gericht in dem engen Schicksale und
Leben der einzelnen Menschen, der Mächtigen und Grossen der Erde an uns vorüberführt, will den
Sünder und Frevler aus seiner täuschenden und falschen Ruhe aufschrecken und mit Furcht und Grausen
vor den ewigen Richter, vor der doch kommenden Strafe seiner Unthaten erfüllen; sie will den.
Gebeugten und Kummergedrückten durch den Zuruf beruhigen und erheben, dass ein Gott über allen
Menschen wache und alles Unrecht sühnen und strafen werde; sie will die Menschheit durch die
Hinweisung auf Gottes Strafgericht bilden und veredlen. In jedem Drama fliegen dem heimlichen
Frevler und Verbrecher die mahnenden und verrathenden Kraniche des Ibycus vorüber und die rächenden
Schicksalsmächte singen von dem Schaugerüste in grauser Melodie: Wohl Dem, der frei von Schuld und Fehle, Bewahrt die kindlich reine Seele! Ihm
dürfen wir nicht rächend nah'n, Er wandelt frei des Lebens Bahn. Doch wehe, wehe, wer
verstohlen Des Mordes schwere That vollbracht; Wir heften uns an seine Sohlen, Das
furchtbare Geschlecht der Nacht. Und glaubt er fliehend zu entspringen, Geflügelt sind wir
da, die Schlingen Ihm werfend um den flüchtigen Fuss, Dass er zu Boden fallen muss, So jagen wir ihn ohn' Ermatten, Versöhnen kann uns keine Reu', Ihn fort und fort bis zu
den Schatten Und geben ihn auch dort nicht frei.Diese furchtbaren Eumeniden, welche sich an die Sohlen des verborgenen Frevlers heften, sind
seine Gewissensbisse, womit Er huldiget der furchtbaren Macht, Die richtend im Verborgenen wacht, Die
unerforschlich, unergründet, Des Schicksals dunkeln Knäuel flicht, Dem tiefen Herzen sich
verkündet, Doch fliehet vor dem Sonnenlicht. Die Eumeniden, die Gewissensbisse, zwingen den Frevler selbst zu dem reuevollen Bekenntniss,
dass über uns ein
gericht in dem engen Schicksale und
Leben der einzelnen Menschen, der Mächtigen und Grossen der Erde an uns vorüberführt, will den
Sünder und Frevler aus seiner täuschenden und falschen Ruhe aufschrecken und mit Furcht und Grausen
vor den ewigen Richter, vor der doch kommenden Strafe seiner Unthaten erfüllen; sie will den.
Gebeugten und Kummergedrückten durch den Zuruf beruhigen und erheben, dass ein Gott über allen
Menschen wache und alles Unrecht sühnen und strafen werde; sie will die Menschheit durch die
Hinweisung auf Gottes Strafgericht bilden und veredlen. In jedem Drama fliegen dem heimlichen
Frevler und Verbrecher die mahnenden und verrathenden Kraniche des Ibycus vorüber und die rächenden
Schicksalsmächte singen von dem Schaugerüste in grauser Melodie: Wohl Dem, der frei von Schuld und Fehle, Bewahrt die kindlich reine Seele! Ihm
dürfen wir nicht rächend nah’n, Er wandelt frei des Lebens Bahn. Doch wehe, wehe, wer
verstohlen Des Mordes schwere That vollbracht; Wir heften uns an seine Sohlen, Das
furchtbare Geschlecht der Nacht. Und glaubt er fliehend zu entspringen, Geflügelt sind wir
da, die Schlingen Ihm werfend um den flüchtigen Fuss, Dass er zu Boden fallen muss, So jagen wir ihn ohn’ Ermatten, Versöhnen kann uns keine Reu’, Ihn fort und fort bis zu
den Schatten Und geben ihn auch dort nicht frei.Diese furchtbaren Eumeniden, welche sich an die Sohlen des verborgenen Frevlers heften, sind
seine Gewissensbisse, womit Er huldiget der furchtbaren Macht, Die richtend im Verborgenen wacht, Die
unerforschlich, unergründet, Des Schicksals dunkeln Knäuel flicht, Dem tiefen Herzen sich
verkündet, Doch fliehet vor dem Sonnenlicht. Die Eumeniden, die Gewissensbisse, zwingen den Frevler selbst zu dem reuevollen Bekenntniss,
dass über uns ein
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gericht in dem engen Schicksale und
Leben der einzelnen Menschen, der Mächtigen und Grossen der Erde an uns vorüberführt, will den
Sünder und Frevler aus seiner täuschenden und falschen Ruhe aufschrecken und mit Furcht und Grausen
vor den ewigen Richter, vor der doch kommenden Strafe seiner Unthaten erfüllen; sie will den.
Gebeugten und Kummergedrückten durch den Zuruf beruhigen und erheben, dass ein Gott über allen
Menschen wache und alles Unrecht sühnen und strafen werde; sie will die Menschheit durch die
Hinweisung auf Gottes Strafgericht bilden und veredlen. In jedem Drama fliegen dem heimlichen
Frevler und Verbrecher die mahnenden und verrathenden Kraniche des Ibycus vorüber und die rächenden
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gericht in dem engen Schicksale und Leben der einzelnen Menschen, der Mächtigen und Grossen der Erde an uns vorüberführt, will den Sünder und Frevler aus seiner täuschenden und falschen Ruhe aufschrecken und mit Furcht und Grausen vor den ewigen Richter, vor der doch kommenden Strafe seiner Unthaten erfüllen; sie will den. Gebeugten und Kummergedrückten durch den Zuruf beruhigen und erheben, dass ein Gott über allen Menschen wache und alles Unrecht sühnen und strafen werde; sie will die Menschheit durch die Hinweisung auf Gottes Strafgericht bilden und veredlen. In jedem Drama fliegen dem heimlichen Frevler und Verbrecher die mahnenden und verrathenden Kraniche des Ibycus vorüber und die rächenden Schicksalsmächte singen von dem Schaugerüste in grauser Melodie: Wohl Dem, der frei von Schuld und Fehle,
Bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm dürfen wir nicht rächend nah’n,
Er wandelt frei des Lebens Bahn.
Doch wehe, wehe, wer verstohlen
Des Mordes schwere That vollbracht;
Wir heften uns an seine Sohlen,
Das furchtbare Geschlecht der Nacht.
Und glaubt er fliehend zu entspringen,
Geflügelt sind wir da, die Schlingen
Ihm werfend um den flüchtigen Fuss,
Dass er zu Boden fallen muss,
So jagen wir ihn ohn’ Ermatten,
Versöhnen kann uns keine Reu’,
Ihn fort und fort bis zu den Schatten
Und geben ihn auch dort nicht frei. Diese furchtbaren Eumeniden, welche sich an die Sohlen des verborgenen Frevlers heften, sind seine Gewissensbisse, womit Er huldiget der furchtbaren Macht,
Die richtend im Verborgenen wacht,
Die unerforschlich, unergründet,
Des Schicksals dunkeln Knäuel flicht,
Dem tiefen Herzen sich verkündet,
Doch fliehet vor dem Sonnenlicht. Die Eumeniden, die Gewissensbisse, zwingen den Frevler selbst zu dem reuevollen Bekenntniss, dass über uns ein
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/406>, abgerufen am 22.11.2024.
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