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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Helvetien sehr oft, z. B, auf einem in der Gegend von Thun aufgefundenen Ringe und auf zwei glatten, radförmig durchbrochenen Scheibchen mit 16 Speichen, deren je zwei immer näher beisammen stehen.1) In einer belgischen Sage begleitet ein Löwe den König Ottavian, den er erzogen hat, 19 Jahre lang als sein treuer Beschützer.2) Die Stadt Metz theilte sich im Mittelalter in 19 Parochieen, welche später zugleich politische Bedeutung erhielten,3) Jene Jungfrau von Tegerfelden mit den Gänsefüssen, die sich mit dem Goldkamme das Lockenhaar scheitelt und es mit Erlenhonig bestreicht, betrachtet sich auch im Spiegel4) des mondhellen Wassers, wie weit die Haare

1) Jahn, der Kanton Bern, S. 249 und 258.
2) Eckermann, a. a. O, III. 2. S. 266.
3) Heusler, Verfassungsgesch. der Stadt Basel, S. 467.
4) Diesen Spiegel hält ein indisches Brahmbild (bei Müller, a. a. O., Tafel I. Fig. 157 b) als den Spiegel unbefleckter Klarheit in der Mitte eines Siegesbogens in der Rechten. Auf einem indischen Symbolbilde der Menschenschöpfung erscheint diese Schöpfung als das Bild der darin sich spiegelnden Brahmasonne mit dem heiligen Dreiecke in der Mitte (Müller, Taf. IV. Fig. 31): dem goldenen Brahmspiegel gegenüber reicht eine Brahmahand eine in einen männlichen und weiblichen Theil gespaltene Erbse, als Symbol des Mannes und des Weibes, einer aus den Wolken hinaufreichenden Brahmahand herab. Die beiden Hände tragen, gewiss nicht ohne symbolische Bedeutung, unten am Arme ein Armband mit einer Perlenschnur darauf. Die zwei die Menschenschöpfung umfassenden Hände sind wohl als die schaffende Hand des Himmels und der Erde in der letzten Bedeutung aufzufassen, welche sich zur Schöpfung und in dem Wesen des Menschen vereinigen, da der Mensch mit dem Geiste dem Himmel und mit dem Körper der Erde angehört. Auf einem Brahm-Schekirbilde, d. i. einem Bilde der aus Brahm und Maja, aus Himmel und Erde, Geist und Materie, Unvergänglichkeit und Vergänglichkeit gemischten Welt, verschlingen sich zu beiden Seiten des kreisförmigen Bildes in dem sternenerfüllten Weltraume je die Hand des Brahm mit der Hand der Maja (Müller, Taf. IV. Fig. 33) und verkünden so die eigentliche Bedeutung des uralten Symbols der zwei verschlungenen Hände. Ueber dem Bilde leuchten die Sonne und der Mond, auch gleichsam zwei verschlungene Hände, das Symbol des Feuers und des Wassers. In der Mitte des Bildes steht der mythische Weltberg Meru, in dessen Gipfel die männlicher Feuerflammen emporschlagen und aus dem weiter unten die weiblichen Urgewässer in drei Strömen sich herabgiessen. Am Fusse des Berges stehen zwei blühende Lotos, welche von selbst an die

Helvetien sehr oft, z. B, auf einem in der Gegend von Thun aufgefundenen Ringe und auf zwei glatten, radförmig durchbrochenen Scheibchen mit 16 Speichen, deren je zwei immer näher beisammen stehen.1) In einer belgischen Sage begleitet ein Löwe den König Ottavian, den er erzogen hat, 19 Jahre lang als sein treuer Beschützer.2) Die Stadt Metz theilte sich im Mittelalter in 19 Parochieen, welche später zugleich politische Bedeutung erhielten,3) Jene Jungfrau von Tegerfelden mit den Gänsefüssen, die sich mit dem Goldkamme das Lockenhaar scheitelt und es mit Erlenhonig bestreicht, betrachtet sich auch im Spiegel4) des mondhellen Wassers, wie weit die Haare

