europäischen, germanischen und keltischen Vorkommnissen überein, so dass Pythagoras
entweder von Babylon und Assyrien aus zur Kenntniss der nordeuropäischen (selbst aus Assyrien
stammenden) Weisheit gelangte, oder in Grossgriechenland schon nordischen Sitteneinfluss vorfand und
nur erneute."
Bei aller Achtung vor dem Wissen und der ächt deutschen Gesinnung von Menzel spricht er doch in
diesen wenigen Sätzen unendlich abenteuerliche und unglaubliche Dinge aus, vor denen der kritische
und scharfe Redakteur eines Literaturblattes sich doch zunächst selbst hätte bewahren sollen. Alles,
was Menzel bemerkt, ist zuförderst ohne allen und jeden historischen Beweis geblieben, kann deshalb
auch nicht widerlegt werden und verdient als Unerwiesenes keinerlei Berücksichtigung; sodann aber
ist es nicht allein unerwiesen und unerweislich, sondern in der That und Wahrheit im höchsten Grade
verkehrt. In Babylon und Assyrien (in welchem letztern sich übrigens Pythagoras wohl niemals
aufhielt, da er zu Babylon in 12jähriger Gefangenschaft sich befand) waren weder Germanen noch
Kelten, noch konnte man dort über deren Glauben, Wissen und Sein die geringste Kenntniss besitzen,
weshalb Pythagoras schlechterdings einige germanische oder keltische Priester und Gelehrten hätte
eigens nach Babylon kommen lassen müssen, um von ihnen unterrichtet zu werden, was unter allen
Umständen völlig unglaublich ist, zumal ja nach Röth Pythagoras in Babylon sich des Unterrichts des
Zaroaster zu erfreuen hatte. Um 500 vor Chr. konnten sodann aber die Griechen, welche schon den
Homer und Hesiod mit ihren Schulen, den Tyrtäos in Sparta (Elegiker), Terpandros von Lesbos, Alkmann
aus Sardes (melische Dichtung), Mimnormos aus Kolophon (Elegiker), Arion aus Methymna, Alkäos von
Mytilene, Sappho und Erinna auf Lesbos, Stesichoros zu Himera (melische Dichtung), Solon (politische
Elegie, Spruchdichtung), den Fabeldichter Aesopos, Anakreon aus Teos, Ibykos aus Rhegion, Theognis
aus Megara u. s. w., 1)
1) Vergl. Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte,
zweite Auflage, Halle 1858.
europäischen, germanischen und keltischen Vorkommnissen überein, so dass Pythagoras
entweder von Babylon und Assyrien aus zur Kenntniss der nordeuropäischen (selbst aus Assyrien
stammenden) Weisheit gelangte, oder in Grossgriechenland schon nordischen Sitteneinfluss vorfand und
nur erneute.“
Bei aller Achtung vor dem Wissen und der ächt deutschen Gesinnung von Menzel spricht er doch in
diesen wenigen Sätzen unendlich abenteuerliche und unglaubliche Dinge aus, vor denen der kritische
und scharfe Redakteur eines Literaturblattes sich doch zunächst selbst hätte bewahren sollen. Alles,
was Menzel bemerkt, ist zuförderst ohne allen und jeden historischen Beweis geblieben, kann deshalb
auch nicht widerlegt werden und verdient als Unerwiesenes keinerlei Berücksichtigung; sodann aber
ist es nicht allein unerwiesen und unerweislich, sondern in der That und Wahrheit im höchsten Grade
verkehrt. In Babylon und Assyrien (in welchem letztern sich übrigens Pythagoras wohl niemals
aufhielt, da er zu Babylon in 12jähriger Gefangenschaft sich befand) waren weder Germanen noch
Kelten, noch konnte man dort über deren Glauben, Wissen und Sein die geringste Kenntniss besitzen,
weshalb Pythagoras schlechterdings einige germanische oder keltische Priester und Gelehrten hätte
eigens nach Babylon kommen lassen müssen, um von ihnen unterrichtet zu werden, was unter allen
Umständen völlig unglaublich ist, zumal ja nach Röth Pythagoras in Babylon sich des Unterrichts des
Zaroaster zu erfreuen hatte. Um 500 vor Chr. konnten sodann aber die Griechen, welche schon den
Homer und Hesiod mit ihren Schulen, den Tyrtäos in Sparta (Elegiker), Terpandros von Lesbos, Alkmann
aus Sardes (melische Dichtung), Mimnormos aus Kolophon (Elegiker), Arion aus Methymna, Alkäos von
Mytilene, Sappho und Erinna auf Lesbos, Stesichoros zu Himera (melische Dichtung), Solon (politische
Elegie, Spruchdichtung), den Fabeldichter Aesopos, Anakreon aus Teos, Ibykos aus Rhegion, Theognis
aus Megara u. s. w., 1)
1) Vergl. Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte,
zweite Auflage, Halle 1858.
