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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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den Namen der Ehrwürdigen und Würdigen als den vorzüglichsten gewählt und beibehalten haben. Der Oberste der Eingeweihten, der erste Priester der Lichtpriester und Lichtstreiter, der Pater Patrum Dei Solis Invicti Mithrae, wie er genannt wurde,1) erhielt begreiflich und natürlich auch den Beinamen des Hochwürdigsten, des Ehrwürdigen schlechthin oder vorzugsweise, gerade wie noch heute in den französischen Logen der Meister vom Stuhl der Ehrwürdige, le Venerable heisst. So erhält auch Zarathustra in dem Zendavesta gewöhnlich den Beinamen cpitama, d. i. Hochheiliger, und die Bekenner des Lichtglaubens, die Verehrer des Ormuzd, des reinen und guten Geistes, werden ashava's, d. i. die Reinen, dagegen die Anhänger des Ahriman, des unreinen und bösen Geistes, dregvaa's, d. h. Lügner, genannt. Ein jeder der sieben Grade der Mithramysterien hatte seinen Obern oder Pater und der Obere oder Pater des siebten und höchsten Grades, dessen Mitglieder die Väter [fremdsprachliches Material], wie der ganze Grad [fremdsprachliches Material] hiessen, war der Obere der Obern, Pater Patrum, und damit zugleich des ganzen Bundes. Dieser Pater Patrum der Mithramysterien ist durchaus identisch mit dem Maubad der Maubads oder Destaur der Destaurs, der Meister der Meister, wie der Oberste der parsischen Priester genannt wurde;2) noch früher hiess dieser oberste Priester, der jüdische Hohepriester, Zarathustrotema und nach der Wiederherstellung des alten iranischen Reiches im J. 226 nach Chr. durch die Sassaniden der Grossmagier, der Grossmeister.3) Die alten parsischen Priester, welche neben dem heiligen Gürtel oder Kosti während der Ausübung ihres Amtes nur weisse Gewänder anlegen,4) auch weder Schmuck noch Gold an sich tragen durften, zerfielen nach Art der drei symbolischen Grade der Maurer in Herbeds (Lehrlinge), Mobeds (Meister, Gesellen) und Destaur Mobeds (vollendete und wirkliche Meister). Das Wort Mobed (Maubad) ist nach Spiegel auf das altbaktrische nmana-paiti, Hausherr, zu-

1) Preller, röm. Mythologie, S. 763, Anm. 3.
2) Spiegel, Avesta, Il. Einleitung, S. XV.
3) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 309.
4) Weiss, Kostümkunde, S. 283.

den Namen der Ehrwürdigen und Würdigen als den vorzüglichsten gewählt und beibehalten haben. Der Oberste der Eingeweihten, der erste Priester der Lichtpriester und Lichtstreiter, der Pater Patrum Dei Solis Invicti Mithrae, wie er genannt wurde,1) erhielt begreiflich und natürlich auch den Beinamen des Hochwürdigsten, des Ehrwürdigen schlechthin oder vorzugsweise, gerade wie noch heute in den französischen Logen der Meister vom Stuhl der Ehrwürdige, le Venerable heisst. So erhält auch Zarathustra in dem Zendavesta gewöhnlich den Beinamen cpitama, d. i. Hochheiliger, und die Bekenner des Lichtglaubens, die Verehrer des Ormuzd, des reinen und guten Geistes, werden ashavâ’s, d. i. die Reinen, dagegen die Anhänger des Ahriman, des unreinen und bösen Geistes, dregvâa’s, d. h. Lügner, genannt. Ein jeder der sieben Grade der Mithramysterien hatte seinen Obern oder Pater und der Obere oder Pater des siebten und höchsten Grades, dessen Mitglieder die Väter [fremdsprachliches Material], wie der ganze Grad [fremdsprachliches Material] hiessen, war der Obere der Obern, Pater Patrum, und damit zugleich des ganzen Bundes. Dieser Pater Patrum der Mithramysterien ist durchaus identisch mit dem Maubad der Maubads oder Destûr der Destûrs, der Meister der Meister, wie der Oberste der parsischen Priester genannt wurde;2) noch früher hiess dieser oberste Priester, der jüdische Hohepriester, Zarathustrotêma und nach der Wiederherstellung des alten iranischen Reiches im J. 226 nach Chr. durch die Sassaniden der Grossmagier, der Grossmeister.3) Die alten parsischen Priester, welche neben dem heiligen Gürtel oder Kosti während der Ausübung ihres Amtes nur weisse Gewänder anlegen,4) auch weder Schmuck noch Gold an sich tragen durften, zerfielen nach Art der drei symbolischen Grade der Maurer in Herbeds (Lehrlinge), Mobeds (Meister, Gesellen) und Destûr Mobeds (vollendete und wirkliche Meister). Das Wort Mobed (Maubad) ist nach Spiegel auf das altbaktrische nmâna-paiti, Hausherr, zu-

