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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Volksleben noch mit dem Fluche geschworen wird, dass den Meineidigen der Teufel holen solle. Bei den Römern wurde dieser Eid vor dem Kriegsspeere, dem Bilde des Jupiter geschworen, indem der stehende Schwörende einen Stein in der Rechten hielt, und nachdem er damit das Opferthier niedergeschlagen, die Worte sprach: wenn ich wissentlich betrüge, so möge der Lichtvater, wohlbewahrend Burg und Stadt, mich von Haus und Hof auswerfen, wie ich diesen Stein.1) - Auch bei den Juden wurde in der Weise der Bund beschworen, dass ein Opferthier in Stücke zerschnitten wurde und dann die Schwörenden zwischen den Stücken hindurchgingen mit dem Gelöbnisse und in dem Sinne, dass es den Eidbrüchigen ergehen solle, wie es dem Opferthiere ergangen sei. So heisst es bei Jeremia 34, 18: "Und die Männer, die meinen Bund übertreten, die nicht gehalten haben die Worte des Bundes, den sie vor mir geschlossen, will ich dem Kalbe gleich machen, welches sie entzwei geschnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchgingen: die Obersten von Juda und die Obersten von Jerusalem, die Kämmerer und die Priester und alles Volk des Landes, die hindurchgegangen zwischen den Stücken des Kalbes, die will ich geben in die Hand ihrer Feinde und in die Hand Derer, die ihnen nach dem Leben trachten, dass ihre Leichname ein Frass seien für die Vögel des Himmels und die Thiere der Erde." Derselbe Gebrauch wird schon in der Genesis 15, 10 und 17 erwähnt und dort von Abraham geübt, ist somit ein uralter und aus dem Stammsitze hergebrachter.

Mit der Sitte, den Bundes- und Freundschaftsbund und den Schwur mit dem Blute als dem Sitze der Seele und der Gefühle zu besiegeln, hängt es auch zusammen, bei seinem eigenen Blute oder auch beim Blute Gottes und des Heilandes zu betheuren, zu schwören und selbst zu fluchen.2) Ebenso gehören hierher die Redensarten: Jemanden mit warmem Blute oder wie sein eigenes Blut lieben, - für Etwas Gut und Blut einsetzen, mit Gut und

1) Lasaulx. Studien, S. 215, oben; Preller, röm. Mythologie, S. 220 ff.
2) Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, unter Blut.

Volksleben noch mit dem Fluche geschworen wird, dass den Meineidigen der Teufel holen solle. Bei den Römern wurde dieser Eid vor dem Kriegsspeere, dem Bilde des Jupiter geschworen, indem der stehende Schwörende einen Stein in der Rechten hielt, und nachdem er damit das Opferthier niedergeschlagen, die Worte sprach: wenn ich wissentlich betrüge, so möge der Lichtvater, wohlbewahrend Burg und Stadt, mich von Haus und Hof auswerfen, wie ich diesen Stein.1) – Auch bei den Juden wurde in der Weise der Bund beschworen, dass ein Opferthier in Stücke zerschnitten wurde und dann die Schwörenden zwischen den Stücken hindurchgingen mit dem Gelöbnisse und in dem Sinne, dass es den Eidbrüchigen ergehen solle, wie es dem Opferthiere ergangen sei. So heisst es bei Jeremia 34, 18: „Und die Männer, die meinen Bund übertreten, die nicht gehalten haben die Worte des Bundes, den sie vor mir geschlossen, will ich dem Kalbe gleich machen, welches sie entzwei geschnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchgingen: die Obersten von Juda und die Obersten von Jerusalem, die Kämmerer und die Priester und alles Volk des Landes, die hindurchgegangen zwischen den Stücken des Kalbes, die will ich geben in die Hand ihrer Feinde und in die Hand Derer, die ihnen nach dem Leben trachten, dass ihre Leichname ein Frass seien für die Vögel des Himmels und die Thiere der Erde.“ Derselbe Gebrauch wird schon in der Genesis 15, 10 und 17 erwähnt und dort von Abraham geübt, ist somit ein uralter und aus dem Stammsitze hergebrachter.

Mit der Sitte, den Bundes- und Freundschaftsbund und den Schwur mit dem Blute als dem Sitze der Seele und der Gefühle zu besiegeln, hängt es auch zusammen, bei seinem eigenen Blute oder auch beim Blute Gottes und des Heilandes zu betheuren, zu schwören und selbst zu fluchen.2) Ebenso gehören hierher die Redensarten: Jemanden mit warmem Blute oder wie sein eigenes Blut lieben, – für Etwas Gut und Blut einsetzen, mit Gut und

