Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Güter unter sich eingeführt hatten, ist wenigstens eine alte, von mehreren Schriftstellern bezeugte Sage, die man vielleicht in den neueren Zeiten nicht sowohl hätte ganz verwerfen, als beschränken sollen. - Ich kann also nicht anders glauben, als dass der essenische Orden eine Nachahmung des pythagoreischen gewesen. Woher sonst unter Juden auf einmal eine solche Einrichtung, - - Wir haben in dieser Geschichte bereits an mehreren Beispielen gesehen, dass die platonische, stoische und epikureische Philosophie unter den Juden in Palästina und Aegypten nach und nach bekannt wurde, unter ihnen Einfluss gewann, und sich auf verschiedene Art mit ihrer von den Vorvätern ererbten und in ihren heiligen Büchern niedergelegten Religion verband und vermischte. Warum sollten nicht auch die Lehren und Anstalten des Pythagoras unter sie eingedrungen sein? Zu Alexandria, wo zahlreiche Juden wohnten, war schon lange der Pythagoräismus mit andern philosophischen Systemen zusammengeschmolzen, und durch wie viele Kanäle konnte er sich nicht unter den Juden in Palästina verbreiten?" - Gerlach, a. a. 0., S. 110, sagt von dem pythagoreischen Bunde: "Hier nun (zu Krotou) lehrte der grosse Pythagoras, nachdem er die Weisheit in Aegypten und Babylon gelernt hatte, und hier stiftete er den berühmten pythagoreischen Bund, d . h. eine Gemeinschaft von Brüdern und von Schwestern, ähnlich den spätern christlichen Gemeinden, nur den Glauben an Gott, die Tugend und reinste Sitte pflegend. Um diese Lebensweise ungestört durchzuführen wohnten die Freunde, 300 an der Zahl, in einem grossen Hause beisammen; wie sie denn auch Gemeinschaft der Güter eingeführt hatten, weil unter Freunden Alles gemeinschaftlich sein müsse." - Hermann, a. a. O., schreibt dem pythagoreischen Bunde gleichfalls Gütergemeinschaft zu und hat den §. 90 seiner Alterthümer überschrieben: "Der pythagoreische Bund und seine (politischen) Folgen." - Ebenso erklärt Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte, S. 36, Anm. e e, die pythagoreische Schule, deren Blüthe er abweichend von Röth schon um 540 v. Chr. ansetzt, für einen durch Gütergemeinschaft eng geschlossenen Geheimbund und nimmt zufolge Diogenes Laertius VIII, 3 Güter unter sich eingeführt hatten, ist wenigstens eine alte, von mehreren Schriftstellern bezeugte Sage, die man vielleicht in den neueren Zeiten nicht sowohl hätte ganz verwerfen, als beschränken sollen. – Ich kann also nicht anders glauben, als dass der essenische Orden eine Nachahmung des pythagoreischen gewesen. Woher sonst unter Juden auf einmal eine solche Einrichtung, – – Wir haben in dieser Geschichte bereits an mehreren Beispielen gesehen, dass die platonische, stoische und epikureische Philosophie unter den Juden in Palästina und Aegypten nach und nach bekannt wurde, unter ihnen Einfluss gewann, und sich auf verschiedene Art mit ihrer von den Vorvätern ererbten und in ihren heiligen Büchern niedergelegten Religion verband und vermischte. Warum sollten nicht auch die Lehren und Anstalten des Pythagoras unter sie eingedrungen sein? Zu Alexandria, wo zahlreiche Juden wohnten, war schon lange der Pythagoräismus mit andern philosophischen Systemen zusammengeschmolzen, und durch wie viele Kanäle konnte er sich nicht unter den Juden in Palästina verbreiten?“ – Gerlach, a. a. 0., S. 110, sagt von dem pythagoreischen Bunde: „Hier nun (zu Krotou) lehrte der grosse Pythagoras, nachdem er die Weisheit in Aegypten und Babylon gelernt hatte, und hier stiftete er den berühmten pythagoreischen Bund, d . h. eine Gemeinschaft von Brüdern und von Schwestern, ähnlich den spätern christlichen Gemeinden, nur den Glauben an Gott, die Tugend und reinste Sitte pflegend. Um diese Lebensweise ungestört durchzuführen wohnten die Freunde, 300 an der Zahl, in einem grossen Hause beisammen; wie sie denn auch Gemeinschaft der Güter eingeführt hatten, weil unter Freunden Alles gemeinschaftlich sein müsse.“ – Hermann, a. a. O., schreibt dem pythagoreischen Bunde gleichfalls Gütergemeinschaft zu und hat den §. 90 seiner Alterthümer überschrieben: „Der pythagoreische Bund und seine (politischen) Folgen.