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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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für die griechische.1) Jousselin von Courvault, ein geschickter Ingenieur, und Etudes von Montreuil, ein gewandter Baumeister, begleiteten den König auf seinem Kreuzzuge und leiteten die Befestigung von Jaffa; der noch bedeutendere Peter von Montereau wurde nachher der Meister der heimischen Bauten des Königs, namentlich der heiligen Kapelle von Paris, welche Schnaase das zierlichste und anmuthigste Gebäude dieser Epoche nennt. Es erregt die höchste Bewunderung, wenn man den eben so klaren als gründlichen Bericht Schnaase's in dem fünften Bande seines Werkes über die Einzelnbauten jener Zeiten in Frankreich liest, dass man mitten in den Bewegungen der Kreuzzüge noch die Kräfte an Menschen, Geld und Material gefunden habe, um so grosse und so zahlreiche gleichzeitige Bauten unternehmen und vollenden zu können. Der Bau der heiligen Kapelle (Ste. Chapelle), welcher zufolge Schnaase und dem ihm folgenden Lübke (S. 422) wegen seiner polychromen, orientalisirenden Pracht ein leuchtender Juwel des gothischen Styles ist, wurde im J. 1243 beschlossen und im J. 1251 vollendet; den Juwel der gothischen Architektur Schwabens nennt Lübke die Frauenkirche zu Esslingen.2) Es steht nicht zu bezweifeln, dass Peter von Montereau, welcher auch noch wegen zweier ähnlicher Bauten für die Abtei St. Germain-desPres berühmt war und den Semper, I. S. 511, den Iktinus des 13ten Jahrh. nennt, eine gleich ausgezeichnete Bauschule herangebildet und bedurft habe. Peter von Montereau starb im J. 1266 und wurde in der von ihm erbauten Marienkapelle der Abtei St. Germain beigesetzt. Gleich berühmt und gross war sein Zeitgenosse, der im J. 1289 verstorbene Meister Eudes de Montreuil. In seiner Grabschrift wird er ein Doktor der Werkleute genannt. Auf diese Weise war neben den Bauhütten von Cluny, von Laon und Noyon, Chartres,3) Rheims, Amiens4) u. s. w. diejenige von Notre-Dame zu Paris, wenn es zu Paris

1) Schnaase, V. S. 133 ff.
2) D. Kunstbl., 1857, S. 341.
3) Die Kathedrale bei Lübke, Gesch., S. 403.
4) Ebenso bei Lübke, S. 420.

für die griechische.1) Jousselin von Courvault, ein geschickter Ingenieur, und Etudes von Montreuil, ein gewandter Baumeister, begleiteten den König auf seinem Kreuzzuge und leiteten die Befestigung von Jaffa; der noch bedeutendere Peter von Montereau wurde nachher der Meister der heimischen Bauten des Königs, namentlich der heiligen Kapelle von Paris, welche Schnaase das zierlichste und anmuthigste Gebäude dieser Epoche nennt. Es erregt die höchste Bewunderung, wenn man den eben so klaren als gründlichen Bericht Schnaase’s in dem fünften Bande seines Werkes über die Einzelnbauten jener Zeiten in Frankreich liest, dass man mitten in den Bewegungen der Kreuzzüge noch die Kräfte an Menschen, Geld und Material gefunden habe, um so grosse und so zahlreiche gleichzeitige Bauten unternehmen und vollenden zu können. Der Bau der heiligen Kapelle (Ste. Chapelle), welcher zufolge Schnaase und dem ihm folgenden Lübke (S. 422) wegen seiner polychromen, orientalisirenden Pracht ein leuchtender Juwel des gothischen Styles ist, wurde im J. 1243 beschlossen und im J. 1251 vollendet; den Juwel der gothischen Architektur Schwabens nennt Lübke die Frauenkirche zu Esslingen.2) Es steht nicht zu bezweifeln, dass Peter von Montereau, welcher auch noch wegen zweier ähnlicher Bauten für die Abtei St. Germain-desPrés berühmt war und den Semper, I. S. 511, den Iktinus des 13ten Jahrh. nennt, eine gleich ausgezeichnete Bauschule herangebildet und bedurft habe. Peter von Montereau starb im J. 1266 und wurde in der von ihm erbauten Marienkapelle der Abtei St. Germain beigesetzt. Gleich berühmt und gross war sein Zeitgenosse, der im J. 1289 verstorbene Meister Eudes de Montreuil. In seiner Grabschrift wird er ein Doktor der Werkleute genannt. Auf diese Weise war neben den Bauhütten von Cluny, von Laon und Noyon, Chartres,3) Rheims, Amiens4) u. s. w. diejenige von Notre-Dame zu Paris, wenn es zu Paris

1) Schnaase, V. S. 133 ff.
2) D. Kunstbl., 1857, S. 341.
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[434/0454] für die griechische. 1) Jousselin von Courvault, ein geschickter Ingenieur, und Etudes von Montreuil, ein gewandter Baumeister, begleiteten den König auf seinem Kreuzzuge und leiteten die Befestigung von Jaffa; der noch bedeutendere Peter von Montereau wurde nachher der Meister der heimischen Bauten des Königs, namentlich der heiligen Kapelle von Paris, welche Schnaase das zierlichste und anmuthigste Gebäude dieser Epoche nennt. Es erregt die höchste Bewunderung, wenn man den eben so klaren als gründlichen Bericht Schnaase’s in dem fünften Bande seines Werkes über die Einzelnbauten jener Zeiten in Frankreich liest, dass man mitten in den Bewegungen der Kreuzzüge noch die Kräfte an Menschen, Geld und Material gefunden habe, um so grosse und so zahlreiche gleichzeitige Bauten unternehmen und vollenden zu können. Der Bau der heiligen Kapelle (Ste. Chapelle), welcher zufolge Schnaase und dem ihm folgenden Lübke (S. 422) wegen seiner polychromen, orientalisirenden Pracht ein leuchtender Juwel des gothischen Styles ist, wurde im J. 1243 beschlossen und im J. 1251 vollendet; den Juwel der gothischen Architektur Schwabens nennt Lübke die Frauenkirche zu Esslingen. 2) Es steht nicht zu bezweifeln, dass Peter von Montereau, welcher auch noch wegen zweier ähnlicher Bauten für die Abtei St. Germain-desPrés berühmt war und den Semper, I. S. 511, den Iktinus des 13ten Jahrh. nennt, eine gleich ausgezeichnete Bauschule herangebildet und bedurft habe. Peter von Montereau starb im J. 1266 und wurde in der von ihm erbauten Marienkapelle der Abtei St. Germain beigesetzt. Gleich berühmt und gross war sein Zeitgenosse, der im J. 1289 verstorbene Meister Eudes de Montreuil. In seiner Grabschrift wird er ein Doktor der Werkleute genannt. Auf diese Weise war neben den Bauhütten von Cluny, von Laon und Noyon, Chartres, 3) Rheims, Amiens 4) u. s. w. diejenige von Notre-Dame zu Paris, wenn es zu Paris 1) Schnaase, V. S. 133 ff. 2) D. Kunstbl., 1857, S. 341. 3) Die Kathedrale bei Lübke, Gesch., S. 403. 4) Ebenso bei Lübke, S. 420.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/454>, abgerufen am 21.06.2024.