirchenfabrik ihre eigenen Steinmetzen forthielt und alle ursprünglichen Profile, Schablonen und Hülfswerkzeuge aufbewahrt wurden, um zerstörte Steinstücke und Theile des Thurmes und der Kirche gleich und sicher wiederherstellen zu können.1) Dass trotz der herabsetzenden Ansichten des Aristoteles in seiner Politik VII, 9 im 5ten Jahrh. wenigstens im attischen Staate die Handwerke im Wesentlichen dieselbe Stellung und Rechte besessen haben, wie die mittelalterlichen Handwerker und Handwerksgenossenschaften, mag schon daraus entnommen werden, dass, als nach dem Rathe des Themistokles (+ 450 v. Chr.) der Piräus zum Haupthafen der Athenienser erklärt und erhoben worden, die dabei durch den Architekten und Sophisten Ilippodamos aus Milet neu angelegte Stadt in drei regelmässige, mit geraden Strassen nach ionischer Art versehene Theile getheilt wurde, den einen für die Handwerker, den andern für die Landbauer und den dritten für die Waffentragenden oder Krieger.2) Seit Hippodamos fanden die von ihm über neue Städteanlagen aufgestellten Regeln in Griechenland allgemeine, mehr oder weniger strenge Anwendung, so bei Smyrna, Kos, Mytilene, Alexandria und Antiochia, wie noch zu seinen Lebzeiten bei Thurium und Rhodos. Zufolge Strabo, V. 3, waren fruchtbare Lage, Nähe eines Hafens, gute Festungswerke und schöne Gebäude Das, was den Griechen bei ihren Städteanlagen genügte, während polizeiliche Anordnungen, Kloaken, Aquaeducte und gepflasterte Strassen 1) Klenze, S. 364. 2) Klenze, S. 411 ff.; Brunn, II. S. 362 ff.
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konnte, um selbst einer spätern Zukunft wieder als Unterlage zu dienen und in der Menschen-, in der Kunstgeschichte ein Ring der fortlaufenden Kette zu werden und zu sein. Eine griechische Dauer von Jahrhunderten haben nur einzelne Bauschulen oder Bauhütten des Mittelalters, wie namentlich z. B. die Bauhütte zu Strassburg seit dem ersten Beginne des Münsterbaues, die seit dem 13ten Jahrh. wenigstens bis auf den heutigen Tag ununterbrochen fortbesteht, weil der vollendete Bau fortwährende Reparaturen nöthig hatte, so dass die Kirchenfabrik ihre eigenen Steinmetzen forthielt und alle ursprünglichen Profile, Schablonen und Hülfswerkzeuge aufbewahrt wurden, um zerstörte Steinstücke und Theile des Thurmes und der Kirche gleich und sicher wiederherstellen zu können. 1) Dass trotz der herabsetzenden Ansichten des Aristoteles in seiner Politik VII, 9 im 5ten Jahrh. wenigstens im attischen Staate die Handwerke im Wesentlichen dieselbe Stellung und Rechte besessen haben, wie die mittelalterlichen Handwerker und Handwerksgenossenschaften, mag schon daraus entnommen werden, dass, als nach dem Rathe des Themistokles (+ 450 v. Chr.) der Piräus zum Haupthafen der Athenienser erklärt und erhoben worden, die dabei durch den Architekten und Sophisten Ilippodamos aus Milet neu angelegte Stadt in drei regelmässige, mit geraden Strassen nach ionischer Art versehene Theile getheilt wurde, den einen für die Handwerker, den andern für die Landbauer und den dritten für die Waffentragenden oder Krieger. 2) Seit Hippodamos fanden die von ihm über neue Städteanlagen aufgestellten Regeln in Griechenland allgemeine, mehr oder weniger strenge Anwendung, so bei Smyrna, Kos, Mytilene, Alexandria und Antiochia, wie noch zu seinen Lebzeiten bei Thurium und Rhodos. Zufolge Strabo, V. 3, waren fruchtbare Lage, Nähe eines Hafens, gute Festungswerke und schöne Gebäude Das, was den Griechen bei ihren Städteanlagen genügte, während polizeiliche Anordnungen, Kloaken, Aquaeducte und gepflasterte Strassen
1) Klenze, S. 364.
2) Klenze, S. 411 ff.; Brunn, II. S. 362 ff.
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