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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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oder gar zu verspeisen. Man hat neuerlich daher mehrfach den poseidonischen oder neptunischen Fischstock verworfen und die Meinung geäussert, dass dieser Dreizack das Bildzeichen des Wassers, der phönicisch-ägyptische Buchstabe Mem, griech. My, lat. und deutsch M sei.1) Die göttlichen Dreifüsse sind nach Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 226, nichts Anderes, als die sich von selbst am Himmel dahinbewegenden Dreifüsse des Gewitterschmiedes, wobei er jedoch unerklärt gelassen hat, wesshalb man dem Gewitterschmiede einen Dreifuss gegeben. Die Schifferzünfte sind übrigens am Oberrhein uralt, und schon zu den Zeiten der Römer bildeten die keltischen Aarflösser nach einer zu Aventicum aufgefundenen Inschrift eine eigene Zunft, nautae Aruranci.2) Das Alphabet, welches die Germanen3) zunächst von den Römern und in der römischen Gestaltung entlehnt haben, wird im Deutschen mit den drei ersten Buchstaben desselben, A B C, bezeichnet, wie bei den Römern mit den drei Buchstaben L M N, woraus zugleich das Wort elementa, die Anfänge, hervorgegangen ist,4) und wornach wir noch den ersten Unterricht und die ersten Schulen der Tugend den Elementarunterricht und die Elementarschulen nennen. Die Römer selbst hatten das Alphabet von den Phöniciern, von den Semiten, erhalten und diese dasselbe nach Böttcher, a. a. O., S. 24 ff., wohl zur Zeit der Herrschaft der Hyksos oder Hirtenkönige in Aegypten nach der ägyptischen Bilderschrift gebildet, sich ein vereinfachtes Bilderalphabet nach ägyptischem Vorbilde geschaffen. Bei dieser Gelegenheit mag noch berührt werden, dass zufolge Böttcher, a. a. O, S. 38, 47 und 78, der Buchstabe T, das griech. Tau und phönicische oder kanaanitische Taw ursprünglich ein einfaches Kreuz, ein Zeichen, eine förm-

1) Böttcher, unseres Alphabetes Ursprünge, Dresden 1860, S. 68.
2) Rochholz, Schweizersagen, I. S. XV.
3) Eine vergleichende Uebersicht des gothischen Alphabets findet sich bei Gaugengigl, älteste Denkmäler der deutschen Sprache, dritte Ausgabe, Passau 1853. Ebenso ist nachzusehen die vergleichende Zusammenstellung des Alphabets bei Flügel, engl. Sprachlehre, Leipzig 1824, §. 1.
4) Böttcher, a. a. O., S. 44.

oder gar zu verspeisen. Man hat neuerlich daher mehrfach den poseidonischen oder neptunischen Fischstock verworfen und die Meinung geäussert, dass dieser Dreizack das Bildzeichen des Wassers, der phönicisch-ägyptische Buchstabe Mem, griech. My, lat. und deutsch M sei.1) Die göttlichen Dreifüsse sind nach Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 226, nichts Anderes, als die sich von selbst am Himmel dahinbewegenden Dreifüsse des Gewitterschmiedes, wobei er jedoch unerklärt gelassen hat, wesshalb man dem Gewitterschmiede einen Dreifuss gegeben. Die Schifferzünfte sind übrigens am Oberrhein uralt, und schon zu den Zeiten der Römer bildeten die keltischen Aarflösser nach einer zu Aventicum aufgefundenen Inschrift eine eigene Zunft, nautae Aruranci.2) Das Alphabet, welches die Germanen3) zunächst von den Römern und in der römischen Gestaltung entlehnt haben, wird im Deutschen mit den drei ersten Buchstaben desselben, A B C, bezeichnet, wie bei den Römern mit den drei Buchstaben L M N, woraus zugleich das Wort elementa, die Anfänge, hervorgegangen ist,4) und wornach wir noch den ersten Unterricht und die ersten Schulen der Tugend den Elementarunterricht und die Elementarschulen nennen. Die Römer selbst hatten das Alphabet von den Phöniciern, von den Semiten, erhalten und diese dasselbe nach Böttcher, a. a. O., S. 24 ff., wohl zur Zeit der Herrschaft der Hyksos oder Hirtenkönige in Aegypten nach der ägyptischen Bilderschrift gebildet, sich ein vereinfachtes Bilderalphabet nach ägyptischem Vorbilde geschaffen. Bei dieser Gelegenheit mag noch berührt werden, dass zufolge Böttcher, a. a. O, S. 38, 47 und 78, der Buchstabe T, das griech. Tau und phönicische oder kanaanitische Taw ursprünglich ein einfaches Kreuz, ein Zeichen, eine förm-