<TEI><text><body><divn="1"><p><citrendition="#et"><quote><pbfacs="#f0582"n="566"/>
europäischen, germanischen und keltischen Vorkommnissen überein, so dass Pythagoras
entweder von Babylon und Assyrien aus zur Kenntniss der nordeuropäischen (selbst aus Assyrien
stammenden) Weisheit gelangte, oder in Grossgriechenland schon nordischen Sitteneinfluss vorfand und
nur erneute.“</quote></cit>
Bei aller Achtung vor dem Wissen und der ächt deutschen Gesinnung von Menzel spricht er doch in
diesen wenigen Sätzen unendlich abenteuerliche und unglaubliche Dinge aus, vor denen der kritische
und scharfe Redakteur eines Literaturblattes sich doch zunächst selbst hätte bewahren sollen. Alles,
was Menzel bemerkt, ist zuförderst ohne allen und jeden historischen Beweis geblieben, kann deshalb
auch nicht widerlegt werden und verdient als Unerwiesenes keinerlei Berücksichtigung; sodann aber
ist es nicht allein unerwiesen und unerweislich, sondern in der That und Wahrheit im höchsten Grade
verkehrt. In Babylon und Assyrien (in welchem letztern sich übrigens Pythagoras wohl niemals
aufhielt, da er zu Babylon in 12jähriger Gefangenschaft sich befand) waren weder Germanen noch
Kelten, noch konnte man dort über deren Glauben, Wissen und Sein die geringste Kenntniss besitzen,
weshalb Pythagoras schlechterdings einige germanische oder keltische Priester und Gelehrten hätte
eigens nach Babylon kommen lassen müssen, um von ihnen unterrichtet zu werden, was unter allen
Umständen völlig unglaublich ist, zumal ja nach Röth Pythagoras in Babylon sich des Unterrichts des
Zaroaster zu erfreuen hatte. Um 500 vor Chr. konnten sodann aber die Griechen, welche schon den
Homer und Hesiod mit ihren Schulen, den Tyrtäos in Sparta (Elegiker), Terpandros von Lesbos, Alkmann
aus Sardes (melische Dichtung), Mimnormos aus Kolophon (Elegiker), Arion aus Methymna, Alkäos von
Mytilene, Sappho und Erinna auf Lesbos, Stesichoros zu Himera (melische Dichtung), Solon (politische
Elegie, Spruchdichtung), den Fabeldichter Aesopos, Anakreon aus Teos, Ibykos aus Rhegion, Theognis
aus Megara u. s. w., <noteplace="foot"n="1)">Vergl. Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte,
zweite Auflage, Halle 1858.</note></p></div></body></text></TEI>
[566/0582]
europäischen, germanischen und keltischen Vorkommnissen überein, so dass Pythagoras entweder von Babylon und Assyrien aus zur Kenntniss der nordeuropäischen (selbst aus Assyrien stammenden) Weisheit gelangte, oder in Grossgriechenland schon nordischen Sitteneinfluss vorfand und nur erneute.“ Bei aller Achtung vor dem Wissen und der ächt deutschen Gesinnung von Menzel spricht er doch in diesen wenigen Sätzen unendlich abenteuerliche und unglaubliche Dinge aus, vor denen der kritische und scharfe Redakteur eines Literaturblattes sich doch zunächst selbst hätte bewahren sollen. Alles, was Menzel bemerkt, ist zuförderst ohne allen und jeden historischen Beweis geblieben, kann deshalb auch nicht widerlegt werden und verdient als Unerwiesenes keinerlei Berücksichtigung; sodann aber ist es nicht allein unerwiesen und unerweislich, sondern in der That und Wahrheit im höchsten Grade verkehrt. In Babylon und Assyrien (in welchem letztern sich übrigens Pythagoras wohl niemals aufhielt, da er zu Babylon in 12jähriger Gefangenschaft sich befand) waren weder Germanen noch Kelten, noch konnte man dort über deren Glauben, Wissen und Sein die geringste Kenntniss besitzen, weshalb Pythagoras schlechterdings einige germanische oder keltische Priester und Gelehrten hätte eigens nach Babylon kommen lassen müssen, um von ihnen unterrichtet zu werden, was unter allen Umständen völlig unglaublich ist, zumal ja nach Röth Pythagoras in Babylon sich des Unterrichts des Zaroaster zu erfreuen hatte. Um 500 vor Chr. konnten sodann aber die Griechen, welche schon den Homer und Hesiod mit ihren Schulen, den Tyrtäos in Sparta (Elegiker), Terpandros von Lesbos, Alkmann aus Sardes (melische Dichtung), Mimnormos aus Kolophon (Elegiker), Arion aus Methymna, Alkäos von Mytilene, Sappho und Erinna auf Lesbos, Stesichoros zu Himera (melische Dichtung), Solon (politische Elegie, Spruchdichtung), den Fabeldichter Aesopos, Anakreon aus Teos, Ibykos aus Rhegion, Theognis aus Megara u. s. w., 1)
1) Vergl. Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte, zweite Auflage, Halle 1858.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/582>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.