1) Lasaulx. Studien, S. 215, oben; Preller, röm. Mythologie, S. 220 ff.
2) Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, unter Blut.
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Volksleben noch mit dem Fluche geschworen wird, dass den Meineidigen der Teufel holen solle. Bei den Römern wurde dieser Eid vor dem Kriegsspeere, dem Bilde des Jupiter geschworen, indem der stehende Schwörende einen Stein in der Rechten hielt, und nachdem er damit das Opferthier niedergeschlagen, die Worte sprach: wenn ich wissentlich betrüge, so möge der Lichtvater, wohlbewahrend Burg und Stadt, mich von Haus und Hof auswerfen, wie ich diesen Stein.<note place="foot" n="1)">Lasaulx. Studien, S. 215, oben; Preller, röm. Mythologie, S. 220 ff.<lb/></note> &#x2013; Auch bei den Juden wurde in der Weise der Bund beschworen, dass ein Opferthier in Stücke zerschnitten wurde und dann die Schwörenden zwischen den Stücken hindurchgingen mit dem Gelöbnisse und in dem Sinne, dass es den Eidbrüchigen ergehen solle, wie es dem Opferthiere ergangen sei. So heisst es bei Jeremia 34, 18: &#x201E;Und die Männer, die meinen Bund übertreten, die nicht gehalten haben die Worte des Bundes, den sie vor mir geschlossen, will ich dem Kalbe gleich machen, welches sie entzwei geschnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchgingen: die Obersten von Juda und die Obersten von Jerusalem, die Kämmerer und die Priester und alles Volk des Landes, die hindurchgegangen zwischen den Stücken des Kalbes, die will ich geben in die Hand ihrer Feinde und in die Hand Derer, die ihnen nach dem Leben trachten, dass ihre Leichname ein Frass seien für die Vögel des Himmels und die Thiere der Erde.&#x201C; Derselbe Gebrauch wird schon in der Genesis 15, 10 und 17 erwähnt und dort von Abraham geübt, ist somit ein uralter und aus dem Stammsitze hergebrachter.</p>
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 Mit der Sitte, den Bundes- und Freundschaftsbund und den Schwur mit dem Blute als dem Sitze der Seele und der Gefühle zu besiegeln, hängt es auch zusammen, bei seinem eigenen Blute oder auch beim Blute Gottes und des Heilandes zu betheuren, zu schwören und selbst zu fluchen.<note place="foot" n="2)"> Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, unter Blut.<lb/></note> Ebenso gehören hierher die Redensarten: Jemanden mit warmem Blute oder wie sein eigenes Blut lieben, &#x2013; für Etwas Gut und Blut einsetzen, mit Gut und
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[61/0081] Volksleben noch mit dem Fluche geschworen wird, dass den Meineidigen der Teufel holen solle. Bei den Römern wurde dieser Eid vor dem Kriegsspeere, dem Bilde des Jupiter geschworen, indem der stehende Schwörende einen Stein in der Rechten hielt, und nachdem er damit das Opferthier niedergeschlagen, die Worte sprach: wenn ich wissentlich betrüge, so möge der Lichtvater, wohlbewahrend Burg und Stadt, mich von Haus und Hof auswerfen, wie ich diesen Stein. 1) – Auch bei den Juden wurde in der Weise der Bund beschworen, dass ein Opferthier in Stücke zerschnitten wurde und dann die Schwörenden zwischen den Stücken hindurchgingen mit dem Gelöbnisse und in dem Sinne, dass es den Eidbrüchigen ergehen solle, wie es dem Opferthiere ergangen sei. So heisst es bei Jeremia 34, 18: „Und die Männer, die meinen Bund übertreten, die nicht gehalten haben die Worte des Bundes, den sie vor mir geschlossen, will ich dem Kalbe gleich machen, welches sie entzwei geschnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchgingen: die Obersten von Juda und die Obersten von Jerusalem, die Kämmerer und die Priester und alles Volk des Landes, die hindurchgegangen zwischen den Stücken des Kalbes, die will ich geben in die Hand ihrer Feinde und in die Hand Derer, die ihnen nach dem Leben trachten, dass ihre Leichname ein Frass seien für die Vögel des Himmels und die Thiere der Erde.“ Derselbe Gebrauch wird schon in der Genesis 15, 10 und 17 erwähnt und dort von Abraham geübt, ist somit ein uralter und aus dem Stammsitze hergebrachter. Mit der Sitte, den Bundes- und Freundschaftsbund und den Schwur mit dem Blute als dem Sitze der Seele und der Gefühle zu besiegeln, hängt es auch zusammen, bei seinem eigenen Blute oder auch beim Blute Gottes und des Heilandes zu betheuren, zu schwören und selbst zu fluchen. 2) Ebenso gehören hierher die Redensarten: Jemanden mit warmem Blute oder wie sein eigenes Blut lieben, – für Etwas Gut und Blut einsetzen, mit Gut und 1) Lasaulx. Studien, S. 215, oben; Preller, röm. Mythologie, S. 220 ff. 2) Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, unter Blut.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/81>, abgerufen am 24.11.2024.