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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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von Vohu-mano (Bahman) aufgenommen wird. Dem Bösen erscheinen die schlechten Thaten in Gestalt eines hässlichen Mädchens, er wird zur tiefsten Hölle geschleppt, wo Agra-mainyus und seine Daevas ihn mit Spottnamen empfangen und durch alle erdenklichen Qualen zu peinigen geloben1).

Bei den Indern ist Jamas oder Jas, der Sohn der Sonne, in der Unterwelt Jamapuram, der Richter über die Seelen der Todten. Jamas, wörtlich der Bändiger, oder auch Vamanas, der Beruhiger, der Bezähmer, ist die Personification des Todes, - der Beherrscher der Todten, der Geister aller Abgestorbenen, der guten wie der bösen, daher sein Beiname Antakas oder Kritantas, der das Ende Bereitende, - Pretapatis oder Pretaradscha, der Todtenkönig, - Guptis, der Verberger, - Dadhnas, der Das, was er hat, festhält, - Dschiwitecas, der Herr des Lebens, - Kalas, die Zeit oder der Tod. Als Todtenrichter ist Jamas Feind der Bösen und Gott der Gerechtigkeit, wie die Namen Dharmas , Gerechtigkeit, - Dharmaradscha, König der Gerechtigkeit, - Kinacas, Zerstörer, der Schlechte, - Bhimacasanas, dessen Gebote fürchterlich sind, - Samawarti, der Alles Ausgleichende, - Kankas und Karmakaras, der Werkthätige, beweisen. Die Seelen der Verstorbenen werden von den Dienern Jamas' geholt, indem sie dieselben aus den Leichnamen ziehen, mit Stricken binden und fortführen. Bei ganz besonders frommen Menschen holt Jamas die Seele selbst. Wenn die Boten Jamas' nun eine Seele vor den Todtenrichter gebracht haben, so befiehlt dieser seinem ersten Diener oder Schreiber, Namens Tschitraguptas oder Tschandraguptas, das Verzeiehniss aller guten und schlechten Thaten des Verstorbenen, über welche er ein Buch führt, das Ugrasandhami genannt wird, vorzulesen, und nach Verhältniss und Art und Weise derselben wird die Seele entweder im Paradiese belohnt oder in eine der Höllen gebracht2). - Jamas heisst auch Dhamas, der Blasende, welche Benennung vielleicht in Beziehung zu der Idee steht, nach wel-

1) Spiegel, Avesta. I. S. 248.
1) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff.
2) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff.

von Vohu-manô (Bahman) aufgenommen wird. Dem Bösen erscheinen die schlechten Thaten in Gestalt eines hässlichen Mädchens, er wird zur tiefsten Hölle geschleppt, wo Agra-mainyus und seine Daevas ihn mit Spottnamen empfangen und durch alle erdenklichen Qualen zu peinigen geloben1).

Bei den Indern ist Jamas oder Jas, der Sohn der Sonne, in der Unterwelt Jamapuram, der Richter über die Seelen der Todten. Jamas, wörtlich der Bändiger, oder auch Vamanas, der Beruhiger, der Bezähmer, ist die Personification des Todes, – der Beherrscher der Todten, der Geister aller Abgestorbenen, der guten wie der bösen, daher sein Beiname Antakas oder Kritântas, der das Ende Bereitende, – Pretapatis oder Pretarâdschâ, der Todtenkönig, – Guptis, der Verberger, – Dadhnas, der Das, was er hat, festhält, – Dschiwitecas, der Herr des Lebens, – Kâlas, die Zeit oder der Tod. Als Todtenrichter ist Jamas Feind der Bösen und Gott der Gerechtigkeit, wie die Namen Dharmas , Gerechtigkeit, – Dharmarâdschâ, König der Gerechtigkeit, – Kinâças, Zerstörer, der Schlechte, – Bhimaçasanas, dessen Gebote fürchterlich sind, – Samawarti, der Alles Ausgleichende, – Kankas und Karmakaras, der Werkthätige, beweisen. Die Seelen der Verstorbenen werden von den Dienern Jamas’ geholt, indem sie dieselben aus den Leichnamen ziehen, mit Stricken binden und fortführen. Bei ganz besonders frommen Menschen holt Jamas die Seele selbst. Wenn die Boten Jamas’ nun eine Seele vor den Todtenrichter gebracht haben, so befiehlt dieser seinem ersten Diener oder Schreiber, Namens Tschitraguptas oder Tschandraguptas, das Verzeiehniss aller guten und schlechten Thaten des Verstorbenen, über welche er ein Buch führt, das Ugrasandhâmi genannt wird, vorzulesen, und nach Verhältniss und Art und Weise derselben wird die Seele entweder im Paradiese belohnt oder in eine der Höllen gebracht2). – Jamas heisst auch Dhamas, der Blasende, welche Benennung vielleicht in Beziehung zu der Idee steht, nach wel-

1) Spiegel, Avesta. I. S. 248.
1) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff.
2) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff.
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[16/0036] von Vohu-manô (Bahman) aufgenommen wird. Dem Bösen erscheinen die schlechten Thaten in Gestalt eines hässlichen Mädchens, er wird zur tiefsten Hölle geschleppt, wo Agra-mainyus und seine Daevas ihn mit Spottnamen empfangen und durch alle erdenklichen Qualen zu peinigen geloben 1). Bei den Indern ist Jamas oder Jas, der Sohn der Sonne, in der Unterwelt Jamapuram, der Richter über die Seelen der Todten. Jamas, wörtlich der Bändiger, oder auch Vamanas, der Beruhiger, der Bezähmer, ist die Personification des Todes, – der Beherrscher der Todten, der Geister aller Abgestorbenen, der guten wie der bösen, daher sein Beiname Antakas oder Kritântas, der das Ende Bereitende, – Pretapatis oder Pretarâdschâ, der Todtenkönig, – Guptis, der Verberger, – Dadhnas, der Das, was er hat, festhält, – Dschiwitecas, der Herr des Lebens, – Kâlas, die Zeit oder der Tod. Als Todtenrichter ist Jamas Feind der Bösen und Gott der Gerechtigkeit, wie die Namen Dharmas , Gerechtigkeit, – Dharmarâdschâ, König der Gerechtigkeit, – Kinâças, Zerstörer, der Schlechte, – Bhimaçasanas, dessen Gebote fürchterlich sind, – Samawarti, der Alles Ausgleichende, – Kankas und Karmakaras, der Werkthätige, beweisen. Die Seelen der Verstorbenen werden von den Dienern Jamas’ geholt, indem sie dieselben aus den Leichnamen ziehen, mit Stricken binden und fortführen. Bei ganz besonders frommen Menschen holt Jamas die Seele selbst. Wenn die Boten Jamas’ nun eine Seele vor den Todtenrichter gebracht haben, so befiehlt dieser seinem ersten Diener oder Schreiber, Namens Tschitraguptas oder Tschandraguptas, das Verzeiehniss aller guten und schlechten Thaten des Verstorbenen, über welche er ein Buch führt, das Ugrasandhâmi genannt wird, vorzulesen, und nach Verhältniss und Art und Weise derselben wird die Seele entweder im Paradiese belohnt oder in eine der Höllen gebracht 2). – Jamas heisst auch Dhamas, der Blasende, welche Benennung vielleicht in Beziehung zu der Idee steht, nach wel- 1) Spiegel, Avesta. I. S. 248. 1) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff. 2) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/36>, abgerufen am 27.11.2024.