Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.L. Das Viereck und die Vierzahl. Das Viereck hat zunächst keine symbolische Bedeutung trotz der geäusserten abweichenden Ansichten, besonders von Br. Krause in den Kunsturkunden, I. 2. S. 455 ff., und Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 157 ff. Baehr fasst in dem salomonischen Tempel S. 96 nochmals seine Ansichten in die Worte zusammen: "Das Viereck ist also die Himmelsform, der Himmelstypus, das Raumgesetz für den Himmel." Vergl. ebendaselbst S. 277 ff., wo Baehr sagt: "Das Viereck, als die dem grossen Hause der Gottheit (Welt oder Himmel) zu Grunde liegende Form erbot sich daher sozusagen von selbst zu der Form für den kleinen Umschliessungsraum der mit dem Idol verbundenen Gottheit, für den Tempel. Und in der That zeigt sich mit merkwürdiger Uebereinstimmung von den ältesten Zeiten an in Asien, wie in Afrika, in Europa wie in Amerika das Viereck und namentlich das vollkommene Viereck oder Quadrat als die Grundform der Götterwohnungen, wobei sich der kosmische Charakter dieser Form in den meisten Fällen noch namentlich darin ausspricht, dass das Tempelviereck orientirt, d. h. dem Himmelsviereck parallel gestellt oder gerichtet ist." Baehr wendet sodann dieses als Beispiel auf die Römer und die ihnen vorbildlichen Etrusker an, bei denen mit dem Worte Templum ursprünglich der Himmelsraum bezeichnet worden sei, insofern er behufs der Auspicien in besondere regiones einund abgetheilt gewesen. Allein das Viereck und sogar das längliche rechtwinkelige Viereck, als die Gestalt der heiligen Gebäude und der Gebäude überhaupt, war und ist durchaus natürlich und entspringt dem einfachsten Kunstsinne der Vergangenheit und Gegenwart, wie es sicher auch in der Zukunft oder für alle Zeiten der Fall sein wird. Sobald man heilige oder Privatgebäude einmal aufführte, war man bedacht, denselben eine zweckmässige L. Das Viereck und die Vierzahl. Das Viereck hat zunächst keine symbolische Bedeutung trotz der geäusserten abweichenden Ansichten, besonders von Br. Krause in den Kunsturkunden, I. 2. S. 455 ff., und Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 157 ff. Baehr fasst in dem salomonischen Tempel S. 96 nochmals seine Ansichten in die Worte zusammen: „Das Viereck ist also die Himmelsform, der Himmelstypus, das Raumgesetz für den Himmel.“ Vergl. ebendaselbst S. 277 ff., wo Baehr sagt: „Das Viereck, als die dem grossen Hause der Gottheit (Welt oder Himmel) zu Grunde liegende Form erbot sich daher sozusagen von selbst zu der Form für den kleinen Umschliessungsraum der mit dem Idol verbundenen Gottheit, für den Tempel. Und in der That zeigt sich mit merkwürdiger Uebereinstimmung von den ältesten Zeiten an in Asien, wie in Afrika, in Europa wie in Amerika das Viereck und namentlich das vollkommene Viereck oder Quadrat als die Grundform der Götterwohnungen, wobei sich der kosmische Charakter dieser Form in den meisten Fällen noch namentlich darin ausspricht, dass das Tempelviereck orientirt, d. h. dem Himmelsviereck parallel gestellt oder gerichtet ist.“ Baehr wendet sodann dieses als Beispiel auf die Römer und die ihnen vorbildlichen Etrusker an, bei denen mit dem Worte Templum ursprünglich der Himmelsraum bezeichnet worden sei, insofern er behufs der Auspicien in besondere regiones einund abgetheilt gewesen. Allein das Viereck und sogar das längliche rechtwinkelige Viereck, als die Gestalt der heiligen Gebäude und der Gebäude überhaupt, war und ist durchaus natürlich und entspringt dem einfachsten Kunstsinne der Vergangenheit und Gegenwart, wie es sicher auch in der Zukunft oder für alle Zeiten der Fall sein wird. Sobald man heilige oder Privatgebäude einmal aufführte, war man bedacht, denselben eine zweckmässige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0501" n="481"/> <head>L.