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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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oder irgend eines andern Kirchenheiligen in Cöln, München und Wien, entweder ausschliesslich oder doch vorzugsweise religiöse, diesem oder jenem auswärtigen Gotte und Mysteriendienste bei dem allmähligen Absterben des Glaubens an die einheimischen Götter gewidmeten Vereine, wie die Juden sich in die Collegien mit ihren eigenen Tempeln oder Synagogen retteten und die Christen sich vergeblich zu retten versuchten oder nicht die Bewilligung erhalten konnten, christliche Collegien zu bilden. Noch mehr, in dem römischen Reiche waren die im Ganzen freien und selbständigen Collegien und die Mysteriendienste derselben die Zufluchts- und Bergungstätten, das Mittel und die Form eines reineren und freieren Gottglaubens, - die römischen Freimaurerlogen, wenn der Ausdruck erlaubt ist. Vorzüglich die gebildeten und deshalb freidenkenden und freigläubigen Architekten oder Baukünstler fanden in den ihnen durch ihren Beruf und ihre Beschäftigung am nächsten stehenden Collegien der baulichen Gewerke, deren Patrone oder Vorsteher sie zu sein pflegten, die Gelegenfieit und den Ort zur Verheimlichung und zur Verbreitung ihres religiösen Freisinns und Freiglaubens, besonders unter der Hülle der Bauwerkzeuge und Bauausdrücke, die nur zu leicht kosmopolitisch oder im des grossen Baues der Gottheit und der Menschheit jerstanden und ausgelegt werden konnten, wie wir dieses aus den Schriften des Vitruvius, des reinsten und grössten römischen Bausymbolikers ersehen. Alles wohl erwogen, werden wir daher gleichsam dazu gedrängt, die germanisehen Bauzünfte und spätere Freimaurerei der Form wie der Sache nach an die römischen Architekten, Baukünstler und Baukollegien anzuknüpfen und mit ihnen in einen unmittelbaren geschichtlichen und dazu sehr innigen Zusammenhang zu bringen, wie es nach dem allgemeinen Entwickelungsgange der Völker- und der Menschengeschichte gar nicht anders sein kann und wie es vollständigst erwiesen vorliegt. Die römisch-griechische Bildung und die römisch-griechischen Einrichtungen kamen den Germanen theils unmittelbar von den Römern selbst, theils und noch mehr durch das Mittel der für fremde Bildung äusserst empfänglichen Kelten in Gallien und Britannien zu, und

oder irgend eines andern Kirchenheiligen in Cöln, München und Wien, entweder ausschliesslich oder doch vorzugsweise religiöse, diesem oder jenem auswärtigen Gotte und Mysteriendienste bei dem allmähligen Absterben des Glaubens an die einheimischen Götter gewidmeten Vereine, wie die Juden sich in die Collegien mit ihren eigenen Tempeln oder Synagogen retteten und die Christen sich vergeblich zu retten versuchten oder nicht die Bewilligung erhalten konnten, christliche Collegien zu bilden. Noch mehr, in dem römischen Reiche waren die im Ganzen freien und selbständigen Collegien und die Mysteriendienste derselben die Zufluchts- und Bergungstätten, das Mittel und die Form eines reineren und freieren Gottglaubens, – die römischen Freimaurerlogen, wenn der Ausdruck erlaubt ist. Vorzüglich die gebildeten und deshalb freidenkenden und freigläubigen Architekten oder Baukünstler fanden in den ihnen durch ihren Beruf und ihre Beschäftigung am nächsten stehenden Collegien der baulichen Gewerke, deren Patrone oder Vorsteher sie zu sein pflegten, die Gelegenfieit und den Ort zur Verheimlichung und zur Verbreitung ihres religiösen Freisinns und Freiglaubens, besonders unter der Hülle der Bauwerkzeuge und Bauausdrücke, die nur zu leicht kosmopolitisch oder im des grossen Baues der Gottheit und der Menschheit jerstanden und ausgelegt werden konnten, wie wir dieses aus den Schriften des Vitruvius, des reinsten und grössten römischen Bausymbolikers ersehen. Alles wohl erwogen, werden wir daher gleichsam dazu gedrängt, die germanisehen Bauzünfte und spätere Freimaurerei der Form wie der Sache nach an die römischen Architekten, Baukünstler und Baukollegien anzuknüpfen und mit ihnen in einen unmittelbaren geschichtlichen und dazu sehr innigen Zusammenhang zu bringen, wie es nach dem allgemeinen Entwickelungsgange der Völker- und der Menschengeschichte gar nicht anders sein kann und wie es vollständigst erwiesen vorliegt. Die römisch-griechische Bildung und die römisch-griechischen Einrichtungen kamen den Germanen theils unmittelbar von den Römern selbst, theils und noch mehr durch das Mittel der für fremde Bildung äusserst empfänglichen Kelten in Gallien und Britannien zu, und

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[249/0269] oder irgend eines andern Kirchenheiligen in Cöln, München und Wien, entweder ausschliesslich oder doch vorzugsweise religiöse, diesem oder jenem auswärtigen Gotte und Mysteriendienste bei dem allmähligen Absterben des Glaubens an die einheimischen Götter gewidmeten Vereine, wie die Juden sich in die Collegien mit ihren eigenen Tempeln oder Synagogen retteten und die Christen sich vergeblich zu retten versuchten oder nicht die Bewilligung erhalten konnten, christliche Collegien zu bilden. Noch mehr, in dem römischen Reiche waren die im Ganzen freien und selbständigen Collegien und die Mysteriendienste derselben die Zufluchts- und Bergungstätten, das Mittel und die Form eines reineren und freieren Gottglaubens, – die römischen Freimaurerlogen, wenn der Ausdruck erlaubt ist. Vorzüglich die gebildeten und deshalb freidenkenden und freigläubigen Architekten oder Baukünstler fanden in den ihnen durch ihren Beruf und ihre Beschäftigung am nächsten stehenden Collegien der baulichen Gewerke, deren Patrone oder Vorsteher sie zu sein pflegten, die Gelegenfieit und den Ort zur Verheimlichung und zur Verbreitung ihres religiösen Freisinns und Freiglaubens, besonders unter der Hülle der Bauwerkzeuge und Bauausdrücke, die nur zu leicht kosmopolitisch oder im des grossen Baues der Gottheit und der Menschheit jerstanden und ausgelegt werden konnten, wie wir dieses aus den Schriften des Vitruvius, des reinsten und grössten römischen Bausymbolikers ersehen. Alles wohl erwogen, werden wir daher gleichsam dazu gedrängt, die germanisehen Bauzünfte und spätere Freimaurerei der Form wie der Sache nach an die römischen Architekten, Baukünstler und Baukollegien anzuknüpfen und mit ihnen in einen unmittelbaren geschichtlichen und dazu sehr innigen Zusammenhang zu bringen, wie es nach dem allgemeinen Entwickelungsgange der Völker- und der Menschengeschichte gar nicht anders sein kann und wie es vollständigst erwiesen vorliegt. Die römisch-griechische Bildung und die römisch-griechischen Einrichtungen kamen den Germanen theils unmittelbar von den Römern selbst, theils und noch mehr durch das Mittel der für fremde Bildung äusserst empfänglichen Kelten in Gallien und Britannien zu, und

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/269>, abgerufen am 22.11.2024.