Schöne, gibt dem menschlichen Leben die Freiheit und Schönheit, das Recht
und die Kunst. Dieses Mass muss der Mensch in sich selbst durch Selbsterkenntniss, durch Berathung
des eigenen Gewissens suchen und finden; daher auch schon die sieben griechischen Weisen geboten
hatten und nach ihnen an die Wand des Apollo-Tempels zu Delphi geschrieben war: "Erkenne dich
selbst. Nichts zu viel!" , wie mit den sieben Weisen auch Pindar gesungen hatte: "Es geziemt, in sich selber stets auf das Mass zu schauen." In dem gleichen Sinne fordert die Maurerei von dem Gesellen neben der Mässigung die
Selbsterkenntniss, die letztere als die Bedingung der erstern. Die menschliche Freiheit besteht
allein in der freiwilligen Unterwerfung unter das Mass, unter das Gesetz, - ist die
Selbstbezwingung, die gesetzliche Ordnung, die Liebe zu Gott und dem Vaterlande. Das Gesetz ist der
allwaltende Herrscher Gottes und der Menschen.
Meine sehr lieben neu aufgenommenen BBr. Gesellen! Möchte Ihre maurerische Grabschrift einst
gleich derjenigen des Leonidas und der mit ihm bei Thermopylä gefallenen Helden Sparta's lauten
dürfen:
"Fremdling geh und verkünde den Spartiaten, wir ruhn hier, Weil wir ihrem Gebot blieben
zum Tode getreu."
Bleiben auch Sie bis zum Tode dem Gebote der Maurerei getreu, wird Ihnen das Grab leicht und der
ewige Todtenrichter nicht furchtbar sein!
XXVII. Der Osten.
Die Lichtgläubigen und Lichtsuchenden mussten nothwendig und vor Allem den Blick nach Osten
richten, denn aus Osten kam ja nach der dunkelsten Nacht mit jedem
Schöne, gibt dem menschlichen Leben die Freiheit und Schönheit, das Recht
und die Kunst. Dieses Mass muss der Mensch in sich selbst durch Selbsterkenntniss, durch Berathung
des eigenen Gewissens suchen und finden; daher auch schon die sieben griechischen Weisen geboten
hatten und nach ihnen an die Wand des Apollo-Tempels zu Delphi geschrieben war: „Erkenne dich
selbst. Nichts zu viel!“ , wie mit den sieben Weisen auch Pindar gesungen hatte: „Es geziemt, in sich selber stets auf das Mass zu schauen.“ In dem gleichen Sinne fordert die Maurerei von dem Gesellen neben der Mässigung die
Selbsterkenntniss, die letztere als die Bedingung der erstern. Die menschliche Freiheit besteht
allein in der freiwilligen Unterwerfung unter das Mass, unter das Gesetz, – ist die
Selbstbezwingung, die gesetzliche Ordnung, die Liebe zu Gott und dem Vaterlande. Das Gesetz ist der
allwaltende Herrscher Gottes und der Menschen.
Meine sehr lieben neu aufgenommenen BBr. Gesellen! Möchte Ihre maurerische Grabschrift einst
gleich derjenigen des Leonidas und der mit ihm bei Thermopylä gefallenen Helden Sparta’s lauten
dürfen:
„Fremdling geh und verkünde den Spartiaten, wir ruhn hier, Weil wir ihrem Gebot blieben
zum Tode getreu.“
Bleiben auch Sie bis zum Tode dem Gebote der Maurerei getreu, wird Ihnen das Grab leicht und der
ewige Todtenrichter nicht furchtbar sein!
