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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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findet sich ein rother Strich.1) - Der Phratrie der Eteo-Butaden in Athen stand der Vorrang zu, an dem Feste der Skirophorien ([fremdsprachliches Material]) den weissen Sonnenschirm ([fremdsprachliches Material], umbella, das deutsche Schirm) zu tragen, welcher, sagt Ritter, Vorhalle S. 403, als Zeichen galt, dass es nun wieder Zeit sei, Häuser zu bauen, gewiss aber ein Symbol des Sonnendienstes, der die Sonnenschirme nöthig machenden Sonne war,2) wie denn auch Ritter selbst darin einen Rest altasiatischen Sonnen-Kultus aufbewahrt findet. Die Skira wurden nach Preller, griech. Mythol., I. S. 137, der Athena Ergane, der Spinnerin und Weberin Bertha der deutschen Mythologie, in den letzten Tagen des Saatmonats Pyanepsion, d. h. in der Herbstzeit (nach Rinck am 12ten des Monats Skirophorion oder am 9. Juni) gefeiert und der Sonnenschirm war wohl das Symbol, dass die Sonne, hier die Athena als Erd- und Erntegöttin, als Demeter gefasst, die Saat beschützen und gedeihen lassen möge. Hiermit stimmt zusammen, dass man an diesem Feste das Gewebe am Peplos der Athena, dem Symbole der Saat selbst, begann und dass dieser Peplos an den Panathenäen, d. h. im Monate der Ernte dargebracht wurde. - Das Mithrasdenkmal von Heddernheim stellt das Leben der Menschheit und des geweihten Menschen auf einem Bande über dem Hauptbilde in vier Stadien oder Perioden mit drei Lebensbäumen dazwischen dar. Zuerst erscheint der halbentwickelte Mensch, wie in der Wiege, im Herzen eines unentwickelten Baumes, die Geburt des Lehrlings. Hierauf folgt die zweite Periode, die der Arbeit und des Kampfes gegen das Böse; der Eingeweihte schleppt mühevoll auf dem Rücken einen Stier dahin, hinter welchem eine Schlange zu dem Baume des Lebens aufspringt, d. h. er ringt mit dem Bösen, mit der Erdenlast. Dem siegreich Ringenden, dem Gesellen wird als Meister auf dem dritten Bilde von einem geflügelten menschgestalteten Genius die Krone des Mithra auf das Haupt gesetzt. Auf dem vierten Bilde endlich

1) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 128.
2) Rinck, II. S. 62 ff.

findet sich ein rother Strich.1) – Der Phratrie der Eteo-Butaden in Athen stand der Vorrang zu, an dem Feste der Skirophorien ([fremdsprachliches Material]) den weissen Sonnenschirm ([fremdsprachliches Material], umbella, das deutsche Schirm) zu tragen, welcher, sagt Ritter, Vorhalle S. 403, als Zeichen galt, dass es nun wieder Zeit sei, Häuser zu bauen, gewiss aber ein Symbol des Sonnendienstes, der die Sonnenschirme nöthig machenden Sonne war,2) wie denn auch Ritter selbst darin einen Rest altasiatischen Sonnen-Kultus aufbewahrt findet. Die Skira wurden nach Preller, griech. Mythol., I. S. 137, der Athena Ergane, der Spinnerin und Weberin Bertha der deutschen Mythologie, in den letzten Tagen des Saatmonats Pyanepsion, d. h. in der Herbstzeit (nach Rinck am 12ten des Monats Skirophorion oder am 9. Juni) gefeiert und der Sonnenschirm war wohl das Symbol, dass die Sonne, hier die Athena als Erd- und Erntegöttin, als Demeter gefasst, die Saat beschützen und gedeihen lassen möge. Hiermit stimmt zusammen, dass man an diesem Feste das Gewebe am Peplos der Athena, dem Symbole der Saat selbst, begann und dass dieser Peplos an den Panathenäen, d. h. im Monate der Ernte dargebracht wurde. – Das Mithrasdenkmal von Heddernheim stellt das Leben der Menschheit und des geweihten Menschen auf einem Bande über dem Hauptbilde in vier Stadien oder Perioden mit drei Lebensbäumen dazwischen dar. Zuerst erscheint der halbentwickelte Mensch, wie in der Wiege, im Herzen eines unentwickelten Baumes, die Geburt des Lehrlings. Hierauf folgt die zweite Periode, die der Arbeit und des Kampfes gegen das Böse; der Eingeweihte schleppt mühevoll auf dem Rücken einen Stier dahin, hinter welchem eine Schlange zu dem Baume des Lebens aufspringt, d. h. er ringt mit dem Bösen, mit der Erdenlast. Dem siegreich Ringenden, dem Gesellen wird als Meister auf dem dritten Bilde von einem geflügelten menschgestalteten Genius die Krone des Mithra auf das Haupt gesetzt. Auf dem vierten Bilde endlich

1) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 128.
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[550/0570] findet sich ein rother Strich. 1) – Der Phratrie der Eteo-Butaden in Athen stand der Vorrang zu, an dem Feste der Skirophorien (_ ) den weissen Sonnenschirm (_ , umbella, das deutsche Schirm) zu tragen, welcher, sagt Ritter, Vorhalle S. 403, als Zeichen galt, dass es nun wieder Zeit sei, Häuser zu bauen, gewiss aber ein Symbol des Sonnendienstes, der die Sonnenschirme nöthig machenden Sonne war, 2) wie denn auch Ritter selbst darin einen Rest altasiatischen Sonnen-Kultus aufbewahrt findet. Die Skira wurden nach Preller, griech. Mythol., I. S. 137, der Athena Ergane, der Spinnerin und Weberin Bertha der deutschen Mythologie, in den letzten Tagen des Saatmonats Pyanepsion, d. h. in der Herbstzeit (nach Rinck am 12ten des Monats Skirophorion oder am 9. Juni) gefeiert und der Sonnenschirm war wohl das Symbol, dass die Sonne, hier die Athena als Erd- und Erntegöttin, als Demeter gefasst, die Saat beschützen und gedeihen lassen möge. Hiermit stimmt zusammen, dass man an diesem Feste das Gewebe am Peplos der Athena, dem Symbole der Saat selbst, begann und dass dieser Peplos an den Panathenäen, d. h. im Monate der Ernte dargebracht wurde. – Das Mithrasdenkmal von Heddernheim stellt das Leben der Menschheit und des geweihten Menschen auf einem Bande über dem Hauptbilde in vier Stadien oder Perioden mit drei Lebensbäumen dazwischen dar. Zuerst erscheint der halbentwickelte Mensch, wie in der Wiege, im Herzen eines unentwickelten Baumes, die Geburt des Lehrlings. Hierauf folgt die zweite Periode, die der Arbeit und des Kampfes gegen das Böse; der Eingeweihte schleppt mühevoll auf dem Rücken einen Stier dahin, hinter welchem eine Schlange zu dem Baume des Lebens aufspringt, d. h. er ringt mit dem Bösen, mit der Erdenlast. Dem siegreich Ringenden, dem Gesellen wird als Meister auf dem dritten Bilde von einem geflügelten menschgestalteten Genius die Krone des Mithra auf das Haupt gesetzt. Auf dem vierten Bilde endlich 1) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 128. 2) Rinck, II. S. 62 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/570>, abgerufen am 22.11.2024.