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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Christus verherrlichend und zu den Ewigen sich emporhebend.1) Die christliche Rose, der Baum der Christenheit sollte reiche Blüthen und Früchte tragen. Am Fusse des Cranach'schen Rosenbildes betet Christus, umgeben von den 3 schlafenden Jüngern, zum Himmel empor, worin Hübner eine Andeutung der damaligen Bedrängniss der Kirche und des Statthalters Christi erblickt. - Eine Jungfrau oder Maria im Rosenhag aus der ersten Hälfte des 15ten Jahrh. befindet sich im Museum zu Cöln, von welchem Bilde Schnaase, VI. S. 458, eine Abbildung gegeben hat. - Den deutschen Mystikern des 14ten Jahrh. sind Rosen das Symbol zeitlichen Leidens.2) Die Stadt Raperswil am obern Züricher See liess sich von Papst Julius II. durch eine Urkunde vom 24. Juli 1512, den sog. Pannerbrief, die Gnade ertheilen, in ihren Fahnen und Pannern die rothe Farbe der Rosen in die goldene verändern und die Bildnisse des Erlösers und des heiligen Johannes des Täufers, die Taufe des Heilandes vorstellend, tragen zu dürfen.3) - Die sog. englischen Rosennobeln sind grosse aber ziemlich dünne Goldmünzen; auf der einen Seite derselben findet sich ein König, stehend auf einem Schiffe, abgebildet, und mitten auf dem Schiffe eine gefüllte Rose.4) Ueber Königs Laurins Rosengarten vergl. Alpenburg, deutsche Alpensagen, Nr. 255 und 358; der Rosengarten ist das Land der Glücklichen und Seligen. Die Peruaner nannten den Rosenstrauch den Baum des Himmels und die Incas von Peru erschienen bei gewissen Jahresfesten mit einer Krone von Rosen auf dem Haupte. Bei der Ankunft der Spanier verehrten die Mexikaner eine Göttin, welche sie die Rosenerheberin nannten und worin sie die gebenedeite Jungfrau in anderer Gestalt zu erkennen glaubten, da die letztere in der Litanei auch rosa mystica genannt wird. Schon im höchsten Alterthume wurde die Rose im Lande Seres (China und Cochin-

1) Vergl. auch Bunsen, Bibelwerk, zur angeführten Stelle des Jesaja.
2) Schnaase, VI. S. 49 und 51.
3) Mohr, Regesten (der Stadt Raperswil), I. S. 44, Nr. 104.
4) Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, S. 84.

Christus verherrlichend und zu den Ewigen sich emporhebend.1) Die christliche Rose, der Baum der Christenheit sollte reiche Blüthen und Früchte tragen. Am Fusse des Cranach’schen Rosenbildes betet Christus, umgeben von den 3 schlafenden Jüngern, zum Himmel empor, worin Hübner eine Andeutung der damaligen Bedrängniss der Kirche und des Statthalters Christi erblickt. – Eine Jungfrau oder Maria im Rosenhag aus der ersten Hälfte des 15ten Jahrh. befindet sich im Museum zu Cöln, von welchem Bilde Schnaase, VI. S. 458, eine Abbildung gegeben hat. – Den deutschen Mystikern des 14ten Jahrh. sind Rosen das Symbol zeitlichen Leidens.2) Die Stadt Raperswil am obern Züricher See liess sich von Papst Julius II. durch eine Urkunde vom 24. Juli 1512, den sog. Pannerbrief, die Gnade ertheilen, in ihren Fahnen und Pannern die rothe Farbe der Rosen in die goldene verändern und die Bildnisse des Erlösers und des heiligen Johannes des Täufers, die Taufe des Heilandes vorstellend, tragen zu dürfen.3) – Die sog. englischen Rosennobeln sind grosse aber ziemlich dünne Goldmünzen; auf der einen Seite derselben findet sich ein König, stehend auf einem Schiffe, abgebildet, und mitten auf dem Schiffe eine gefüllte Rose.4) Ueber Königs Laurins Rosengarten vergl. Alpenburg, deutsche Alpensagen, Nr. 255 und 358; der Rosengarten ist das Land der Glücklichen und Seligen. Die Peruaner nannten den Rosenstrauch den Baum des Himmels und die Incas von Peru erschienen bei gewissen Jahresfesten mit einer Krone von Rosen auf dem Haupte. Bei der Ankunft der Spanier verehrten die Mexikaner eine Göttin, welche sie die Rosenerheberin nannten und worin sie die gebenedeite Jungfrau in anderer Gestalt zu erkennen glaubten, da die letztere in der Litanei auch rosa mystica genannt wird. Schon im höchsten Alterthume wurde die Rose im Lande Seres (China und Cochin-

1) Vergl. auch Bunsen, Bibelwerk, zur angeführten Stelle des Jesaja.
2) Schnaase, VI. S. 49 und 51.
3) Mohr, Regesten (der Stadt Raperswil), I. S. 44, Nr. 104.
4) Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, S. 84.
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[361/0381] Christus verherrlichend und zu den Ewigen sich emporhebend. 1) Die christliche Rose, der Baum der Christenheit sollte reiche Blüthen und Früchte tragen. Am Fusse des Cranach’schen Rosenbildes betet Christus, umgeben von den 3 schlafenden Jüngern, zum Himmel empor, worin Hübner eine Andeutung der damaligen Bedrängniss der Kirche und des Statthalters Christi erblickt. – Eine Jungfrau oder Maria im Rosenhag aus der ersten Hälfte des 15ten Jahrh. befindet sich im Museum zu Cöln, von welchem Bilde Schnaase, VI. S. 458, eine Abbildung gegeben hat. – Den deutschen Mystikern des 14ten Jahrh. sind Rosen das Symbol zeitlichen Leidens. 2) Die Stadt Raperswil am obern Züricher See liess sich von Papst Julius II. durch eine Urkunde vom 24. Juli 1512, den sog. Pannerbrief, die Gnade ertheilen, in ihren Fahnen und Pannern die rothe Farbe der Rosen in die goldene verändern und die Bildnisse des Erlösers und des heiligen Johannes des Täufers, die Taufe des Heilandes vorstellend, tragen zu dürfen. 3) – Die sog. englischen Rosennobeln sind grosse aber ziemlich dünne Goldmünzen; auf der einen Seite derselben findet sich ein König, stehend auf einem Schiffe, abgebildet, und mitten auf dem Schiffe eine gefüllte Rose. 4) Ueber Königs Laurins Rosengarten vergl. Alpenburg, deutsche Alpensagen, Nr. 255 und 358; der Rosengarten ist das Land der Glücklichen und Seligen. Die Peruaner nannten den Rosenstrauch den Baum des Himmels und die Incas von Peru erschienen bei gewissen Jahresfesten mit einer Krone von Rosen auf dem Haupte. Bei der Ankunft der Spanier verehrten die Mexikaner eine Göttin, welche sie die Rosenerheberin nannten und worin sie die gebenedeite Jungfrau in anderer Gestalt zu erkennen glaubten, da die letztere in der Litanei auch rosa mystica genannt wird. Schon im höchsten Alterthume wurde die Rose im Lande Seres (China und Cochin- 1) Vergl. auch Bunsen, Bibelwerk, zur angeführten Stelle des Jesaja. 2) Schnaase, VI. S. 49 und 51. 3) Mohr, Regesten (der Stadt Raperswil), I. S. 44, Nr. 104. 4) Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, S. 84.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/381>, abgerufen am 24.11.2024.