XXVII. Der Osten.
Die Lichtgläubigen und Lichtsuchenden mussten nothwendig und vor Allem den Blick nach Osten
richten, denn aus Osten kam ja nach der dunkelsten Nacht mit jedem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0408"n="392"/>
Schöne, gibt dem menschlichen Leben die Freiheit und Schönheit, das Recht
und die Kunst. Dieses Mass muss der Mensch in sich selbst durch Selbsterkenntniss, durch Berathung
des eigenen Gewissens suchen und finden; daher auch schon die sieben griechischen Weisen geboten
hatten und nach ihnen an die Wand des Apollo-Tempels zu Delphi geschrieben war: „Erkenne dich
selbst. Nichts zu viel!“ , wie mit den sieben Weisen auch Pindar gesungen hatte: <citrendition="#et"><quote>„Es geziemt, in sich selber stets auf das Mass zu schauen.“</quote></cit> In dem gleichen Sinne fordert die Maurerei von dem Gesellen neben der Mässigung die
Selbsterkenntniss, die letztere als die Bedingung der erstern. Die menschliche Freiheit besteht
allein in der freiwilligen Unterwerfung unter das Mass, unter das Gesetz, – ist die
Selbstbezwingung, die gesetzliche Ordnung, die Liebe zu Gott und dem Vaterlande. Das Gesetz ist der
allwaltende Herrscher Gottes und der Menschen.</p><p> Meine sehr lieben neu aufgenommenen BBr. Gesellen! Möchte Ihre maurerische Grabschrift einst
gleich derjenigen des Leonidas und der mit ihm bei Thermopylä gefallenen Helden Sparta’s lauten
dürfen:</p><citrendition="#et"><quote>„Fremdling geh und verkünde den Spartiaten, wir ruhn hier,<lb/>
Weil wir ihrem Gebot blieben
zum Tode getreu.“</quote></cit><p> Bleiben auch Sie bis zum Tode dem Gebote der Maurerei getreu, wird Ihnen das Grab leicht und der
ewige Todtenrichter nicht furchtbar sein!</p><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div><divn="1"><head>XXVII.<lb/>
Der Osten.</head><lb/><p>Die Lichtgläubigen und Lichtsuchenden mussten nothwendig und vor Allem den Blick nach Osten
richten, denn aus Osten kam ja nach der dunkelsten Nacht mit jedem
</p></div></body></text></TEI>
[392/0408]
Schöne, gibt dem menschlichen Leben die Freiheit und Schönheit, das Recht und die Kunst. Dieses Mass muss der Mensch in sich selbst durch Selbsterkenntniss, durch Berathung des eigenen Gewissens suchen und finden; daher auch schon die sieben griechischen Weisen geboten hatten und nach ihnen an die Wand des Apollo-Tempels zu Delphi geschrieben war: „Erkenne dich selbst. Nichts zu viel!“ , wie mit den sieben Weisen auch Pindar gesungen hatte: „Es geziemt, in sich selber stets auf das Mass zu schauen.“ In dem gleichen Sinne fordert die Maurerei von dem Gesellen neben der Mässigung die Selbsterkenntniss, die letztere als die Bedingung der erstern. Die menschliche Freiheit besteht allein in der freiwilligen Unterwerfung unter das Mass, unter das Gesetz, – ist die Selbstbezwingung, die gesetzliche Ordnung, die Liebe zu Gott und dem Vaterlande. Das Gesetz ist der allwaltende Herrscher Gottes und der Menschen.
Meine sehr lieben neu aufgenommenen BBr. Gesellen! Möchte Ihre maurerische Grabschrift einst gleich derjenigen des Leonidas und der mit ihm bei Thermopylä gefallenen Helden Sparta’s lauten dürfen:
„Fremdling geh und verkünde den Spartiaten, wir ruhn hier,
Weil wir ihrem Gebot blieben zum Tode getreu.“ Bleiben auch Sie bis zum Tode dem Gebote der Maurerei getreu, wird Ihnen das Grab leicht und der ewige Todtenrichter nicht furchtbar sein!
XXVII.
Der Osten.
Die Lichtgläubigen und Lichtsuchenden mussten nothwendig und vor Allem den Blick nach Osten richten, denn aus Osten kam ja nach der dunkelsten Nacht mit jedem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/408>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.