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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Sonnengott1) Mithra-Hiram: allein dieser Todtenrichter trat zurück und verschwand zuletzt gänzlich, nachdem mit der Einführung des Christenthums Christus zum Todtenrichter geworden war. Christus das Todtenrichteramt übernommen hatte, welches er nach der parsisch-jüdisch-christlichen Lehre2) am Tage des letzten Gerichtes nach der Wiederauferweckung und Wiederauferstehung aller Todten ausüben wird. Mit dem Sonnengotte Mithra-Hiram als Todtenrichter würde auch der indische Todtenrichter Jama.,3) der iranische Jima übereinstimmen. Der indische Jama, d. i. der Bezähmer, war ein Sohn Vivasvats , d. h. der Sonne, und sein Bruder, eine andere Form seiner selbst oder der Thätigkeit der Sonne, war Manu als erster Gesetzgeber und Begründer des geordneten Lebens und als Stammvater aller indischen Königsgeschlechter; das Todtenrichteramt fiel dem Sohne der Sonne oder der Sonne selbst, dem Jama-Mithra-Hiram zu, weil von der Sonne es heisst, sie überschaue und durchschaue alle Welten, sie sei Zeuge der Handlungen der Menschen. Die Sonne ist Ordner auf Erden (als Manu) und im Todtenreiche (als Jama); die Sonne ist der Urmensch und der Richter der von ihr abstammenden Menschen, ihrer Kinder und Geschöpfe. Bei den Parsen wird nun das Schöpfungs- und Lebenswort auch zum Menschen, Hom im Parsi, heamo oder haomo im Zend, Homanes bei den Griechen, welcher dem Zendvolke zuerst in dem Worte oder blos mündlich die Anbetung der Natur und aller lebenden Naturwesen verkündet haben soll; diese einfache und wirkliche Naturreligion steigerte sodann Zarathustra durch das geschriebene Wort, durch die heilige Schrift, manthro cpennto, d. i. die heilige Rede, die Sprache des Manthra, die himmlische Sprache, den Text (Avesta) oder das Gesetz (dein)4) zur Anbetung des allbeseelenden und allerleuchtenden, des

1) Vergl. über die Natur des Mithra als Sonnengottes auch Spiegel, Avesta, I. S. 274.
2) Spiegel, Avesta, I. S. 35 ff. vergl. mit S. 15 u. S. 32 ff.
3) Vergl, darüber Lassen, indische Alterthumsk., I. S. 517 ff.; Wollheim; Mythologie des alten Indien, S. 105 ff.; Spiegel, Avesta, I. S. 7.
4) Spiegel, Avesta. I. S. 45.

Sonnengott1) Mithra-Hiram: allein dieser Todtenrichter trat zurück und verschwand zuletzt gänzlich, nachdem mit der Einführung des Christenthums Christus zum Todtenrichter geworden war. Christus das Todtenrichteramt übernommen hatte, welches er nach der parsisch-jüdisch-christlichen Lehre2) am Tage des letzten Gerichtes nach der Wiederauferweckung und Wiederauferstehung aller Todten ausüben wird. Mit dem Sonnengotte Mithra-Hiram als Todtenrichter würde auch der indische Todtenrichter Jama.,3) der iranische Jima übereinstimmen. Der indische Jama, d. i. der Bezähmer, war ein Sohn Vivasvats , d. h. der Sonne, und sein Bruder, eine andere Form seiner selbst oder der Thätigkeit der Sonne, war Manu als erster Gesetzgeber und Begründer des geordneten Lebens und als Stammvater aller indischen Königsgeschlechter; das Todtenrichteramt fiel dem Sohne der Sonne oder der Sonne selbst, dem Jama-Mithra-Hiram zu, weil von der Sonne es heisst, sie überschaue und durchschaue alle Welten, sie sei Zeuge der Handlungen der Menschen. Die Sonne ist Ordner auf Erden (als Manu) und im Todtenreiche (als Jama); die Sonne ist der Urmensch und der Richter der von ihr abstammenden Menschen, ihrer Kinder und Geschöpfe. Bei den Parsen wird nun das Schöpfungs- und Lebenswort auch zum Menschen, Hom im Parsi, heamo oder haomo im Zend, Homanes bei den Griechen, welcher dem Zendvolke zuerst in dem Worte oder blos mündlich die Anbetung der Natur und aller lebenden Naturwesen verkündet haben soll; diese einfache und wirkliche Naturreligion steigerte sodann Zarathustra durch das geschriebene Wort, durch die heilige Schrift, mânthrô çpeñto, d. i. die heilige Rede, die Sprache des Manthra, die himmlische Sprache, den Text (Avesta) oder das Gesetz (dîn)4) zur Anbetung des allbeseelenden und allerleuchtenden, des

