Anubis mit dem Kopfe eines Schakals, wohl nur eines anders gestalteten Symbols der grausen Todesmacht, an der andern Seite der spürköpfige Horus, und Thot sitzt mit dem Schreibzeuge dabei, um das Ergebniss der Abwägung und den darauf gegründeten Richterspruch aufzuzeichnen. Ist das Herz des Todten als das Herz eines Sünders auf der Wage der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu leicht erfunden worden, wird er aus dem Vorhofe der Unterwelt und des Gerichtes in das Reich der Finsterniss, in die Hölle, an den Ort der Strafe und Vergeltung verwiesen. In dem Grabe Ramses IV. ist diese Hölle der Aegypter dargestellt und trägt hier die Aufschrift: "Diese feindlichen Seelen schauen den Sonnengott nicht, wenn er die Strahlen seiner Scheibe leuchten lässt." Die Hölle der Aegypter hat 75 Abtheilungen für die verschiedenen Klassen der Sünder, welche Zahl der Abtheilungen auffallend ist, indem man nur 42 erwarten sollte nach der Zahl der 42 Todsünden; einer jeden Höllenabtheilung steht ein furchtbarer mit einem Schwerte bewaffneter Dämon vor. Auf den vorhandenen Darstellungen werden die Seelen in der Hölle schwarz abgebildet und sind an Pfähle gebunden, während sie von ihren Wächtern mit Schwertern zerfleischt werden und was dergleichen Bilder der Höllenqualen mehr sind, worin die Priester aller Länder, die christlichen nicht ausgenommen, miteinander wahrhaft wetteifern. Die Seelen Derer, welche im Gerichte des Osiris gerecht erfunden worden sind, erhalten die Straussfeder als Symbol der Gerechtigkeit und die Göttinnen Hathor und Nutpe giessen von ihren Lebensbäumen der Persea und Sykomore das Wasser des ewigen Lebens und der Reinigung auf sie herab. So gestärkt und gereinigt, durchschreiten sie die Unterwelt gefahrlos an den dort befindlichen, schrecklichsten Thieren und Ungethümen, Schlangen und Krokodillen vorüber, bis sie im Osten in die Gefilde des Sonnengottes Phra gelangen. Die Aufschrift über dem Reiche des Phra in dem Grabe des Ramses lautet: "Diese haben Gnade gefunden vor den Augen des grossen Gottes, sie wohnen in den Wohnungen des Ruhmes, wo das himmlische Leben gelebt wird; die Leiber, welche sie verlassen haben, werden für immer in ihren Gräbern ruhen." -
Anubis mit dem Kopfe eines Schakals, wohl nur eines anders gestalteten Symbols der grausen Todesmacht, an der andern Seite der spürköpfige Horus, und Thot sitzt mit dem Schreibzeuge dabei, um das Ergebniss der Abwägung und den darauf gegründeten Richterspruch aufzuzeichnen. Ist das Herz des Todten als das Herz eines Sünders auf der Wage der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu leicht erfunden worden, wird er aus dem Vorhofe der Unterwelt und des Gerichtes in das Reich der Finsterniss, in die Hölle, an den Ort der Strafe und Vergeltung verwiesen. In dem Grabe Ramses IV. ist diese Hölle der Aegypter dargestellt und trägt hier die Aufschrift: „Diese feindlichen Seelen schauen den Sonnengott nicht, wenn er die Strahlen seiner Scheibe leuchten lässt.“ Die Hölle der Aegypter hat 75 Abtheilungen für die verschiedenen Klassen der Sünder, welche Zahl der Abtheilungen auffallend ist, indem man nur 42 erwarten sollte nach der Zahl der 42 Todsünden; einer jeden Höllenabtheilung steht ein furchtbarer mit einem Schwerte bewaffneter Dämon vor. Auf den vorhandenen Darstellungen werden die Seelen in der Hölle schwarz abgebildet und sind an Pfähle gebunden, während sie von ihren Wächtern mit Schwertern zerfleischt werden und was dergleichen Bilder der Höllenqualen mehr sind, worin die Priester aller Länder, die christlichen nicht ausgenommen, miteinander wahrhaft wetteifern. Die Seelen Derer, welche im Gerichte des Osiris gerecht erfunden worden sind, erhalten die Straussfeder als Symbol der Gerechtigkeit und die Göttinnen Hathor und Nutpe giessen von ihren Lebensbäumen der Persea und Sykomore das Wasser des ewigen Lebens und der Reinigung auf sie herab. So gestärkt und gereinigt, durchschreiten sie die Unterwelt gefahrlos an den dort befindlichen, schrecklichsten Thieren und Ungethümen, Schlangen und Krokodillen vorüber, bis sie im Osten in die Gefilde des Sonnengottes Phra gelangen. Die Aufschrift über dem Reiche des Phra in dem Grabe des Ramses lautet: „Diese haben Gnade gefunden vor den Augen des grossen Gottes, sie wohnen in den Wohnungen des Ruhmes, wo das himmlische Leben gelebt wird; die Leiber, welche sie verlassen haben, werden für immer in ihren Gräbern ruhen.“ –