1) Böttcher, unseres Alphabetes Ursprünge, Dresden 1860, S. 68.
2) Rochholz, Schweizersagen, I. S. XV.
3) Eine vergleichende Uebersicht des gothischen Alphabets findet sich bei Gaugengigl, älteste Denkmäler der deutschen Sprache, dritte Ausgabe, Passau 1853. Ebenso ist nachzusehen die vergleichende Zusammenstellung des Alphabets bei Flügel, engl. Sprachlehre, Leipzig 1824, §. 1.
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 sind übrigens am Oberrhein uralt, und schon zu den Zeiten der Römer bildeten die keltischen
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 Böttcher, a. a. O., S. 24 ff., wohl zur Zeit der Herrschaft der Hyksos oder Hirtenkönige in Aegypten
 nach der ägyptischen Bilderschrift gebildet, sich ein vereinfachtes Bilderalphabet nach ägyptischem
 Vorbilde geschaffen. Bei dieser Gelegenheit mag noch berührt werden, dass zufolge Böttcher, a. a. O,
 S. 38, 47 und 78, der Buchstabe T, das griech. Tau und phönicische oder kanaanitische Taw
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[484/0500] oder gar zu verspeisen. Man hat neuerlich daher mehrfach den poseidonischen oder neptunischen Fischstock verworfen und die Meinung geäussert, dass dieser Dreizack das Bildzeichen des Wassers, der phönicisch-ägyptische Buchstabe Mem, griech. My, lat. und deutsch M sei. 1) Die göttlichen Dreifüsse sind nach Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 226, nichts Anderes, als die sich von selbst am Himmel dahinbewegenden Dreifüsse des Gewitterschmiedes, wobei er jedoch unerklärt gelassen hat, wesshalb man dem Gewitterschmiede einen Dreifuss gegeben. Die Schifferzünfte sind übrigens am Oberrhein uralt, und schon zu den Zeiten der Römer bildeten die keltischen Aarflösser nach einer zu Aventicum aufgefundenen Inschrift eine eigene Zunft, nautae Aruranci. 2) Das Alphabet, welches die Germanen 3) zunächst von den Römern und in der römischen Gestaltung entlehnt haben, wird im Deutschen mit den drei ersten Buchstaben desselben, A B C, bezeichnet, wie bei den Römern mit den drei Buchstaben L M N, woraus zugleich das Wort elementa, die Anfänge, hervorgegangen ist, 4) und wornach wir noch den ersten Unterricht und die ersten Schulen der Tugend den Elementarunterricht und die Elementarschulen nennen. Die Römer selbst hatten das Alphabet von den Phöniciern, von den Semiten, erhalten und diese dasselbe nach Böttcher, a. a. O., S. 24 ff., wohl zur Zeit der Herrschaft der Hyksos oder Hirtenkönige in Aegypten nach der ägyptischen Bilderschrift gebildet, sich ein vereinfachtes Bilderalphabet nach ägyptischem Vorbilde geschaffen. Bei dieser Gelegenheit mag noch berührt werden, dass zufolge Böttcher, a. a. O, S. 38, 47 und 78, der Buchstabe T, das griech. Tau und phönicische oder kanaanitische Taw ursprünglich ein einfaches Kreuz, ein Zeichen, eine förm- 1) Böttcher, unseres Alphabetes Ursprünge, Dresden 1860, S. 68. 2) Rochholz, Schweizersagen, I. S. XV. 3) Eine vergleichende Uebersicht des gothischen Alphabets findet sich bei Gaugengigl, älteste Denkmäler der deutschen Sprache, dritte Ausgabe, Passau 1853. Ebenso ist nachzusehen die vergleichende Zusammenstellung des Alphabets bei Flügel, engl. Sprachlehre, Leipzig 1824, §. 1. 4) Böttcher, a. a. O., S. 44.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/500>, abgerufen am 18.05.2024.