Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

rückzuführen was aber kaum eine gelungene Erklärung sein dürfte, indem nicht klar ist, weshalb die Priester Hausherrn sein sollten; an den Tempel, das Haus Gottes zu denken, ist deshalb unzulässig, weil die alten Parsen oder Baktrer, wie keine Götterbilder, so auch keine eigentlichen Tempel hatten.1) Gewöhnlich, aber nach Spiegel falsch, wird Maubad für Herr der Magier erklärt. Destaur ist mit Maubad im Wesentlichen identisch und bezeichnet den Priester im Verhältniss zu den Laien oder Denjenigen, der dem Menschen berathend und leitend zur Seite steht.2) Nach Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 6, Anm. 1, hiessen die Herbeds, also die Priester im Allgemeinen oder überhaupt, Airjapaitis, Herrn, Führer, Berather und Leiter der Airjas, der Ehrwürdigen. Airjapaiti würde demnach mit Destaur übereinkommen und sich auf dieselbe Stellung und dasselbe Verhältniss der parsischen Priester beziehen. Dem Destaur der Destaurs oder Maubad der Maubads der Parsen und dem Pater Patrum der Mithramysterien stehen gleich der ägyptische Oberpriester oder Prophet [fremdsprachliches Material], da von ihm ohne Zweifel die Orakel und Deutungen der Wunderzeichen ausgingen;3) der verschnittene Oberpriester (Archigallus) der verschnittenen Priester der Kybele zu Pessinus in Phrygien, der ein Purpurgewand trug;4) - die Anactolesten (reges mysteriorum) bei den Kabiren auf Samotrace, die einen purpurnen Gürtel und nach anderer Angabe einen Mantel von rother Leinwand trugen und um welche bei der Aufnahme eines Einzuweihenden die Anwesenden einen Kreis schlossen, indem sie sich bei den Händen fassten und Hymnen sangen;5) - die Königin der Priesterinnen

1) Spiegel, a. a. O., II. S. LXIV; Stieglitz, die Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 76.
2) In dieser Eigenschaft können die Priester für ihre Dienste Lohn fordern und die Laien sind angewiesen, ihnen den Zehnten zu entrichten. Vergl. Spiegel, a. a. O., II. S, XVI.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 184.
4) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 246.
5) Lenz, Uebersetzung des Freiherrn ven Sainte-Croix Versuch über die Mysterien der Alten, Gotha 1790, S. 53. Der purpurne, tief herabhangende, goldbetrodelte Gürtel [fremdsprachliches Material] war auch

rückzuführen was aber kaum eine gelungene Erklärung sein dürfte, indem nicht klar ist, weshalb die Priester Hausherrn sein sollten; an den Tempel, das Haus Gottes zu denken, ist deshalb unzulässig, weil die alten Parsen oder Baktrer, wie keine Götterbilder, so auch keine eigentlichen Tempel hatten.1) Gewöhnlich, aber nach Spiegel falsch, wird Maubad für Herr der Magier erklärt. Destûr ist mit Maubad im Wesentlichen identisch und bezeichnet den Priester im Verhältniss zu den Laien oder Denjenigen, der dem Menschen berathend und leitend zur Seite steht.2) Nach Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 6, Anm. 1, hiessen die Herbeds, also die Priester im Allgemeinen oder überhaupt, Airjapaitis, Herrn, Führer, Berather und Leiter der Airjas, der Ehrwürdigen. Airjapaiti würde demnach mit Destûr übereinkommen und sich auf dieselbe Stellung und dasselbe Verhältniss der parsischen Priester beziehen. Dem Destûr der Destûrs oder Maubad der Maubads der Parsen und dem Pater Patrum der Mithramysterien stehen gleich der ägyptische Oberpriester oder Prophet [fremdsprachliches Material], da von ihm ohne Zweifel die Orakel und Deutungen der Wunderzeichen ausgingen;3) der verschnittene Oberpriester (Archigallus) der verschnittenen Priester der Kybele zu Pessinus in Phrygien, der ein Purpurgewand trug;4) – die Anactolesten (reges mysteriorum) bei den Kabiren auf Samotrace, die einen purpurnen Gürtel und nach anderer Angabe einen Mantel von rother Leinwand trugen und um welche bei der Aufnahme eines Einzuweihenden die Anwesenden einen Kreis schlossen, indem sie sich bei den Händen fassten und Hymnen sangen;5) – die Königin der Priesterinnen

