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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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belehrend sind.1) Deshalb war es auch zugleich so wichtig, und vorzüglich hatte dieses Suger gethan, in die Bauhütte Meister und Gesellen aus allen Gegenden zu versammeln, um sich auf die architektonische Höhe der Zeit zu erheben, sich die Kenntnisse und Vortheile Aller zu verschaffen und, mit diesen ausgerüstet, Neues zu unternehmen. Auch der mit St. Denis fast gleichzeitige Bau der Kathedrale von Chartres, bei welcher in einem seltenen Grade die fromme Laienhülfe mitwirkte, schliesst sich daher in der Aus- und Fortbildung des gothischen Styles an.2) Etwas später und nachdem in jenen französischen Gegenden der gothische Styl in seiner Ausbildung stets rascher vorangeschritten war und sich mehr ausgebreitet hatte, wurde Meister Wilhelm von dem von ihm geleiteten, im J. 1152 nach einem Brande begonnenen Baue der Kathedrale von Sens hinweg im J. 1175 nach Canterbury zur Herstellung des dortigen Domes berufen, wobei er begreiflich seinen vaterländischen Baustyl zur Anwendung brachte.3) Gleichzeitig mit der Kathedrale zu Sens und dem Dome zu Canterbury wurde in Frankreich namentlich zu Paris der Chor von Notre Dame gebaut,4) von welchem im J. 1177 ein Chronist sagte, dass, wenn er vollendet sein werde, kein anderes Gebäude diesseits der Berge mit ihm verglichen werden könne. Eine unmittelbare und sehr interessante Leistung der damaligen Bauhütte von Notre-Dame zu Paris ist nach Schnaase, V. S. 97 ff., die Collegiatkirche zu Mantes, an der Grenze der Normandie. Die Mitte des 13ten Jahrh., bald nach welcher Erwin von Steinbach und die Strassburger Bauhütte fallen, sind die regste und schönste Zeit des gothischen Baustyls in Frankreich, zumal unter der Regierung Ludwig des Heiligen, dessen Name für die französische Architektur und Kunst des Mittelalters nach dem Ausspruche eines französischen Archäologen dieselbe Bedeutung hat, wie der des Perikles

1) Schnaase, V. S. 52 ff.
2) Schnaase, V. S. 58 ff.
3) Schnaase, V. S. 90 ff.
4) Schnaase, V. S. 85 und 96.

belehrend sind.1) Deshalb war es auch zugleich so wichtig, und vorzüglich hatte dieses Suger gethan, in die Bauhütte Meister und Gesellen aus allen Gegenden zu versammeln, um sich auf die architektonische Höhe der Zeit zu erheben, sich die Kenntnisse und Vortheile Aller zu verschaffen und, mit diesen ausgerüstet, Neues zu unternehmen. Auch der mit St. Denis fast gleichzeitige Bau der Kathedrale von Chartres, bei welcher in einem seltenen Grade die fromme Laienhülfe mitwirkte, schliesst sich daher in der Aus- und Fortbildung des gothischen Styles an.2) Etwas später und nachdem in jenen französischen Gegenden der gothische Styl in seiner Ausbildung stets rascher vorangeschritten war und sich mehr ausgebreitet hatte, wurde Meister Wilhelm von dem von ihm geleiteten, im J. 1152 nach einem Brande begonnenen Baue der Kathedrale von Sens hinweg im J. 1175 nach Canterbury zur Herstellung des dortigen Domes berufen, wobei er begreiflich seinen vaterländischen Baustyl zur Anwendung brachte.3) Gleichzeitig mit der Kathedrale zu Sens und dem Dome zu Canterbury wurde in Frankreich namentlich zu Paris der Chor von Notre Dame gebaut,4) von welchem im J. 1177 ein Chronist sagte, dass, wenn er vollendet sein werde, kein anderes Gebäude diesseits der Berge mit ihm verglichen werden könne. Eine unmittelbare und sehr interessante Leistung der damaligen Bauhütte von Notre-Dame zu Paris ist nach Schnaase, V. S. 97 ff., die Collegiatkirche zu Mantes, an der Grenze der Normandie. Die Mitte des 13ten Jahrh., bald nach welcher Erwin von Steinbach und die Strassburger Bauhütte fallen, sind die regste und schönste Zeit des gothischen Baustyls in Frankreich, zumal unter der Regierung Ludwig des Heiligen, dessen Name für die französische Architektur und Kunst des Mittelalters nach dem Ausspruche eines französischen Archäologen dieselbe Bedeutung hat, wie der des Perikles

1) Schnaase, V. S. 52 ff.
2) Schnaase, V. S. 58 ff.
3) Schnaase, V. S. 90 ff.
4) Schnaase, V. S. 85 und 96.
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[433/0453] belehrend sind. 1) Deshalb war es auch zugleich so wichtig, und vorzüglich hatte dieses Suger gethan, in die Bauhütte Meister und Gesellen aus allen Gegenden zu versammeln, um sich auf die architektonische Höhe der Zeit zu erheben, sich die Kenntnisse und Vortheile Aller zu verschaffen und, mit diesen ausgerüstet, Neues zu unternehmen. Auch der mit St. Denis fast gleichzeitige Bau der Kathedrale von Chartres, bei welcher in einem seltenen Grade die fromme Laienhülfe mitwirkte, schliesst sich daher in der Aus- und Fortbildung des gothischen Styles an. 2) Etwas später und nachdem in jenen französischen Gegenden der gothische Styl in seiner Ausbildung stets rascher vorangeschritten war und sich mehr ausgebreitet hatte, wurde Meister Wilhelm von dem von ihm geleiteten, im J. 1152 nach einem Brande begonnenen Baue der Kathedrale von Sens hinweg im J. 1175 nach Canterbury zur Herstellung des dortigen Domes berufen, wobei er begreiflich seinen vaterländischen Baustyl zur Anwendung brachte. 3) Gleichzeitig mit der Kathedrale zu Sens und dem Dome zu Canterbury wurde in Frankreich namentlich zu Paris der Chor von Notre Dame gebaut, 4) von welchem im J. 1177 ein Chronist sagte, dass, wenn er vollendet sein werde, kein anderes Gebäude diesseits der Berge mit ihm verglichen werden könne. Eine unmittelbare und sehr interessante Leistung der damaligen Bauhütte von Notre-Dame zu Paris ist nach Schnaase, V. S. 97 ff., die Collegiatkirche zu Mantes, an der Grenze der Normandie. Die Mitte des 13ten Jahrh., bald nach welcher Erwin von Steinbach und die Strassburger Bauhütte fallen, sind die regste und schönste Zeit des gothischen Baustyls in Frankreich, zumal unter der Regierung Ludwig des Heiligen, dessen Name für die französische Architektur und Kunst des Mittelalters nach dem Ausspruche eines französischen Archäologen dieselbe Bedeutung hat, wie der des Perikles 1) Schnaase, V. S. 52 ff. 2) Schnaase, V. S. 58 ff. 3) Schnaase, V. S. 90 ff. 4) Schnaase, V. S. 85 und 96.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/453>, abgerufen am 15.06.2024.