1) Preller, röm. Mythologie, S. 763, Anm. 3.
2) Spiegel, Avesta, Il. Einleitung, S. XV.
3) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 309.
4) Weiss, Kostümkunde, S. 283.
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 309.</note> Die alten parsischen Priester, welche neben dem heiligen Gürtel oder Kosti während der
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 283. </note> auch weder Schmuck noch Gold an sich tragen durften, zerfielen nach Art der drei
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[524/0540] den Namen der Ehrwürdigen und Würdigen als den vorzüglichsten gewählt und beibehalten haben. Der Oberste der Eingeweihten, der erste Priester der Lichtpriester und Lichtstreiter, der Pater Patrum Dei Solis Invicti Mithrae, wie er genannt wurde, 1) erhielt begreiflich und natürlich auch den Beinamen des Hochwürdigsten, des Ehrwürdigen schlechthin oder vorzugsweise, gerade wie noch heute in den französischen Logen der Meister vom Stuhl der Ehrwürdige, le Venerable heisst. So erhält auch Zarathustra in dem Zendavesta gewöhnlich den Beinamen cpitama, d. i. Hochheiliger, und die Bekenner des Lichtglaubens, die Verehrer des Ormuzd, des reinen und guten Geistes, werden ashavâ’s, d. i. die Reinen, dagegen die Anhänger des Ahriman, des unreinen und bösen Geistes, dregvâa’s, d. h. Lügner, genannt. Ein jeder der sieben Grade der Mithramysterien hatte seinen Obern oder Pater und der Obere oder Pater des siebten und höchsten Grades, dessen Mitglieder die Väter _ , wie der ganze Grad _ hiessen, war der Obere der Obern, Pater Patrum, und damit zugleich des ganzen Bundes. Dieser Pater Patrum der Mithramysterien ist durchaus identisch mit dem Maubad der Maubads oder Destûr der Destûrs, der Meister der Meister, wie der Oberste der parsischen Priester genannt wurde; 2) noch früher hiess dieser oberste Priester, der jüdische Hohepriester, Zarathustrotêma und nach der Wiederherstellung des alten iranischen Reiches im J. 226 nach Chr. durch die Sassaniden der Grossmagier, der Grossmeister. 3) Die alten parsischen Priester, welche neben dem heiligen Gürtel oder Kosti während der Ausübung ihres Amtes nur weisse Gewänder anlegen, 4) auch weder Schmuck noch Gold an sich tragen durften, zerfielen nach Art der drei symbolischen Grade der Maurer in Herbeds (Lehrlinge), Mobeds (Meister, Gesellen) und Destûr Mobeds (vollendete und wirkliche Meister). Das Wort Mobed (Maubad) ist nach Spiegel auf das altbaktrische nmâna-paiti, Hausherr, zu- 1) Preller, röm. Mythologie, S. 763, Anm. 3. 2) Spiegel, Avesta, Il. Einleitung, S. XV. 3) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 309. 4) Weiss, Kostümkunde, S. 283.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/540>, abgerufen am 25.11.2024.