1) Spiegel, a. a. O., II. S. LXIV; Stieglitz, die Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 76.
2) In dieser Eigenschaft können die Priester für ihre Dienste Lohn fordern und die Laien sind angewiesen, ihnen den Zehnten zu entrichten. Vergl. Spiegel, a. a. O., II. S, XVI.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 184.
4) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 246.
5) Lenz, Uebersetzung des Freiherrn ven Sainte-Croix Versuch über die Mysterien der Alten, Gotha 1790, S. 53. Der purpurne, tief herabhangende, goldbetrodelte Gürtel [fremdsprachliches Material] war auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0541" n="525"/>
rückzuführen was aber kaum eine gelungene
 Erklärung sein dürfte, indem nicht klar ist, weshalb die Priester Hausherrn sein sollten; an den
 Tempel, das Haus Gottes zu denken, ist deshalb unzulässig, weil die alten Parsen oder Baktrer, wie
 keine Götterbilder, so auch keine eigentlichen Tempel hatten.<note place="foot" n="1)">Spiegel, a.
 a. O., II. S. LXIV; Stieglitz, die Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 76.</note> Gewöhnlich, aber
 nach Spiegel falsch, wird Maubad für Herr der Magier erklärt. Destûr ist mit Maubad im Wesentlichen
 identisch und bezeichnet den Priester im Verhältniss zu den Laien oder Denjenigen, der dem Menschen
 berathend und leitend zur Seite steht.<note place="foot" n="2)">In dieser Eigenschaft können die
 Priester für ihre Dienste Lohn fordern und die Laien sind angewiesen, ihnen den Zehnten zu
 entrichten. Vergl. Spiegel, a. a. O., II. S, XVI.</note> Nach Lassen, indische Alterthumskunde, I.
 S. 6, Anm. 1, hiessen die Herbeds, also die Priester im Allgemeinen oder überhaupt, Airjapaitis,
 Herrn, Führer, Berather und Leiter der Airjas, der Ehrwürdigen. Airjapaiti würde demnach mit Destûr
 übereinkommen und sich auf dieselbe Stellung und dasselbe Verhältniss der parsischen Priester
 beziehen. Dem Destûr der Destûrs oder Maubad der Maubads der Parsen und dem Pater Patrum der
 Mithramysterien stehen gleich der ägyptische Oberpriester oder Prophet <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, da von ihm ohne Zweifel die Orakel und Deutungen der Wunderzeichen
 ausgingen;<note place="foot" n="3)">Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 184.</note> der
 verschnittene Oberpriester (Archigallus) der verschnittenen Priester der Kybele zu Pessinus in
 Phrygien, der ein Purpurgewand trug;<note place="foot" n="4)">Dunker, Geschichte des Alterthums, I.
 S. 246.</note> &#x2013; die Anactolesten (reges mysteriorum) bei den Kabiren auf Samotrace, die einen
 purpurnen Gürtel und nach anderer Angabe einen Mantel von rother Leinwand trugen und um welche bei
 der Aufnahme eines Einzuweihenden die Anwesenden einen Kreis schlossen, indem sie sich bei den
 Händen fassten und Hymnen sangen;<note xml:id="ID07" next="ID08" place="foot" n="5)">Lenz, Uebersetzung des Freiherrn ven
 Sainte-Croix Versuch über die Mysterien der Alten, Gotha 1790, S. 53. Der purpurne, tief
 herabhangende, goldbetrodelte Gürtel <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> war auch
 </note> &#x2013; die Königin der Priesterinnen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525/0541] rückzuführen was aber kaum eine gelungene Erklärung sein dürfte, indem nicht klar ist, weshalb die Priester Hausherrn sein sollten; an den Tempel, das Haus Gottes zu denken, ist deshalb unzulässig, weil die alten Parsen oder Baktrer, wie keine Götterbilder, so auch keine eigentlichen Tempel hatten. 1) Gewöhnlich, aber nach Spiegel falsch, wird Maubad für Herr der Magier erklärt. Destûr ist mit Maubad im Wesentlichen identisch und bezeichnet den Priester im Verhältniss zu den Laien oder Denjenigen, der dem Menschen berathend und leitend zur Seite steht. 2) Nach Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 6, Anm. 1, hiessen die Herbeds, also die Priester im Allgemeinen oder überhaupt, Airjapaitis, Herrn, Führer, Berather und Leiter der Airjas, der Ehrwürdigen. Airjapaiti würde demnach mit Destûr übereinkommen und sich auf dieselbe Stellung und dasselbe Verhältniss der parsischen Priester beziehen. Dem Destûr der Destûrs oder Maubad der Maubads der Parsen und dem Pater Patrum der Mithramysterien stehen gleich der ägyptische Oberpriester oder Prophet _ , da von ihm ohne Zweifel die Orakel und Deutungen der Wunderzeichen ausgingen; 3) der verschnittene Oberpriester (Archigallus) der verschnittenen Priester der Kybele zu Pessinus in Phrygien, der ein Purpurgewand trug; 4) – die Anactolesten (reges mysteriorum) bei den Kabiren auf Samotrace, die einen purpurnen Gürtel und nach anderer Angabe einen Mantel von rother Leinwand trugen und um welche bei der Aufnahme eines Einzuweihenden die Anwesenden einen Kreis schlossen, indem sie sich bei den Händen fassten und Hymnen sangen; 5) – die Königin der Priesterinnen 1) Spiegel, a. a. O., II. S. LXIV; Stieglitz, die Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 76. 2) In dieser Eigenschaft können die Priester für ihre Dienste Lohn fordern und die Laien sind angewiesen, ihnen den Zehnten zu entrichten. Vergl. Spiegel, a. a. O., II. S, XVI. 3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 184. 4) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 246. 5) Lenz, Uebersetzung des Freiherrn ven Sainte-Croix Versuch über die Mysterien der Alten, Gotha 1790, S. 53. Der purpurne, tief herabhangende, goldbetrodelte Gürtel _ war auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/541
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/541>, abgerufen am 19.05.2024.