1) Vergl. über die Natur des Mithra als Sonnengottes auch Spiegel, Avesta, I. S. 274.
2) Spiegel, Avesta, I. S. 35 ff. vergl. mit S. 15 u. S. 32 ff.
3) Vergl, darüber Lassen, indische Alterthumsk., I. S. 517 ff.; Wollheim; Mythologie des alten Indien, S. 105 ff.; Spiegel, Avesta, I. S. 7.
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 Avesta, I. S. 7.</note> der iranische Jima übereinstimmen. Der indische Jama, d. i. der Bezähmer,
 war ein Sohn Vivasvats , d. h. der Sonne, und sein Bruder, eine andere Form seiner selbst oder der
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 Stammvater aller indischen Königsgeschlechter; das Todtenrichteramt fiel dem Sohne der Sonne oder
 der Sonne selbst, dem Jama-Mithra-Hiram zu, weil von der Sonne es heisst, sie überschaue und
 durchschaue alle Welten, sie sei Zeuge der Handlungen der Menschen. Die Sonne ist Ordner auf Erden
 (als Manu) und im Todtenreiche (als Jama); die Sonne ist der Urmensch und der Richter der von ihr
 abstammenden Menschen, ihrer Kinder und Geschöpfe. Bei den Parsen wird nun das Schöpfungs- und
 Lebenswort auch zum Menschen, Hom im Parsi, heamo oder haomo im Zend, Homanes bei den Griechen,
 welcher dem Zendvolke zuerst in dem Worte oder blos mündlich die Anbetung der Natur und aller
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[307/0323] Sonnengott 1) Mithra-Hiram: allein dieser Todtenrichter trat zurück und verschwand zuletzt gänzlich, nachdem mit der Einführung des Christenthums Christus zum Todtenrichter geworden war. Christus das Todtenrichteramt übernommen hatte, welches er nach der parsisch-jüdisch-christlichen Lehre 2) am Tage des letzten Gerichtes nach der Wiederauferweckung und Wiederauferstehung aller Todten ausüben wird. Mit dem Sonnengotte Mithra-Hiram als Todtenrichter würde auch der indische Todtenrichter Jama., 3) der iranische Jima übereinstimmen. Der indische Jama, d. i. der Bezähmer, war ein Sohn Vivasvats , d. h. der Sonne, und sein Bruder, eine andere Form seiner selbst oder der Thätigkeit der Sonne, war Manu als erster Gesetzgeber und Begründer des geordneten Lebens und als Stammvater aller indischen Königsgeschlechter; das Todtenrichteramt fiel dem Sohne der Sonne oder der Sonne selbst, dem Jama-Mithra-Hiram zu, weil von der Sonne es heisst, sie überschaue und durchschaue alle Welten, sie sei Zeuge der Handlungen der Menschen. Die Sonne ist Ordner auf Erden (als Manu) und im Todtenreiche (als Jama); die Sonne ist der Urmensch und der Richter der von ihr abstammenden Menschen, ihrer Kinder und Geschöpfe. Bei den Parsen wird nun das Schöpfungs- und Lebenswort auch zum Menschen, Hom im Parsi, heamo oder haomo im Zend, Homanes bei den Griechen, welcher dem Zendvolke zuerst in dem Worte oder blos mündlich die Anbetung der Natur und aller lebenden Naturwesen verkündet haben soll; diese einfache und wirkliche Naturreligion steigerte sodann Zarathustra durch das geschriebene Wort, durch die heilige Schrift, mânthrô çpeñto, d. i. die heilige Rede, die Sprache des Manthra, die himmlische Sprache, den Text (Avesta) oder das Gesetz (dîn) 4) zur Anbetung des allbeseelenden und allerleuchtenden, des 1) Vergl. über die Natur des Mithra als Sonnengottes auch Spiegel, Avesta, I. S. 274. 2) Spiegel, Avesta, I. S. 35 ff. vergl. mit S. 15 u. S. 32 ff. 3) Vergl, darüber Lassen, indische Alterthumsk., I. S. 517 ff.; Wollheim; Mythologie des alten Indien, S. 105 ff.; Spiegel, Avesta, I. S. 7. 4) Spiegel, Avesta. I. S. 45.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/323>, abgerufen am 22.11.2024.