<lb/> Das Viereck und die Vierzahl.</head><lb/> <p> Das Viereck hat zunächst keine symbolische Bedeutung trotz der geäusserten abweichenden Ansichten, besonders von Br. Krause in den Kunsturkunden, I. 2. S. 455 ff., und Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 157 ff. Baehr fasst in dem salomonischen Tempel S. 96 nochmals seine Ansichten in die Worte zusammen: „Das Viereck ist also die Himmelsform, der Himmelstypus, das Raumgesetz für den Himmel.“ Vergl. ebendaselbst S. 277 ff., wo Baehr sagt: „Das Viereck, als die dem grossen Hause der Gottheit (Welt oder Himmel) zu Grunde liegende Form erbot sich daher sozusagen von selbst zu der Form für den kleinen Umschliessungsraum der mit dem Idol verbundenen Gottheit, für den Tempel. Und in der That zeigt sich mit merkwürdiger Uebereinstimmung von den ältesten Zeiten an in Asien, wie in Afrika, in Europa wie in Amerika das Viereck und namentlich das vollkommene Viereck oder Quadrat als die Grundform der Götterwohnungen, wobei sich der kosmische Charakter dieser Form in den meisten Fällen noch namentlich darin ausspricht, dass das Tempelviereck orientirt, d. h. dem Himmelsviereck parallel gestellt oder gerichtet ist.“ Baehr wendet sodann dieses als Beispiel auf die Römer und die ihnen vorbildlichen Etrusker an, bei denen mit dem Worte Templum ursprünglich der Himmelsraum bezeichnet worden sei, insofern er behufs der Auspicien in besondere regiones einund abgetheilt gewesen. Allein das Viereck und sogar das längliche rechtwinkelige Viereck, als die Gestalt der heiligen Gebäude und der Gebäude überhaupt, war und ist durchaus natürlich und entspringt dem einfachsten Kunstsinne der Vergangenheit und Gegenwart, wie es sicher auch in der Zukunft oder für alle Zeiten der Fall sein wird. Sobald man heilige oder Privatgebäude einmal aufführte, war man bedacht, denselben eine zweckmässige </p> </div> </body> </text> </TEI> [481/0501]
L.
Das Viereck und die Vierzahl.
Das Viereck hat zunächst keine symbolische Bedeutung trotz der geäusserten abweichenden Ansichten, besonders von Br. Krause in den Kunsturkunden, I. 2. S. 455 ff., und Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 157 ff. Baehr fasst in dem salomonischen Tempel S. 96 nochmals seine Ansichten in die Worte zusammen: „Das Viereck ist also die Himmelsform, der Himmelstypus, das Raumgesetz für den Himmel.“ Vergl. ebendaselbst S. 277 ff., wo Baehr sagt: „Das Viereck, als die dem grossen Hause der Gottheit (Welt oder Himmel) zu Grunde liegende Form erbot sich daher sozusagen von selbst zu der Form für den kleinen Umschliessungsraum der mit dem Idol verbundenen Gottheit, für den Tempel. Und in der That zeigt sich mit merkwürdiger Uebereinstimmung von den ältesten Zeiten an in Asien, wie in Afrika, in Europa wie in Amerika das Viereck und namentlich das vollkommene Viereck oder Quadrat als die Grundform der Götterwohnungen, wobei sich der kosmische Charakter dieser Form in den meisten Fällen noch namentlich darin ausspricht, dass das Tempelviereck orientirt, d. h. dem Himmelsviereck parallel gestellt oder gerichtet ist.“ Baehr wendet sodann dieses als Beispiel auf die Römer und die ihnen vorbildlichen Etrusker an, bei denen mit dem Worte Templum ursprünglich der Himmelsraum bezeichnet worden sei, insofern er behufs der Auspicien in besondere regiones einund abgetheilt gewesen. Allein das Viereck und sogar das längliche rechtwinkelige Viereck, als die Gestalt der heiligen Gebäude und der Gebäude überhaupt, war und ist durchaus natürlich und entspringt dem einfachsten Kunstsinne der Vergangenheit und Gegenwart, wie es sicher auch in der Zukunft oder für alle Zeiten der Fall sein wird. Sobald man heilige oder Privatgebäude einmal aufführte, war man bedacht, denselben eine zweckmässige
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |