Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.- dass Jesus, als Knabe in dem Institute der Essener erzogen, unterrichtet, gebildet, zum Jüngling herangewachsen, und von dem Orden zur Bewirkung einer grossen moralischen Revolution ausgesandt und bestimmt worden sei. Diese Behauptung enthält einen hinreichenden Grund, sowohl für sein Verschwinden aus der öffentlichen Geschichte in einem sehr ansehnlichen Zeitraume, als auch für das, was er nachher, da er wieder zum Vorschein kommt, gelehrt, gethan und ausgeführt hat. Die Geschichte sagt es ausdrücklich, dass die Essener sich mit der Erziehung und dem Unterrichte fremder Kinder beschäftigt und ihnen dieselbe Sorgfalt und Zärtlichkeit gewidmet haben, wie wenn es ihre eigenen Kinder wären. In der ganzen Geschichte der Moral unter den Ebräern vor und zu Jesu Zeiten, treffen wir durchaus nichts an, was so mit der Sittenlehre Jesu übereinstimmte, als die Lehre der Essener. Ihr ganzes Institut war so beschaffen, dass sich in demselben am ehesten ein solcher erhabener Charakter, wie der Charakter Jesu war, bilden konnte. Eine solche Absichte als durch Jesum ausgeführt ist, lässt sich noch am besten zu den Geheimnissen, welche der höchste Grad im Orden hatte, rechnen. Wer meine vorhergehende Darstellung des Essenismus auch nur mit gewissen allgemeinen Kenntnissen vom Zwecke, Inhalte und den ersten Schicksalen des Christenthums vergleicht, wird schon von selbst einsehen, wie gegründet diese Bemerkungen sind und wie vieles sie aufklären. Es ist jedoch der Mühe werth, noch einige nähere Erläuterungen und Beweise hinzusetzen." "Die Aehnlichkeit zwischen dem Essenismus und Christianismus ist so gross, dass schön mehrere Kirchenväter und verschiedene neuere Gelehrte auf den Gedanken geleitet worden sind, die Essener, wenigstens die Therapeuten, seien Christen gewesen. Eusebius sucht dies schon mit vielen Gründen zu beweisen. Er vergleicht die Nachrichten des Philo mit den Nachrichten der Apostelgeschichte von den ersten Christen und findet eine vollkommene Identität.1) Darin hat er sich ohne Zweifel geirrt. Die ganze Beschreibung des Philo und Josephus leitet dahin, dass 1) Kirchengeschichte 2,
16. 17.
– dass Jesus, als Knabe in dem Institute der Essener erzogen, unterrichtet, gebildet, zum Jüngling herangewachsen, und von dem Orden zur Bewirkung einer grossen moralischen Revolution ausgesandt und bestimmt worden sei. Diese Behauptung enthält einen hinreichenden Grund, sowohl für sein Verschwinden aus der öffentlichen Geschichte in einem sehr ansehnlichen Zeitraume, als auch für das, was er nachher, da er wieder zum Vorschein kommt, gelehrt, gethan und ausgeführt hat. Die Geschichte sagt es ausdrücklich, dass die Essener sich mit der Erziehung und dem Unterrichte fremder Kinder beschäftigt und ihnen dieselbe Sorgfalt und Zärtlichkeit gewidmet haben, wie wenn es ihre eigenen Kinder wären. In der ganzen Geschichte der Moral unter den Ebräern vor und zu Jesu Zeiten, treffen wir durchaus nichts an, was so mit der Sittenlehre Jesu übereinstimmte, als die Lehre der Essener. Ihr ganzes Institut war so beschaffen, dass sich in demselben am ehesten ein solcher erhabener Charakter, wie der Charakter Jesu war, bilden konnte. Eine solche Absichte als durch Jesum ausgeführt ist, lässt sich noch am besten zu den Geheimnissen, welche der höchste Grad im Orden hatte, rechnen. Wer meine vorhergehende Darstellung des Essenismus auch nur mit gewissen allgemeinen Kenntnissen vom Zwecke, Inhalte und den ersten Schicksalen des Christenthums vergleicht, wird schon von selbst einsehen, wie gegründet diese Bemerkungen sind und wie vieles sie aufklären. Es ist jedoch der Mühe werth, noch einige nähere Erläuterungen und Beweise hinzusetzen.“ „Die Aehnlichkeit zwischen dem Essenismus und Christianismus ist so gross, dass schön mehrere Kirchenväter und verschiedene neuere Gelehrte auf den Gedanken geleitet worden sind, die Essener, wenigstens die Therapeuten, seien Christen gewesen. Eusebius sucht dies schon mit vielen Gründen zu beweisen. Er vergleicht die Nachrichten des Philo mit den Nachrichten der Apostelgeschichte von den ersten Christen und findet eine vollkommene Identität.1) Darin hat er sich ohne Zweifel geirrt. Die ganze Beschreibung des Philo und Josephus leitet dahin, dass 1) Kirchengeschichte 2,
