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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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aufgestellt hat. Er schreibt: "Die Essäer oder Essener waren eine der ältesten und merkwürdigsten, mit dem Stamme der Loviten in enger Verbindung stehende Körperschaft unter den Juden in Palästina und Aegypten. Ihren Namen hatten sie in Palästina von dem chaldäischen Worte Asa,1) welches heilen heisst, - in Aegypten aber hiessen sie Therapeuten, von dem griechischen Worte [fremdsprachliches Material], was gleichfalls heilen bedeutet; die Ausdrücke werden aber auch auf das Heilen der Seele bezogen, auf die Erlangung der innern Wiedergeburt des Menschen, auf seine sittliche Erhebung und Gottinnigung. " - - Abulphatach nennt die Essäer in seinen Chroniken El-Chasdim, und unter diesem Namen der Chaschdim oder Hasidim, der Gerechten oder Vollkommenen, der Heiligen und Barmherzigen, kommen sie nicht blos in den Büchern Mose, in den Büchern der Makkabäer, im Buche Esra und Nehemia, und an andern Orten der heiligen Schriften, sondern auch im Talmud vor. Im Talmud werden sie, wenn man die verschiedenen Stellen, die ihrer erwähnen, zusammenstellt, ausdrücklich als die Fortsetzung der Propheten, als die geistigen Söhne derselben bezeichnet, als solche, die nach dem Mass der Gerechtigkeit handeln und in allen Fällen des Lebens das Gefühl der liebevollen Menschlichkeit vorwalten lassen, die keinen Unterschied machen zwischen Reichen und Armen, zwischen Herren und Knechten, zwischen Fürsten und Bettlern, zwischen Hebräern und Nichthebräern, die in ihre Gemeinschaft jeden aufnahmen, der sich zum Monotheismus bekannte und der moralisch-geistigen Freiheit als reiner Mensch huldigen mochte. Sie waren die mit dem Levitenstande (5. Mos. 33, 8) verbundenen Freimaurer unter den Juden in Palästina und Aegypten, die zuerst unter dem Namen der Hanichim (1 Mos. 14, 14), dann unter dem der Sekenim, der Hechamim, der Haberim, der Bonim, der Robim und zuletzt als Chohanim vorkommen. Als Beförderer und

1) Philo leitet dagegen den Namen der Essäer in seiner Abhandlung "von der Freiheit jedes Tugendhaften," S. 457 ff., von [fremdsprachliches Material], Gerechtigkeit, ab, weil sie keine Thiere opfern und bemüht sind, ihre Gedanken des Heiligen würdig zu halten, und so allerdings in vorzüglichem Sinne Diener Gottes [fremdsprachliches Material] sind.

aufgestellt hat. Er schreibt: „Die Essäer oder Essener waren eine der ältesten und merkwürdigsten, mit dem Stamme der Loviten in enger Verbindung stehende Körperschaft unter den Juden in Palästina und Aegypten. Ihren Namen hatten sie in Palästina von dem chaldäischen Worte Asa,1) welches heilen heisst, – in Aegypten aber hiessen sie Therapeuten, von dem griechischen Worte [fremdsprachliches Material], was gleichfalls heilen bedeutet; die Ausdrücke werden aber auch auf das Heilen der Seele bezogen, auf die Erlangung der innern Wiedergeburt des Menschen, auf seine sittliche Erhebung und Gottinnigung. „ – – Abulphatach nennt die Essäer in seinen Chroniken El-Chasdim, und unter diesem Namen der Chaschdim oder Hasidim, der Gerechten oder Vollkommenen, der Heiligen und Barmherzigen, kommen sie nicht blos in den Büchern Mose, in den Büchern der Makkabäer, im Buche Esra und Nehemia, und an andern Orten der heiligen Schriften, sondern auch im Talmud vor. Im Talmud werden sie, wenn man die verschiedenen Stellen, die ihrer erwähnen, zusammenstellt, ausdrücklich als die Fortsetzung der Propheten, als die geistigen Söhne derselben bezeichnet, als solche, die nach dem Mass der Gerechtigkeit handeln und in allen Fällen des Lebens das Gefühl der liebevollen Menschlichkeit vorwalten lassen, die keinen Unterschied machen zwischen Reichen und Armen, zwischen Herren und Knechten, zwischen Fürsten und Bettlern, zwischen Hebräern und Nichthebräern, die in ihre Gemeinschaft jeden aufnahmen, der sich zum Monotheismus bekannte und der moralisch-geistigen Freiheit als reiner Mensch huldigen mochte. Sie waren die mit dem Levitenstande (5. Mos. 33, 8) verbundenen Freimaurer unter den Juden in Palästina und Aegypten, die zuerst unter dem Namen der Hanichim (1 Mos. 14, 14), dann unter dem der Sekenim, der Hechamim, der Haberim, der Bonim, der Robim und zuletzt als Chohanim vorkommen. Als Beförderer und

