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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Morgen herrlich strahlend, allerleuchtend und allbeglückend, von allen Leiden und allen Sorgen erlösend und befreiend (scheinbar) das Licht. Der Osten wurde daher von selbst zur Wohnung des irdischen Lichtes und zum Symbole des himmlischen und göttlichen Lichtes; wer das Licht suchte, wer nach Gott verlangte und zu Gott betete, wandte sich suchend und flehend nach Osten, und wer endlich das Licht gefunden, in den Himmel und zu Gott eingegangen war, war in den ewigen Osten eingegangen. Der niemals ausbleibende schönere Wiederaufgang der am Abend untergegangenen Sonne war den Menschen die Bürgschaft und das Symbol der eigenen Wiederauferstehung aus dem Grabe, des geistigen Wiederauferstehungsmorgens, der Unsterblichkeit des göttlichen Lichtes und Geistes. Die ganze Lehre der Parsen von der Wiederauferstehung der Todten, welche Lehre von den Parsen auch die Juden und durch sie die Christen angenommen haben, ist blos eine Vergeistigung des scheinbaren Wiederaufganges der Sonne, die Uebertragung des Wiederaufganges der irdischen Sonne von der Erde auf den Himmel, die Gleichstellung des irdischen und des göttlichen Lichtes. Noch eine weit grössere Bedeutung gewann der Osten, die schöne Morgenröthe, sobald die Sonne bei einzelnen Völkern nicht blos das Auge und das Symbol der Gottheit war, sondern als die Gottheit selbst gedacht und geglaubt wurde; nunmehr wurden die ersten Sonnenstrahlen des kommenden Morgens und noch mehr die Morgenröthe selbst zu göttlichen Personen, zu Gottheiten gestaltet. So ist z. B. die lateinische oder vielmehr die sabinische Aurora nichts Anderes als die aufgehende Sonne, Sol oriens, der Osten, ein auf die sabinische Wurzel aus, sanskt. ush. lat. uro, welche zugleich brennen und leuchten bedeutet, zurückweisendes Wort, das bei den Sabinern ausel lautete, daher der Geschlechtsname der Auseli, bei den Etruskern der Lichtgott Usil, und in den alten Saliarischen Liedern zu Rom die Anrufung Ozeul adosiose d. i. Sol venerande. 1)

Eben dasselbe ist oder zur gleichen Wurzel gehört das griechische [fremdsprachliches Material], welches gleichfalls das Morgenroth,

1) Preller, röm. Mythologie, S. 287.

Morgen herrlich strahlend, allerleuchtend und allbeglückend, von allen Leiden und allen Sorgen erlösend und befreiend (scheinbar) das Licht. Der Osten wurde daher von selbst zur Wohnung des irdischen Lichtes und zum Symbole des himmlischen und göttlichen Lichtes; wer das Licht suchte, wer nach Gott verlangte und zu Gott betete, wandte sich suchend und flehend nach Osten, und wer endlich das Licht gefunden, in den Himmel und zu Gott eingegangen war, war in den ewigen Osten eingegangen. Der niemals ausbleibende schönere Wiederaufgang der am Abend untergegangenen Sonne war den Menschen die Bürgschaft und das Symbol der eigenen Wiederauferstehung aus dem Grabe, des geistigen Wiederauferstehungsmorgens, der Unsterblichkeit des göttlichen Lichtes und Geistes. Die ganze Lehre der Parsen von der Wiederauferstehung der Todten, welche Lehre von den Parsen auch die Juden und durch sie die Christen angenommen haben, ist blos eine Vergeistigung des scheinbaren Wiederaufganges der Sonne, die Uebertragung des Wiederaufganges der irdischen Sonne von der Erde auf den Himmel, die Gleichstellung des irdischen und des göttlichen Lichtes. Noch eine weit grössere Bedeutung gewann der Osten, die schöne Morgenröthe, sobald die Sonne bei einzelnen Völkern nicht blos das Auge und das Symbol der Gottheit war, sondern als die Gottheit selbst gedacht und geglaubt wurde; nunmehr wurden die ersten Sonnenstrahlen des kommenden Morgens und noch mehr die Morgenröthe selbst zu göttlichen Personen, zu Gottheiten gestaltet. So ist z. B. die lateinische oder vielmehr die sabinische Aurora nichts Anderes als die aufgehende Sonne, Sol oriens, der Osten, ein auf die sabinische Wurzel aus, sanskt. ush. lat. uro, welche zugleich brennen und leuchten bedeutet, zurückweisendes Wort, das bei den Sabinern ausel lautete, daher der Geschlechtsname der Auseli, bei den Etruskern der Lichtgott Usil, und in den alten Saliarischen Liedern zu Rom die Anrufung Ozeul adosiose d. i. Sol venerande. 1)

