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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Blut für Etwas stehen, den letzten Blutstropfen für Jemanden verspritzen, - mit treuem Blute anhängen. Mit dem Blute vererben sich die edlen Gesinnungen und die Geistesgaben, so dass die Reinheit und das Alter des Blutes der Prüfstein und der Massstab des Adels ist. Man sagt daher, von edlem Blute, vom Fürstenblute, vom Götterblute entsprossen und abstammend; selbst auf die Thiere, besonders auf die Pferde, wird dieses übertragen und die Araber erzählen die Stammbäume ihrer Pferde sorgfältiger und genauer als fast ihre eigenen. Schwab ruft:

"Ganz der Alte, das treue Heldenblut."

Ebenso wird das Bild von den Weinen gebraucht: Bringt mir Blut der edlen Reben, - der Traube süsses Sonnenblut, - des rothen Asmannhäusers Blut, - goldenes Muskatellerblut, - in der Traube goldenem Blut. Blutige Thränen sind die Thränen des bittersten Wehes und Schmerzes.

Mit dem Gedanken der Reinheit des Blutes steht die merkwürdige Bestimmung des öffentlichen Erbrechts vieler Staaten Mittelafrikas in Verbindung, dass die Regierung, der Thron nicht auf die Söhne des Herrschers selbst, sondern auf den ältesten Sohn seiner ältesten Schwester vererbt wird und dieser sonach als der Kronprinz gilt, weil man glaubt, dass das fürstliche Blut sich noch eher und gewisser bei den Söhnen der Schwester, als bei den eigenen Söhnen des Herrschers finde, welche leicht von einem Fremden bei der Unzuverlässigkeit der Frauen erzeugt sein können.1)

Bei den Griechen waren die bis zum Tode getreuen und unzertrennlichen Dioskuren die Beschützer der Heldenbrüderschaft, der Bruderliebe und Freundestreue,2) und insbesondere wurden ihnen die Göttergastmahle, die religiösen Freundes- und Liebesmahle, Theoxenien, gefeiert, welche Theoxenien an die germanischen Gilden oder Opfermahle erinnern. Das spartanische Symbol der Zusammen-

1) Barth, a. a. O., I. S. 374.
2) Welker, griech. Götterlehre, II. S. 421 ff.

Blut für Etwas stehen, den letzten Blutstropfen für Jemanden verspritzen, – mit treuem Blute anhängen. Mit dem Blute vererben sich die edlen Gesinnungen und die Geistesgaben, so dass die Reinheit und das Alter des Blutes der Prüfstein und der Massstab des Adels ist. Man sagt daher, von edlem Blute, vom Fürstenblute, vom Götterblute entsprossen und abstammend; selbst auf die Thiere, besonders auf die Pferde, wird dieses übertragen und die Araber erzählen die Stammbäume ihrer Pferde sorgfältiger und genauer als fast ihre eigenen. Schwab ruft:

„Ganz der Alte, das treue Heldenblut.“

Ebenso wird das Bild von den Weinen gebraucht: Bringt mir Blut der edlen Reben, – der Traube süsses Sonnenblut, – des rothen Asmannhäusers Blut, – goldenes Muskatellerblut, – in der Traube goldenem Blut. Blutige Thränen sind die Thränen des bittersten Wehes und Schmerzes.

Mit dem Gedanken der Reinheit des Blutes steht die merkwürdige Bestimmung des öffentlichen Erbrechts vieler Staaten Mittelafrikas in Verbindung, dass die Regierung, der Thron nicht auf die Söhne des Herrschers selbst, sondern auf den ältesten Sohn seiner ältesten Schwester vererbt wird und dieser sonach als der Kronprinz gilt, weil man glaubt, dass das fürstliche Blut sich noch eher und gewisser bei den Söhnen der Schwester, als bei den eigenen Söhnen des Herrschers finde, welche leicht von einem Fremden bei der Unzuverlässigkeit der Frauen erzeugt sein können.1)

Bei den Griechen waren die bis zum Tode getreuen und unzertrennlichen Dioskuren die Beschützer der Heldenbrüderschaft, der Bruderliebe und Freundestreue,2) und insbesondere wurden ihnen die Göttergastmahle, die religiösen Freundes- und Liebesmahle, Theoxenien, gefeiert, welche Theoxenien an die germanischen Gilden oder Opfermahle erinnern. Das spartanische Symbol der Zusammen-

1) Barth, a. a. O., I. S. 374.
2) Welker, griech. Götterlehre, II. S. 421 ff.
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 Mit dem Gedanken der Reinheit des Blutes steht die merkwürdige Bestimmung des öffentlichen Erbrechts vieler Staaten Mittelafrikas in Verbindung, dass die Regierung, der Thron nicht auf die Söhne des Herrschers selbst, sondern auf den ältesten Sohn seiner ältesten Schwester vererbt wird und dieser sonach als der Kronprinz gilt, weil man glaubt, dass das fürstliche Blut sich noch eher und gewisser bei den Söhnen der Schwester, als bei den eigenen Söhnen des Herrschers finde, welche leicht von einem Fremden bei der Unzuverlässigkeit der Frauen erzeugt sein können.<note place="foot" n="1)">Barth, a. a. O., I. S. 374.<lb/></note></p>
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[62/0082] Blut für Etwas stehen, den letzten Blutstropfen für Jemanden verspritzen, – mit treuem Blute anhängen. Mit dem Blute vererben sich die edlen Gesinnungen und die Geistesgaben, so dass die Reinheit und das Alter des Blutes der Prüfstein und der Massstab des Adels ist. Man sagt daher, von edlem Blute, vom Fürstenblute, vom Götterblute entsprossen und abstammend; selbst auf die Thiere, besonders auf die Pferde, wird dieses übertragen und die Araber erzählen die Stammbäume ihrer Pferde sorgfältiger und genauer als fast ihre eigenen. Schwab ruft: „Ganz der Alte, das treue Heldenblut.“ Ebenso wird das Bild von den Weinen gebraucht: Bringt mir Blut der edlen Reben, – der Traube süsses Sonnenblut, – des rothen Asmannhäusers Blut, – goldenes Muskatellerblut, – in der Traube goldenem Blut. Blutige Thränen sind die Thränen des bittersten Wehes und Schmerzes. Mit dem Gedanken der Reinheit des Blutes steht die merkwürdige Bestimmung des öffentlichen Erbrechts vieler Staaten Mittelafrikas in Verbindung, dass die Regierung, der Thron nicht auf die Söhne des Herrschers selbst, sondern auf den ältesten Sohn seiner ältesten Schwester vererbt wird und dieser sonach als der Kronprinz gilt, weil man glaubt, dass das fürstliche Blut sich noch eher und gewisser bei den Söhnen der Schwester, als bei den eigenen Söhnen des Herrschers finde, welche leicht von einem Fremden bei der Unzuverlässigkeit der Frauen erzeugt sein können. 1) Bei den Griechen waren die bis zum Tode getreuen und unzertrennlichen Dioskuren die Beschützer der Heldenbrüderschaft, der Bruderliebe und Freundestreue, 2) und insbesondere wurden ihnen die Göttergastmahle, die religiösen Freundes- und Liebesmahle, Theoxenien, gefeiert, welche Theoxenien an die germanischen Gilden oder Opfermahle erinnern. Das spartanische Symbol der Zusammen- 1) Barth, a. a. O., I. S. 374. 2) Welker, griech. Götterlehre, II. S. 421 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/82>, abgerufen am 24.11.2024.