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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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die Essener und Therapeuten Juden waren, allein es bleibt immer merkwürdig, dass schon Eusebius auf die Verwandtschaft der Essener und Christianer bis zu einem solchen Grade aufmerksam wurde, und sie lässt sich auch nicht wohl verkennen. Nur muss meine Hypothese richtig gefasst werden. Wenn ich den Essenismus mit als einen Erklärungsgrund der Sittenlehre Jesu ansehe, so behaupte ich gar nicht, das Jesus in allen Stücken, wie die Essener, gelehrt habe, dass keine Verschiedenheit zwischen Christenthum und Essenismus sei, dass die ersten Christen ganz, wie die Essener, gelebt haben. Es bedurfte eine anders modifizirte Lehre, Lehrart und Anstalt für die Welt, als für eine einsame Gesellschaft, für einen geheimen Orden. Die Pythagoräer, welche in die Welt ausgingen und Staatsämter verwalteten, konnten nicht mehr die vollkommenen Pythagoräer spielen. Man kann selbst einräumen, dass Jesus hie und da etwas an der Lehre und Anstalt der Essener missbilligt hat. Aber immer bleibt es mehr als wahrscheinlich, dass eine Hauptquelle des Christenthums in dem Essenismus liegt."

Zu den essäischen Lehren Christi und zu den essäischen Einrichtungen des Christenthums rechnet Stäudlin, a. a. O., I. S. 574 ff., sodann vorzüglich dessen Lehre vom Eide und von der Beschränkung des Gebrauches desselben, - die Lehre von der natürlichen Gleichheit aller Menschen, - die in der ersten Christengemeinde zu Jerusalem eingeführte Gütergemeinschaft, - das brüderliche Zusammenspeisen beziehungsweise die Liebesmahle, das Abendmahl der ersten Christen, ihr Vorlesen und moralische Deutung der Bücher des alten Testamentes, ihre Waschungen, d. h. die Taufe u. s. w.1) Das Gebot Christi aber, Gott mit ganzem Herzen und seinem Nächsten als sich selbst zu lieben, worauf nach der Meinung von Christus sich der ganze moralische Inhalt des alten Testaments sollte zurückführen lassen, war vor Allem mit der Lehre und dem Geiste der Essäer übereinstimmend und umfasste die essäische Liebe zu Gott, die Liebe zur Tugend und

1) Vergl. auch Apostelgeschichte II. 42 ff. und IV. 32 ff.; Stäudlin, a. a. O., I. S. 659 ff.

die Essener und Therapeuten Juden waren, allein es bleibt immer merkwürdig, dass schon Eusebius auf die Verwandtschaft der Essener und Christianer bis zu einem solchen Grade aufmerksam wurde, und sie lässt sich auch nicht wohl verkennen. Nur muss meine Hypothese richtig gefasst werden. Wenn ich den Essenismus mit als einen Erklärungsgrund der Sittenlehre Jesu ansehe, so behaupte ich gar nicht, das Jesus in allen Stücken, wie die Essener, gelehrt habe, dass keine Verschiedenheit zwischen Christenthum und Essenismus sei, dass die ersten Christen ganz, wie die Essener, gelebt haben. Es bedurfte eine anders modifizirte Lehre, Lehrart und Anstalt für die Welt, als für eine einsame Gesellschaft, für einen geheimen Orden. Die Pythagoräer, welche in die Welt ausgingen und Staatsämter verwalteten, konnten nicht mehr die vollkommenen Pythagoräer spielen. Man kann selbst einräumen, dass Jesus hie und da etwas an der Lehre und Anstalt der Essener missbilligt hat. Aber immer bleibt es mehr als wahrscheinlich, dass eine Hauptquelle des Christenthums in dem Essenismus liegt.“