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 erlösend und befreiend (scheinbar) das Licht. Der Osten wurde daher von selbst zur Wohnung des
 irdischen Lichtes und zum Symbole des himmlischen und göttlichen Lichtes; wer das Licht suchte, wer
 nach Gott verlangte und zu Gott betete, wandte sich suchend und flehend nach Osten, und wer endlich
 das Licht gefunden, in den Himmel und zu Gott eingegangen war, war in den ewigen Osten eingegangen.
 Der niemals ausbleibende schönere Wiederaufgang der am Abend untergegangenen Sonne war den Menschen
 die Bürgschaft und das Symbol der eigenen Wiederauferstehung aus dem Grabe, des geistigen
 Wiederauferstehungsmorgens, der Unsterblichkeit des göttlichen Lichtes und Geistes. Die ganze Lehre
 der Parsen von der Wiederauferstehung der Todten, welche Lehre von den Parsen auch die Juden und
 durch sie die Christen angenommen haben, ist blos eine Vergeistigung des scheinbaren Wiederaufganges
 der Sonne, die Uebertragung des Wiederaufganges der irdischen Sonne von der Erde auf den Himmel, die
 Gleichstellung des irdischen und des göttlichen Lichtes. Noch eine weit grössere Bedeutung gewann
 der Osten, die schöne Morgenröthe, sobald die Sonne bei einzelnen Völkern nicht blos das Auge und
 das Symbol der Gottheit war, sondern als die Gottheit selbst gedacht und geglaubt wurde; nunmehr
 wurden die ersten Sonnenstrahlen des kommenden Morgens und noch mehr die Morgenröthe selbst zu
 göttlichen Personen, zu Gottheiten gestaltet. So ist z. B. die lateinische oder vielmehr die
 sabinische Aurora nichts Anderes als die aufgehende Sonne, Sol oriens, der Osten, ein auf die
 sabinische Wurzel aus, sanskt. ush. lat. uro, welche zugleich brennen und leuchten bedeutet,
 zurückweisendes Wort, das bei den Sabinern ausel lautete, daher der Geschlechtsname der Auseli, bei
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[393/0409] Morgen herrlich strahlend, allerleuchtend und allbeglückend, von allen Leiden und allen Sorgen erlösend und befreiend (scheinbar) das Licht. Der Osten wurde daher von selbst zur Wohnung des irdischen Lichtes und zum Symbole des himmlischen und göttlichen Lichtes; wer das Licht suchte, wer nach Gott verlangte und zu Gott betete, wandte sich suchend und flehend nach Osten, und wer endlich das Licht gefunden, in den Himmel und zu Gott eingegangen war, war in den ewigen Osten eingegangen. Der niemals ausbleibende schönere Wiederaufgang der am Abend untergegangenen Sonne war den Menschen die Bürgschaft und das Symbol der eigenen Wiederauferstehung aus dem Grabe, des geistigen Wiederauferstehungsmorgens, der Unsterblichkeit des göttlichen Lichtes und Geistes. Die ganze Lehre der Parsen von der Wiederauferstehung der Todten, welche Lehre von den Parsen auch die Juden und durch sie die Christen angenommen haben, ist blos eine Vergeistigung des scheinbaren Wiederaufganges der Sonne, die Uebertragung des Wiederaufganges der irdischen Sonne von der Erde auf den Himmel, die Gleichstellung des irdischen und des göttlichen Lichtes. Noch eine weit grössere Bedeutung gewann der Osten, die schöne Morgenröthe, sobald die Sonne bei einzelnen Völkern nicht blos das Auge und das Symbol der Gottheit war, sondern als die Gottheit selbst gedacht und geglaubt wurde; nunmehr wurden die ersten Sonnenstrahlen des kommenden Morgens und noch mehr die Morgenröthe selbst zu göttlichen Personen, zu Gottheiten gestaltet. So ist z. B. die lateinische oder vielmehr die sabinische Aurora nichts Anderes als die aufgehende Sonne, Sol oriens, der Osten, ein auf die sabinische Wurzel aus, sanskt. ush. lat. uro, welche zugleich brennen und leuchten bedeutet, zurückweisendes Wort, das bei den Sabinern ausel lautete, daher der Geschlechtsname der Auseli, bei den Etruskern der Lichtgott Usil, und in den alten Saliarischen Liedern zu Rom die Anrufung Ozeul adosiose d. i. Sol venerande. 1) Eben dasselbe ist oder zur gleichen Wurzel gehört das griechische _ , welches gleichfalls das Morgenroth, 1) Preller, röm. Mythologie, S. 287.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/409>, abgerufen am 22.11.2024.