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Anubis mit dem Kopfe eines Schakals, wohl nur eines anders gestalteten Symbols der grausen Todesmacht, an der andern Seite der spürköpfige Horus, und Thot sitzt mit dem Schreibzeuge dabei, um das Ergebniss der Abwägung und den darauf gegründeten Richterspruch aufzuzeichnen. Ist das Herz des Todten als das Herz eines Sünders auf der Wage der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu leicht erfunden worden, wird er aus dem Vorhofe der Unterwelt und des Gerichtes in das Reich der Finsterniss, in die Hölle, an den Ort der Strafe und Vergeltung verwiesen. In dem Grabe Ramses IV. ist diese Hölle der Aegypter dargestellt und trägt hier die Aufschrift: „Diese feindlichen Seelen schauen den Sonnengott nicht, wenn er die Strahlen seiner Scheibe leuchten lässt.“ Die Hölle der Aegypter hat 75 Abtheilungen für die verschiedenen Klassen der Sünder, welche Zahl der Abtheilungen auffallend ist, indem man nur 42 erwarten sollte nach der Zahl der 42 Todsünden; einer jeden Höllenabtheilung steht ein furchtbarer mit einem Schwerte bewaffneter Dämon vor. Auf den vorhandenen Darstellungen werden die Seelen in der Hölle <hirendition="#g">schwarz</hi> abgebildet und sind an Pfähle gebunden, während sie von ihren Wächtern mit Schwertern zerfleischt werden und was dergleichen Bilder der Höllenqualen mehr sind, worin die Priester aller Länder, die christlichen nicht ausgenommen, miteinander wahrhaft wetteifern. Die Seelen Derer, welche im Gerichte des Osiris gerecht erfunden worden sind, erhalten die Straussfeder als Symbol der Gerechtigkeit und die Göttinnen Hathor und Nutpe giessen von ihren Lebensbäumen der Persea und Sykomore das Wasser des ewigen Lebens und der Reinigung auf sie herab. So gestärkt und gereinigt, durchschreiten sie die Unterwelt gefahrlos an den dort befindlichen, schrecklichsten Thieren und Ungethümen, Schlangen und Krokodillen vorüber, bis sie im <hirendition="#g">Osten</hi> in die Gefilde des Sonnengottes Phra gelangen. Die Aufschrift über dem Reiche des Phra in dem Grabe des Ramses lautet: „Diese haben Gnade gefunden vor den Augen des grossen Gottes, sie wohnen in den Wohnungen des Ruhmes, wo das himmlische Leben gelebt wird; die Leiber, welche sie verlassen haben, werden für immer in ihren Gräbern ruhen.“–</p></div></body></text></TEI>
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Anubis mit dem Kopfe eines Schakals, wohl nur eines anders gestalteten Symbols der grausen Todesmacht, an der andern Seite der spürköpfige Horus, und Thot sitzt mit dem Schreibzeuge dabei, um das Ergebniss der Abwägung und den darauf gegründeten Richterspruch aufzuzeichnen. Ist das Herz des Todten als das Herz eines Sünders auf der Wage der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu leicht erfunden worden, wird er aus dem Vorhofe der Unterwelt und des Gerichtes in das Reich der Finsterniss, in die Hölle, an den Ort der Strafe und Vergeltung verwiesen. In dem Grabe Ramses IV. ist diese Hölle der Aegypter dargestellt und trägt hier die Aufschrift: „Diese feindlichen Seelen schauen den Sonnengott nicht, wenn er die Strahlen seiner Scheibe leuchten lässt.“ Die Hölle der Aegypter hat 75 Abtheilungen für die verschiedenen Klassen der Sünder, welche Zahl der Abtheilungen auffallend ist, indem man nur 42 erwarten sollte nach der Zahl der 42 Todsünden; einer jeden Höllenabtheilung steht ein furchtbarer mit einem Schwerte bewaffneter Dämon vor. Auf den vorhandenen Darstellungen werden die Seelen in der Hölle schwarz abgebildet und sind an Pfähle gebunden, während sie von ihren Wächtern mit Schwertern zerfleischt werden und was dergleichen Bilder der Höllenqualen mehr sind, worin die Priester aller Länder, die christlichen nicht ausgenommen, miteinander wahrhaft wetteifern. Die Seelen Derer, welche im Gerichte des Osiris gerecht erfunden worden sind, erhalten die Straussfeder als Symbol der Gerechtigkeit und die Göttinnen Hathor und Nutpe giessen von ihren Lebensbäumen der Persea und Sykomore das Wasser des ewigen Lebens und der Reinigung auf sie herab. So gestärkt und gereinigt, durchschreiten sie die Unterwelt gefahrlos an den dort befindlichen, schrecklichsten Thieren und Ungethümen, Schlangen und Krokodillen vorüber, bis sie im Osten in die Gefilde des Sonnengottes Phra gelangen. Die Aufschrift über dem Reiche des Phra in dem Grabe des Ramses lautet: „Diese haben Gnade gefunden vor den Augen des grossen Gottes, sie wohnen in den Wohnungen des Ruhmes, wo das himmlische Leben gelebt wird; die Leiber, welche sie verlassen haben, werden für immer in ihren Gräbern ruhen.“ –
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/25>, abgerufen am 27.07.2024.
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