Zu den essäischen Lehren Christi und zu den essäischen Einrichtungen des Christenthums rechnet Stäudlin, a. a. O., I. S. 574 ff., sodann vorzüglich dessen Lehre vom Eide und von der Beschränkung des Gebrauches desselben, – die Lehre von der natürlichen Gleichheit aller Menschen, – die in der ersten Christengemeinde zu Jerusalem eingeführte Gütergemeinschaft, – das brüderliche Zusammenspeisen beziehungsweise die Liebesmahle, das Abendmahl der ersten Christen, ihr Vorlesen und moralische Deutung der Bücher des alten Testamentes, ihre Waschungen, d. h. die Taufe u. s. w.1) Das Gebot Christi aber, Gott mit ganzem Herzen und seinem Nächsten als sich selbst zu lieben, worauf nach der Meinung von Christus sich der ganze moralische Inhalt des alten Testaments sollte zurückführen lassen, war vor Allem mit der Lehre und dem Geiste der Essäer übereinstimmend und umfasste die essäische Liebe zu Gott, die Liebe zur Tugend und

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 zu einem solchen Grade aufmerksam wurde, und sie lässt sich auch nicht wohl verkennen. Nur muss
 meine Hypothese richtig gefasst werden. Wenn ich den Essenismus mit als einen Erklärungsgrund der
 Sittenlehre Jesu ansehe, so behaupte ich gar nicht, das Jesus in allen Stücken, wie die Essener,
 gelehrt habe, dass keine Verschiedenheit zwischen Christenthum und Essenismus sei, dass die ersten
 Christen ganz, wie die Essener, gelebt haben. Es bedurfte eine anders modifizirte Lehre, Lehrart und
 Anstalt für die Welt, als für eine einsame Gesellschaft, für einen geheimen Orden. Die Pythagoräer,
 welche in die Welt ausgingen und Staatsämter verwalteten, konnten nicht mehr die vollkommenen
 Pythagoräer spielen. Man kann selbst einräumen, dass Jesus hie und da etwas an der Lehre und Anstalt
 der Essener missbilligt hat. Aber immer bleibt es mehr als wahrscheinlich, dass eine Hauptquelle des
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[561/0577] die Essener und Therapeuten Juden waren, allein es bleibt immer merkwürdig, dass schon Eusebius auf die Verwandtschaft der Essener und Christianer bis zu einem solchen Grade aufmerksam wurde, und sie lässt sich auch nicht wohl verkennen. Nur muss meine Hypothese richtig gefasst werden. Wenn ich den Essenismus mit als einen Erklärungsgrund der Sittenlehre Jesu ansehe, so behaupte ich gar nicht, das Jesus in allen Stücken, wie die Essener, gelehrt habe, dass keine Verschiedenheit zwischen Christenthum und Essenismus sei, dass die ersten Christen ganz, wie die Essener, gelebt haben. Es bedurfte eine anders modifizirte Lehre, Lehrart und Anstalt für die Welt, als für eine einsame Gesellschaft, für einen geheimen Orden. Die Pythagoräer, welche in die Welt ausgingen und Staatsämter verwalteten, konnten nicht mehr die vollkommenen Pythagoräer spielen. Man kann selbst einräumen, dass Jesus hie und da etwas an der Lehre und Anstalt der Essener missbilligt hat. Aber immer bleibt es mehr als wahrscheinlich, dass eine Hauptquelle des Christenthums in dem Essenismus liegt.“ Zu den essäischen Lehren Christi und zu den essäischen Einrichtungen des Christenthums rechnet Stäudlin, a. a. O., I. S. 574 ff., sodann vorzüglich dessen Lehre vom Eide und von der Beschränkung des Gebrauches desselben, – die Lehre von der natürlichen Gleichheit aller Menschen, – die in der ersten Christengemeinde zu Jerusalem eingeführte Gütergemeinschaft, – das brüderliche Zusammenspeisen beziehungsweise die Liebesmahle, das Abendmahl der ersten Christen, ihr Vorlesen und moralische Deutung der Bücher des alten Testamentes, ihre Waschungen, d. h. die Taufe u. s. w. 1) Das Gebot Christi aber, Gott mit ganzem Herzen und seinem Nächsten als sich selbst zu lieben, worauf nach der Meinung von Christus sich der ganze moralische Inhalt des alten Testaments sollte zurückführen lassen, war vor Allem mit der Lehre und dem Geiste der Essäer übereinstimmend und umfasste die essäische Liebe zu Gott, die Liebe zur Tugend und 1) Vergl. auch Apostelgeschichte II. 42 ff. und IV. 32 ff.; Stäudlin, a. a. O., I. S. 659 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/577>, abgerufen am 22.11.2024.