1) Jahn, der Kanton Bern, S. 249 und 258.
2) Eckermann, a. a. O, III. 2. S. 266.
3) Heusler, Verfassungsgesch. der Stadt Basel, S. 467.
4) Diesen Spiegel hält ein indisches Brahmbild (bei Müller, a. a. O., Tafel I. Fig. 157 b) als den Spiegel unbefleckter Klarheit in der Mitte eines Siegesbogens in der Rechten. Auf einem indischen Symbolbilde der Menschenschöpfung erscheint diese Schöpfung als das Bild der darin sich spiegelnden Brahmasonne mit dem heiligen Dreiecke in der Mitte (Müller, Taf. IV. Fig. 31): dem goldenen Brahmspiegel gegenüber reicht eine Brahmahand eine in einen männlichen und weiblichen Theil gespaltene Erbse, als Symbol des Mannes und des Weibes, einer aus den Wolken hinaufreichenden Brahmahand herab. Die beiden Hände tragen, gewiss nicht ohne symbolische Bedeutung, unten am Arme ein Armband mit einer Perlenschnur darauf. Die zwei die Menschenschöpfung umfassenden Hände sind wohl als die schaffende Hand des Himmels und der Erde in der letzten Bedeutung aufzufassen, welche sich zur Schöpfung und in dem Wesen des Menschen vereinigen, da der Mensch mit dem Geiste dem Himmel und mit dem Körper der Erde angehört. Auf einem Brahm-Schekirbilde, d. i. einem Bilde der aus Brahm und Maja, aus Himmel und Erde, Geist und Materie, Unvergänglichkeit und Vergänglichkeit gemischten Welt, verschlingen sich zu beiden Seiten des kreisförmigen Bildes in dem sternenerfüllten Weltraume je die Hand des Brahm mit der Hand der Maja (Müller, Taf. IV. Fig. 33) und verkünden so die eigentliche Bedeutung des uralten Symbols der zwei verschlungenen Hände. Ueber dem Bilde leuchten die Sonne und der Mond, auch gleichsam zwei verschlungene Hände, das Symbol des Feuers und des Wassers. In der Mitte des Bildes steht der mythische Weltberg Meru, in dessen Gipfel die männlicher Feuerflammen emporschlagen und aus dem weiter unten die weiblichen Urgewässer in drei Strömen sich herabgiessen. Am Fusse des Berges stehen zwei blühende Lotos, welche von selbst an die
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[621/0641] Helvetien sehr oft, z. B, auf einem in der Gegend von Thun aufgefundenen Ringe und auf zwei glatten, radförmig durchbrochenen Scheibchen mit 16 Speichen, deren je zwei immer näher beisammen stehen. 1) In einer belgischen Sage begleitet ein Löwe den König Ottavian, den er erzogen hat, 19 Jahre lang als sein treuer Beschützer. 2) Die Stadt Metz theilte sich im Mittelalter in 19 Parochieen, welche später zugleich politische Bedeutung erhielten, 3) Jene Jungfrau von Tegerfelden mit den Gänsefüssen, die sich mit dem Goldkamme das Lockenhaar scheitelt und es mit Erlenhonig bestreicht, betrachtet sich auch im Spiegel 4) des mondhellen Wassers, wie weit die Haare 1) Jahn, der Kanton Bern, S. 249 und 258. 2) Eckermann, a. a. O, III. 2. S. 266. 3) Heusler, Verfassungsgesch. der Stadt Basel, S. 467. 4) Diesen Spiegel hält ein indisches Brahmbild (bei Müller, a. a. O., Tafel I. Fig. 157 b) als den Spiegel unbefleckter Klarheit in der Mitte eines Siegesbogens in der Rechten. Auf einem indischen Symbolbilde der Menschenschöpfung erscheint diese Schöpfung als das Bild der darin sich spiegelnden Brahmasonne mit dem heiligen Dreiecke in der Mitte (Müller, Taf. IV. Fig. 31): dem goldenen Brahmspiegel gegenüber reicht eine Brahmahand eine in einen männlichen und weiblichen Theil gespaltene Erbse, als Symbol des Mannes und des Weibes, einer aus den Wolken hinaufreichenden Brahmahand herab. Die beiden Hände tragen, gewiss nicht ohne symbolische Bedeutung, unten am Arme ein Armband mit einer Perlenschnur darauf. Die zwei die Menschenschöpfung umfassenden Hände sind wohl als die schaffende Hand des Himmels und der Erde in der letzten Bedeutung aufzufassen, welche sich zur Schöpfung und in dem Wesen des Menschen vereinigen, da der Mensch mit dem Geiste dem Himmel und mit dem Körper der Erde angehört. Auf einem Brahm-Schekirbilde, d. i. einem Bilde der aus Brahm und Maja, aus Himmel und Erde, Geist und Materie, Unvergänglichkeit und Vergänglichkeit gemischten Welt, verschlingen sich zu beiden Seiten des kreisförmigen Bildes in dem sternenerfüllten Weltraume je die Hand des Brahm mit der Hand der Maja (Müller, Taf. IV. Fig. 33) und verkünden so die eigentliche Bedeutung des uralten Symbols der zwei verschlungenen Hände. Ueber dem Bilde leuchten die Sonne und der Mond, auch gleichsam zwei verschlungene Hände, das Symbol des Feuers und des Wassers. In der Mitte des Bildes steht der mythische Weltberg Meru, in dessen Gipfel die männlicher Feuerflammen emporschlagen und aus dem weiter unten die weiblichen Urgewässer in drei Strömen sich herabgiessen. Am Fusse des Berges stehen zwei blühende Lotos, welche von selbst an die

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/641>, abgerufen am 19.05.2024.