“ – Ebenso erklärt Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte, S. 36, Anm. e e, die pythagoreische Schule, deren Blüthe er abweichend von Röth schon um 540 v. Chr. ansetzt, für einen durch Gütergemeinschaft eng geschlossenen Geheimbund und nimmt zufolge Diogenes Laertius VIII, 3 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0553" n="537"/> Güter unter sich eingeführt hatten, ist wenigstens eine alte, von mehreren Schriftstellern bezeugte Sage, die man vielleicht in den neueren Zeiten nicht sowohl hätte ganz verwerfen, als beschränken sollen. – Ich kann also nicht anders glauben, als dass der essenische Orden eine Nachahmung des pythagoreischen gewesen. Woher sonst unter Juden auf einmal eine solche Einrichtung, – – Wir haben in dieser Geschichte bereits an mehreren Beispielen gesehen, dass die platonische, stoische und epikureische Philosophie unter den Juden in Palästina und Aegypten nach und nach bekannt wurde, unter ihnen Einfluss gewann, und sich auf verschiedene Art mit ihrer von den Vorvätern ererbten und in ihren heiligen Büchern niedergelegten Religion verband und vermischte. Warum sollten nicht auch die Lehren und Anstalten des Pythagoras unter sie eingedrungen sein? Zu Alexandria, wo zahlreiche Juden wohnten, war schon lange der Pythagoräismus mit andern philosophischen Systemen zusammengeschmolzen, und durch wie viele Kanäle konnte er sich nicht unter den Juden in Palästina verbreiten?“ – Gerlach, a. a. 0., S. 110, sagt von dem pythagoreischen Bunde: „Hier nun (zu Krotou) lehrte der grosse Pythagoras, nachdem er die Weisheit in Aegypten und Babylon gelernt hatte, und hier stiftete er den berühmten pythagoreischen Bund, d . h. eine Gemeinschaft von Brüdern und von Schwestern, ähnlich den spätern christlichen Gemeinden, nur den Glauben an Gott, die Tugend und reinste Sitte pflegend. Um diese Lebensweise ungestört durchzuführen wohnten die Freunde, 300 an der Zahl, in einem grossen Hause beisammen; wie sie denn auch Gemeinschaft der Güter eingeführt hatten, weil unter Freunden Alles gemeinschaftlich sein müsse.“ – Hermann, a. a. O., schreibt dem pythagoreischen Bunde gleichfalls Gütergemeinschaft zu und hat den §. 90 seiner Alterthümer überschrieben: „Der pythagoreische Bund und seine (politischen) Folgen.“ – Ebenso erklärt Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte, S. 36, Anm. e e, die pythagoreische Schule, deren Blüthe er abweichend von Röth schon um 540 v. Chr. ansetzt, für einen durch Gütergemeinschaft eng geschlossenen Geheimbund und nimmt zufolge Diogenes Laertius VIII, 3 </p> </div> </body> </text> </TEI> [537/0553]
Güter unter sich eingeführt hatten, ist wenigstens eine alte, von mehreren Schriftstellern bezeugte Sage, die man vielleicht in den neueren Zeiten nicht sowohl hätte ganz verwerfen, als beschränken sollen. – Ich kann also nicht anders glauben, als dass der essenische Orden eine Nachahmung des pythagoreischen gewesen. Woher sonst unter Juden auf einmal eine solche Einrichtung, – – Wir haben in dieser Geschichte bereits an mehreren Beispielen gesehen, dass die platonische, stoische und epikureische Philosophie unter den Juden in Palästina und Aegypten nach und nach bekannt wurde, unter ihnen Einfluss gewann, und sich auf verschiedene Art mit ihrer von den Vorvätern ererbten und in ihren heiligen Büchern niedergelegten Religion verband und vermischte. Warum sollten nicht auch die Lehren und Anstalten des Pythagoras unter sie eingedrungen sein? Zu Alexandria, wo zahlreiche Juden wohnten, war schon lange der Pythagoräismus mit andern philosophischen Systemen zusammengeschmolzen, und durch wie viele Kanäle konnte er sich nicht unter den Juden in Palästina verbreiten?“ – Gerlach, a. a. 0., S. 110, sagt von dem pythagoreischen Bunde: „Hier nun (zu Krotou) lehrte der grosse Pythagoras, nachdem er die Weisheit in Aegypten und Babylon gelernt hatte, und hier stiftete er den berühmten pythagoreischen Bund, d . h. eine Gemeinschaft von Brüdern und von Schwestern, ähnlich den spätern christlichen Gemeinden, nur den Glauben an Gott, die Tugend und reinste Sitte pflegend. Um diese Lebensweise ungestört durchzuführen wohnten die Freunde, 300 an der Zahl, in einem grossen Hause beisammen; wie sie denn auch Gemeinschaft der Güter eingeführt hatten, weil unter Freunden Alles gemeinschaftlich sein müsse.“ – Hermann, a. a. O., schreibt dem pythagoreischen Bunde gleichfalls Gütergemeinschaft zu und hat den §. 90 seiner Alterthümer überschrieben: „Der pythagoreische Bund und seine (politischen) Folgen.“ – Ebenso erklärt Peter, Zeittafeln der griechischen Geschichte, S. 36, Anm. e e, die pythagoreische Schule, deren Blüthe er abweichend von Röth schon um 540 v. Chr. ansetzt, für einen durch Gütergemeinschaft eng geschlossenen Geheimbund und nimmt zufolge Diogenes Laertius VIII, 3
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