1) Philo leitet dagegen den Namen der Essäer in seiner Abhandlung „von der Freiheit jedes Tugendhaften,“ S. 457 ff., von [fremdsprachliches Material], Gerechtigkeit, ab, weil sie keine Thiere opfern und bemüht sind, ihre Gedanken des Heiligen würdig zu halten, und so allerdings in vorzüglichem Sinne Diener Gottes [fremdsprachliches Material] sind.
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 sondern auch im Talmud vor. Im Talmud werden sie, wenn man die verschiedenen Stellen, die ihrer
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 derselben bezeichnet, als solche, die nach dem Mass der Gerechtigkeit handeln und in allen Fällen
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 zwischen Reichen und Armen, zwischen Herren und Knechten, zwischen Fürsten und Bettlern, zwischen
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 bekannte und der moralisch-geistigen Freiheit als reiner Mensch huldigen mochte. Sie waren die mit
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[545/0561] aufgestellt hat. Er schreibt: „Die Essäer oder Essener waren eine der ältesten und merkwürdigsten, mit dem Stamme der Loviten in enger Verbindung stehende Körperschaft unter den Juden in Palästina und Aegypten. Ihren Namen hatten sie in Palästina von dem chaldäischen Worte Asa, 1) welches heilen heisst, – in Aegypten aber hiessen sie Therapeuten, von dem griechischen Worte _ , was gleichfalls heilen bedeutet; die Ausdrücke werden aber auch auf das Heilen der Seele bezogen, auf die Erlangung der innern Wiedergeburt des Menschen, auf seine sittliche Erhebung und Gottinnigung. „ – – Abulphatach nennt die Essäer in seinen Chroniken El-Chasdim, und unter diesem Namen der Chaschdim oder Hasidim, der Gerechten oder Vollkommenen, der Heiligen und Barmherzigen, kommen sie nicht blos in den Büchern Mose, in den Büchern der Makkabäer, im Buche Esra und Nehemia, und an andern Orten der heiligen Schriften, sondern auch im Talmud vor. Im Talmud werden sie, wenn man die verschiedenen Stellen, die ihrer erwähnen, zusammenstellt, ausdrücklich als die Fortsetzung der Propheten, als die geistigen Söhne derselben bezeichnet, als solche, die nach dem Mass der Gerechtigkeit handeln und in allen Fällen des Lebens das Gefühl der liebevollen Menschlichkeit vorwalten lassen, die keinen Unterschied machen zwischen Reichen und Armen, zwischen Herren und Knechten, zwischen Fürsten und Bettlern, zwischen Hebräern und Nichthebräern, die in ihre Gemeinschaft jeden aufnahmen, der sich zum Monotheismus bekannte und der moralisch-geistigen Freiheit als reiner Mensch huldigen mochte. Sie waren die mit dem Levitenstande (5. Mos. 33, 8) verbundenen Freimaurer unter den Juden in Palästina und Aegypten, die zuerst unter dem Namen der Hanichim (1 Mos. 14, 14), dann unter dem der Sekenim, der Hechamim, der Haberim, der Bonim, der Robim und zuletzt als Chohanim vorkommen. Als Beförderer und 1) Philo leitet dagegen den Namen der Essäer in seiner Abhandlung „von der Freiheit jedes Tugendhaften,“ S. 457 ff., von _ , Gerechtigkeit, ab, weil sie keine Thiere opfern und bemüht sind, ihre Gedanken des Heiligen würdig zu halten, und so allerdings in vorzüglichem Sinne Diener Gottes _ sind.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/561>, abgerufen am 18.05.2024.