Der ägyptische Priester war zugleich der einzig Wissende und deshalb mit Recht der Berather des Königs und der Leiter, Verwalter und Richter des Staates, des Volkes; auch die Pythagoräer wollten wissen und regieren. Das ausschliessliche Wissen war das Mittel zum ausschliesslichen Regieren, daher musste jenes auf die Bevorrechteten beschränkt bleiben, d. h. durfte den Nichtberechtigten nicht mitgetheilt werden, war für sie ein Geheimniss. Die Aufnahme in den Stand und Bund der Priester, der Wissenden und Regenten, - der chaldäisch-persischen Mager, der griechischen Pythagoräer, der gallischen Druiden, war eine Priesterweihe, von den Pythagoräern die orphische Weihe genannt, weil der Thracier Orpheus, nach Aristoteles keine historische, sondern eine blos mythische Person,1) der Gründer und Stifter des zur Zeit des Auftretens des Pythagoras in Griechenland vorherrschenden Dionysoskultus und der dionysischen Mysterien sein sollte, und hieran Pyth. mit politischer Einsicht und Absicht seine priesterlichen Weihen anlehnte. Wollte Pyth. in Griechenland mit seinem ägyptischen Wissen und Streben Eingang gewinnen, musste er sich und seine Lehre und Schule in die griechische Sprache, Form und Begriffe einkleiden, und um dieses thun zu können, hatte der Aegypter Pythagoras nachträglich und kurz vor dem Antritte seines Lehramtes, seines Prophetenamtes sich noch zu Kreta und Libethri, sowie vermuthlieh auch zu Samothrace einweihen lassen, gleichsam die griechische Sprache und Religionsübung erlernt. Der Name und die Form, Dionysos, ist griechisch, aber der lnhalt ist ägyptisch, ist Osiris, ist die ägyptische Kosmogonie, Theologie, Philosophie, Moral und Symbolik. Je tiefer man durch das sorgfältigste Studium in die pythagoreische Geschichte eindringen wird, um so mehr wird man diese einfachen Sätze, diese Grundsätze bestätigt und bewahrheitet finden; der pythagoreische Bund fiel und wurde zerstört, weil und insofern er ägyptisch, ausländisch, fremdartig war; der Geist aber, der aus der
1) Vergl. die diesfällige Literatur bei Beck, Anleitung zur genauern Kenntniss der Welt- und Völkergeschichte, I. 1. S. 802.
Der ägyptische Priester war zugleich der einzig Wissende und deshalb mit Recht der Berather des Königs und der Leiter, Verwalter und Richter des Staates, des Volkes; auch die Pythagoräer wollten wissen und regieren. Das ausschliessliche Wissen war das Mittel zum ausschliesslichen Regieren, daher musste jenes auf die Bevorrechteten beschränkt bleiben, d. h. durfte den Nichtberechtigten nicht mitgetheilt werden, war für sie ein Geheimniss. Die Aufnahme in den Stand und Bund der Priester, der Wissenden und Regenten, - der chaldäisch-persischen Mager, der griechischen Pythagoräer, der gallischen Druiden, war eine Priesterweihe, von den Pythagoräern die orphische Weihe genannt, weil der Thracier Orpheus, nach Aristoteles keine historische, sondern eine blos mythische Person,1) der Gründer und Stifter des zur Zeit des Auftretens des Pythagoras in Griechenland vorherrschenden Dionysoskultus und der dionysischen Mysterien sein sollte, und hieran Pyth. mit politischer Einsicht und Absicht seine priesterlichen Weihen anlehnte. Wollte Pyth. in Griechenland mit seinem ägyptischen Wissen und Streben Eingang gewinnen, musste er sich und seine Lehre und Schule in die griechische Sprache, Form und Begriffe einkleiden, und um dieses thun zu können, hatte der Aegypter Pythagoras nachträglich und kurz vor dem Antritte seines Lehramtes, seines Prophetenamtes sich noch zu Kreta und Libethri, sowie vermuthlieh auch zu Samothrace einweihen lassen, gleichsam die griechische Sprache und Religionsübung erlernt. Der Name und die Form, Dionysos, ist griechisch, aber der lnhalt ist ägyptisch, ist Osiris, ist die ägyptische Kosmogonie, Theologie, Philosophie, Moral und Symbolik. Je tiefer man durch das sorgfältigste Studium in die pythagoreische Geschichte eindringen wird, um so mehr wird man diese einfachen Sätze, diese Grundsätze bestätigt und bewahrheitet finden; der pythagoreische Bund fiel und wurde zerstört, weil und insofern er ägyptisch, ausländisch, fremdartig war; der Geist aber, der aus der
1) Vergl. die diesfällige Literatur bei Beck, Anleitung zur genauern Kenntniss der Welt- und Völkergeschichte, I. 1. S. 802.
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Der ägyptische Priester war zugleich der einzig Wissende und deshalb mit Recht der Berather des Königs und der Leiter, Verwalter und Richter des Staates, des Volkes; auch die Pythagoräer wollten wissen und regieren. Das ausschliessliche Wissen war das Mittel zum ausschliesslichen Regieren, daher musste jenes auf die Bevorrechteten beschränkt bleiben, d. h. durfte den Nichtberechtigten nicht mitgetheilt werden, war für sie ein Geheimniss. Die Aufnahme in den Stand und Bund der Priester, der Wissenden und Regenten, - der chaldäisch-persischen Mager, der griechischen Pythagoräer, der gallischen Druiden, war eine Priesterweihe, von den Pythagoräern die orphische Weihe genannt, weil der Thracier Orpheus, nach Aristoteles keine historische, sondern eine blos mythische Person, 1) der Gründer und Stifter des zur Zeit des Auftretens des Pythagoras in Griechenland vorherrschenden Dionysoskultus und der dionysischen Mysterien sein sollte, und hieran Pyth. mit politischer Einsicht und Absicht seine priesterlichen Weihen anlehnte. Wollte Pyth. in Griechenland mit seinem ägyptischen Wissen und Streben Eingang gewinnen, musste er sich und seine Lehre und Schule in die griechische Sprache, Form und Begriffe einkleiden, und um dieses thun zu können, hatte der Aegypter Pythagoras nachträglich und kurz vor dem Antritte seines Lehramtes, seines Prophetenamtes sich noch zu Kreta und Libethri, sowie vermuthlieh auch zu Samothrace einweihen lassen, gleichsam die griechische Sprache und Religionsübung erlernt. Der Name und die Form, Dionysos, ist griechisch, aber der lnhalt ist ägyptisch, ist Osiris, ist die ägyptische Kosmogonie, Theologie, Philosophie, Moral und Symbolik. Je tiefer man durch das sorgfältigste Studium in die pythagoreische Geschichte eindringen wird, um so mehr wird man diese einfachen Sätze, diese Grundsätze bestätigt und bewahrheitet finden; der pythagoreische Bund fiel und wurde zerstört, weil und insofern er ägyptisch, ausländisch, fremdartig war; der Geist aber, der aus der
1) Vergl. die diesfällige Literatur bei Beck, Anleitung zur genauern Kenntniss der Welt- und Völkergeschichte, I. 1. S. 802.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/600>, abgerufen am 01.07.2024.
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