Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.rere (drei) geheiligte Feuer in seinem Hause zu unterhalten hatte, und dass es seiner Frau zum besondern Verdienste gereichte, für dieselben zu sorgen. DenZendschriften zufolge galt es auch als Sühnopfer, reinen und heiligen Menschen ein glänzend brennendes und wohl geläutertes Feuer anzuzünden und zu unterhalten; auch bei den heutigen Parsen kann man für die Feueraltäre milde Gaben stiften, die wahrscheinlich zur Anschaffung des Brennholzes und der Wohlgerüche für das Feuer verwendet werden. Aehnlich kommen noch heute in der katholischen Kirche Stiftungen zu Gunsten des ewigen Lichtes oder eines auf einem bestimmten Altare diesem oder jenem Heiligen oder Verstorbenen zu brennenden Lichtes vor, sowie Gaben von Kerzen. Das heilige Feuer in den einzelnen Häusern darf in aller und jeder Hinsicht dem katholischen Cruzifixe oder Kreuze verglichen werden; es war dem Hause und den Hausbewohnern das theure Symbol des allgegenwärtigen Gottes, Schützers und Erlösers und musste sie überall hin begleiten. Wenn daher im ältesten Indien der Familienvater gegen das Ende seines Lebens Haus und Familie verliess und eine Einsiedelei bezog, Waldsiedler (Vanaprastha) wurde, nahm er dahin nach dem Gesetzbuche des Manu VII, 1-30 das heilige Feuer als untrennbaren Gefährten seines Lebens mit.1) Der Gott des Feuers, das Feuer ist der Mittler und Bote zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen, indem es in dem Blitze und den Sonnenstrahlen zur Erde und zu den Menschen niedersteigt und in der emporlodernden reinen Opferflamme wieder zu dem Himmel zurückkehrt. Sehr schön wird deshalb bei den Indern Agni, der Gott des Feuers, auch Mantradschihwas, d. i. die Gebetzunge genannt, weil das Opferfeuer gleichsam die Zunge der Sterblichen ist, welche zu dem Himmel spricht und ihre Wünsche, Gebete und Danksagungen zu Gott emporträgt. Hiermit hängt auch das Verbrennen der Leichname zusammen, denn die Inder glaubten, dass die abgeschiedenen Geister, die von dem Scheiterhaufen aus in leuchtenden Funken zum Himmel 1) Lassen, a. a. O., I. S. 580.
rere (drei) geheiligte Feuer in seinem Hause zu unterhalten hatte, und dass es seiner Frau zum besondern Verdienste gereichte, für dieselben zu sorgen. DenZendschriften zufolge galt es auch als Sühnopfer, reinen und heiligen Menschen ein glänzend brennendes und wohl geläutertes Feuer anzuzünden und zu unterhalten; auch bei den heutigen Parsen kann man für die Feueraltäre milde Gaben stiften, die wahrscheinlich zur Anschaffung des Brennholzes und der Wohlgerüche für das Feuer verwendet werden. Aehnlich kommen noch heute in der katholischen Kirche Stiftungen zu Gunsten des ewigen Lichtes oder eines auf einem bestimmten Altare diesem oder jenem Heiligen oder Verstorbenen zu brennenden Lichtes vor, sowie Gaben von Kerzen. Das heilige Feuer in den einzelnen Häusern darf in aller und jeder Hinsicht dem katholischen Cruzifixe oder Kreuze verglichen werden; es war dem Hause und den Hausbewohnern das theure Symbol des allgegenwärtigen Gottes, Schützers und Erlösers und musste sie überall hin begleiten. Wenn daher im ältesten Indien der Familienvater gegen das Ende seines Lebens Haus und Familie verliess und eine Einsiedelei bezog, Waldsiedler (Vânaprastha) wurde, nahm er dahin nach dem Gesetzbuche des Manu VII, 1-30 das heilige Feuer als untrennbaren Gefährten seines Lebens mit.1) Der Gott des Feuers, das Feuer ist der Mittler und Bote zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen, indem es in dem Blitze und den Sonnenstrahlen zur Erde und zu den Menschen niedersteigt und in der emporlodernden reinen Opferflamme wieder zu dem Himmel zurückkehrt. Sehr schön wird deshalb bei den Indern Agni, der Gott des Feuers, auch Mantradschihwas, d. i. die Gebetzunge genannt, weil das Opferfeuer gleichsam die Zunge der Sterblichen ist, welche zu dem Himmel spricht und ihre Wünsche, Gebete und Danksagungen zu Gott emporträgt. Hiermit hängt auch das Verbrennen der Leichname zusammen, denn die Inder glaubten, dass die abgeschiedenen Geister, die von dem Scheiterhaufen aus in leuchtenden Funken zum Himmel 1) Lassen, a. a. O., I. S. 580.