16. 17.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0576" n="560"/> – dass Jesus, als Knabe in dem Institute der Essener erzogen, unterrichtet, gebildet, zum Jüngling herangewachsen, und von dem Orden zur Bewirkung einer grossen moralischen Revolution ausgesandt und bestimmt worden sei. Diese Behauptung enthält einen hinreichenden Grund, sowohl für sein Verschwinden aus der öffentlichen Geschichte in einem sehr ansehnlichen Zeitraume, als auch für das, was er nachher, da er wieder zum Vorschein kommt, gelehrt, gethan und ausgeführt hat. Die Geschichte sagt es ausdrücklich, dass die Essener sich mit der Erziehung und dem Unterrichte fremder Kinder beschäftigt und ihnen dieselbe Sorgfalt und Zärtlichkeit gewidmet haben, wie wenn es ihre eigenen Kinder wären. In der ganzen Geschichte der Moral unter den Ebräern vor und zu Jesu Zeiten, treffen wir durchaus nichts an, was so mit der Sittenlehre Jesu übereinstimmte, als die Lehre der Essener. Ihr ganzes Institut war so beschaffen, dass sich in demselben am ehesten ein solcher erhabener Charakter, wie der Charakter Jesu war, bilden konnte. Eine solche Absichte als durch Jesum ausgeführt ist, lässt sich noch am besten zu den Geheimnissen, welche der höchste Grad im Orden hatte, rechnen. Wer meine vorhergehende Darstellung des Essenismus auch nur mit gewissen allgemeinen Kenntnissen vom Zwecke, Inhalte und den ersten Schicksalen des Christenthums vergleicht, wird schon von selbst einsehen, wie gegründet diese Bemerkungen sind und wie vieles sie aufklären. Es ist jedoch der Mühe werth, noch einige nähere Erläuterungen und Beweise hinzusetzen.“</p> <p> „Die Aehnlichkeit zwischen dem Essenismus und Christianismus ist so gross, dass schön mehrere Kirchenväter und verschiedene neuere Gelehrte auf den Gedanken geleitet worden sind, die Essener, wenigstens die Therapeuten, seien Christen gewesen. Eusebius sucht dies schon mit vielen Gründen zu beweisen. Er vergleicht die Nachrichten des Philo mit den Nachrichten der Apostelgeschichte von den ersten Christen und findet eine vollkommene Identität.<note place="foot" n="1)">Kirchengeschichte 2, 16. 17. </note> Darin hat er sich ohne Zweifel geirrt. Die ganze Beschreibung des Philo und Josephus leitet dahin, dass </p> </div> </body> </text> </TEI> [560/0576]
– dass Jesus, als Knabe in dem Institute der Essener erzogen, unterrichtet, gebildet, zum Jüngling herangewachsen, und von dem Orden zur Bewirkung einer grossen moralischen Revolution ausgesandt und bestimmt worden sei. Diese Behauptung enthält einen hinreichenden Grund, sowohl für sein Verschwinden aus der öffentlichen Geschichte in einem sehr ansehnlichen Zeitraume, als auch für das, was er nachher, da er wieder zum Vorschein kommt, gelehrt, gethan und ausgeführt hat. Die Geschichte sagt es ausdrücklich, dass die Essener sich mit der Erziehung und dem Unterrichte fremder Kinder beschäftigt und ihnen dieselbe Sorgfalt und Zärtlichkeit gewidmet haben, wie wenn es ihre eigenen Kinder wären. In der ganzen Geschichte der Moral unter den Ebräern vor und zu Jesu Zeiten, treffen wir durchaus nichts an, was so mit der Sittenlehre Jesu übereinstimmte, als die Lehre der Essener. Ihr ganzes Institut war so beschaffen, dass sich in demselben am ehesten ein solcher erhabener Charakter, wie der Charakter Jesu war, bilden konnte. Eine solche Absichte als durch Jesum ausgeführt ist, lässt sich noch am besten zu den Geheimnissen, welche der höchste Grad im Orden hatte, rechnen. Wer meine vorhergehende Darstellung des Essenismus auch nur mit gewissen allgemeinen Kenntnissen vom Zwecke, Inhalte und den ersten Schicksalen des Christenthums vergleicht, wird schon von selbst einsehen, wie gegründet diese Bemerkungen sind und wie vieles sie aufklären. Es ist jedoch der Mühe werth, noch einige nähere Erläuterungen und Beweise hinzusetzen.“
„Die Aehnlichkeit zwischen dem Essenismus und Christianismus ist so gross, dass schön mehrere Kirchenväter und verschiedene neuere Gelehrte auf den Gedanken geleitet worden sind, die Essener, wenigstens die Therapeuten, seien Christen gewesen. Eusebius sucht dies schon mit vielen Gründen zu beweisen. Er vergleicht die Nachrichten des Philo mit den Nachrichten der Apostelgeschichte von den ersten Christen und findet eine vollkommene Identität. 1) Darin hat er sich ohne Zweifel geirrt. Die ganze Beschreibung des Philo und Josephus leitet dahin, dass
1) Kirchengeschichte 2, 16. 17.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |