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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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hier im normannischen Style bauten. So soll Gundulphus, ein Mönch aus Caen, die Kathedrale von Rochester, - Paulus, des Lanfrancus Neffe, die Klosterkirche von St. Albans und der berühmte Lanfrancus selbst, der die Abtei zu Caen unvollendet zurücklassen musste, als neuer Erzbischof von Canterbury durch mitgebrachte baukundige Mönche den dortigen eben niedergebrannten Dom neu erbaut haben. Die herübergekommenen normannischen Bauleute und Steinmetzen bildeten zu Canterbury eine eigene Schule, welche sich bleibend erhielt.1) Gundulphus war auch der Kriegsbaumeister des Eroberers und von ihm stammt der sog. weisse Thurm im Tower zu London, dessen Kapelle noch jetzt erhalten ist. Unter der Regierung des Wilhelm Rufus (1087 - 1100) bildete sich in England der eigenthümliche, aus continentalen und einheimisch britischen Elementen gemischte Styl aus, welchen die Engländer den normannischen nennen und in dem viele, noch erhaltene kirchliche Gebäude aufgeführt sind,2) vorzüglich aber auch zahlreiche befestigte herrschaftliche Schlösser. Der Styl hat ganz den Charakter des kriegerischen normannischen Eroberers; er ist fest und schwer, gleichsam kampfgerüstet und gepanzert, doch kühn, begeistert und prachtliebend. Nach Lübke geben auch die kirchlichen Gebäude mehr den Eindruck weltlicher Macht und kriegerischer Tüchtigkeit, als religiöser Stimmung. Das Untereinanderwerfen der Völker und die Verbindung der Baustyle der verschiedenen Gegenden eines Landes schon und noch mehr der verschiedenen Länder konnte nur anregend und zu neuen Bildungen führend wirken; wie die romanischen Sprachen als neue aus dem Kampfe zwischen der römischen und den germanischen Sprachen hervorgingen, ähnlich ging auch der gothische, der Spitzbogenstyl aus den verschiedenen romanischen Baustylen bei den nordischen Völkern hervor, wie dieses besonders an den von dem Abte Suger in der ersten Hälfte des 12ten Jahrh. zu St. Denis in Paris ausgefährten grossen Bauten wahrzunehmen ist und die in dieser Rücksicht ausserordentlich

1) Schnaase, IV. 2. S. 386 ff.
2) Vergl. auch Lübke, Gesch. der Archit., S. 370 ff.

hier im normannischen Style bauten. So soll Gundulphus, ein Mönch aus Caen, die Kathedrale von Rochester, – Paulus, des Lanfrancus Neffe, die Klosterkirche von St. Albans und der berühmte Lanfrancus selbst, der die Abtei zu Caen unvollendet zurücklassen musste, als neuer Erzbischof von Canterbury durch mitgebrachte baukundige Mönche den dortigen eben niedergebrannten Dom neu erbaut haben. Die herübergekommenen normannischen Bauleute und Steinmetzen bildeten zu Canterbury eine eigene Schule, welche sich bleibend erhielt.1) Gundulphus war auch der Kriegsbaumeister des Eroberers und von ihm stammt der sog. weisse Thurm im Tower zu London, dessen Kapelle noch jetzt erhalten ist. Unter der Regierung des Wilhelm Rufus (1087 – 1100) bildete sich in England der eigenthümliche, aus continentalen und einheimisch britischen Elementen gemischte Styl aus, welchen die Engländer den normannischen nennen und in dem viele, noch erhaltene kirchliche Gebäude aufgeführt sind,2) vorzüglich aber auch zahlreiche befestigte herrschaftliche Schlösser. Der Styl hat ganz den Charakter des kriegerischen normannischen Eroberers; er ist fest und schwer, gleichsam kampfgerüstet und gepanzert, doch kühn, begeistert und prachtliebend. Nach Lübke geben auch die kirchlichen Gebäude mehr den Eindruck weltlicher Macht und kriegerischer Tüchtigkeit, als religiöser Stimmung. Das Untereinanderwerfen der Völker und die Verbindung der Baustyle der verschiedenen Gegenden eines Landes schon und noch mehr der verschiedenen Länder konnte nur anregend und zu neuen Bildungen führend wirken; wie die romanischen Sprachen als neue aus dem Kampfe zwischen der römischen und den germanischen Sprachen hervorgingen, ähnlich ging auch der gothische, der Spitzbogenstyl aus den verschiedenen romanischen Baustylen bei den nordischen Völkern hervor, wie dieses besonders an den von dem Abte Suger in der ersten Hälfte des 12ten Jahrh. zu St. Denis in Paris ausgefährten grossen Bauten wahrzunehmen ist und die in dieser Rücksicht ausserordentlich

1) Schnaase, IV. 2. S. 386 ff.
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[432/0452] hier im normannischen Style bauten. So soll Gundulphus, ein Mönch aus Caen, die Kathedrale von Rochester, – Paulus, des Lanfrancus Neffe, die Klosterkirche von St. Albans und der berühmte Lanfrancus selbst, der die Abtei zu Caen unvollendet zurücklassen musste, als neuer Erzbischof von Canterbury durch mitgebrachte baukundige Mönche den dortigen eben niedergebrannten Dom neu erbaut haben. Die herübergekommenen normannischen Bauleute und Steinmetzen bildeten zu Canterbury eine eigene Schule, welche sich bleibend erhielt. 1) Gundulphus war auch der Kriegsbaumeister des Eroberers und von ihm stammt der sog. weisse Thurm im Tower zu London, dessen Kapelle noch jetzt erhalten ist. Unter der Regierung des Wilhelm Rufus (1087 – 1100) bildete sich in England der eigenthümliche, aus continentalen und einheimisch britischen Elementen gemischte Styl aus, welchen die Engländer den normannischen nennen und in dem viele, noch erhaltene kirchliche Gebäude aufgeführt sind, 2) vorzüglich aber auch zahlreiche befestigte herrschaftliche Schlösser. Der Styl hat ganz den Charakter des kriegerischen normannischen Eroberers; er ist fest und schwer, gleichsam kampfgerüstet und gepanzert, doch kühn, begeistert und prachtliebend. Nach Lübke geben auch die kirchlichen Gebäude mehr den Eindruck weltlicher Macht und kriegerischer Tüchtigkeit, als religiöser Stimmung. Das Untereinanderwerfen der Völker und die Verbindung der Baustyle der verschiedenen Gegenden eines Landes schon und noch mehr der verschiedenen Länder konnte nur anregend und zu neuen Bildungen führend wirken; wie die romanischen Sprachen als neue aus dem Kampfe zwischen der römischen und den germanischen Sprachen hervorgingen, ähnlich ging auch der gothische, der Spitzbogenstyl aus den verschiedenen romanischen Baustylen bei den nordischen Völkern hervor, wie dieses besonders an den von dem Abte Suger in der ersten Hälfte des 12ten Jahrh. zu St. Denis in Paris ausgefährten grossen Bauten wahrzunehmen ist und die in dieser Rücksicht ausserordentlich 1) Schnaase, IV. 2. S. 386 ff. 2) Vergl. auch Lübke, Gesch. der Archit., S. 370 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/452>, abgerufen am 22.11.2024.