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0289" n="273"/> rere (drei) geheiligte Feuer in seinem Hause zu unterhalten hatte, und dass es seiner Frau zum besondern Verdienste gereichte, für dieselben zu sorgen. DenZendschriften zufolge galt es auch als Sühnopfer, reinen und heiligen Menschen ein glänzend brennendes und wohl geläutertes Feuer anzuzünden und zu unterhalten; auch bei den heutigen Parsen kann man für die Feueraltäre milde Gaben stiften, die wahrscheinlich zur Anschaffung des Brennholzes und der Wohlgerüche für das Feuer verwendet werden. Aehnlich kommen noch heute in der katholischen Kirche Stiftungen zu Gunsten des ewigen Lichtes oder eines auf einem bestimmten Altare diesem oder jenem Heiligen oder Verstorbenen zu brennenden Lichtes vor, sowie Gaben von Kerzen. Das heilige Feuer in den einzelnen Häusern darf in aller und jeder Hinsicht dem katholischen Cruzifixe oder Kreuze verglichen werden; es war dem Hause und den Hausbewohnern das theure Symbol des allgegenwärtigen Gottes, Schützers und Erlösers und musste sie überall hin begleiten. Wenn daher im ältesten Indien der Familienvater gegen das Ende seines Lebens Haus und Familie verliess und eine Einsiedelei bezog, Waldsiedler (Vânaprastha) wurde, nahm er dahin nach dem Gesetzbuche des Manu VII, 1-30 das heilige Feuer als untrennbaren Gefährten seines Lebens mit.<note place="foot" n="1)">Lassen, a. a. O., I. S. 580. </note> Der Gott des Feuers, das Feuer ist der Mittler und Bote zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen, indem es in dem Blitze und den Sonnenstrahlen zur Erde und zu den Menschen niedersteigt und in der emporlodernden reinen Opferflamme wieder zu dem Himmel zurückkehrt. Sehr schön wird deshalb bei den Indern Agni, der Gott des Feuers, auch Mantradschihwas, d. i. die Gebetzunge genannt, weil das Opferfeuer gleichsam die Zunge der Sterblichen ist, welche zu dem Himmel spricht und ihre Wünsche, Gebete und Danksagungen zu Gott emporträgt. Hiermit hängt auch das Verbrennen der Leichname zusammen, denn die Inder glaubten, dass die abgeschiedenen Geister, die von dem Scheiterhaufen aus in leuchtenden Funken zum Himmel </p> </div> </body> </text> </TEI> [273/0289]
rere (drei) geheiligte Feuer in seinem Hause zu unterhalten hatte, und dass es seiner Frau zum besondern Verdienste gereichte, für dieselben zu sorgen. DenZendschriften zufolge galt es auch als Sühnopfer, reinen und heiligen Menschen ein glänzend brennendes und wohl geläutertes Feuer anzuzünden und zu unterhalten; auch bei den heutigen Parsen kann man für die Feueraltäre milde Gaben stiften, die wahrscheinlich zur Anschaffung des Brennholzes und der Wohlgerüche für das Feuer verwendet werden. Aehnlich kommen noch heute in der katholischen Kirche Stiftungen zu Gunsten des ewigen Lichtes oder eines auf einem bestimmten Altare diesem oder jenem Heiligen oder Verstorbenen zu brennenden Lichtes vor, sowie Gaben von Kerzen. Das heilige Feuer in den einzelnen Häusern darf in aller und jeder Hinsicht dem katholischen Cruzifixe oder Kreuze verglichen werden; es war dem Hause und den Hausbewohnern das theure Symbol des allgegenwärtigen Gottes, Schützers und Erlösers und musste sie überall hin begleiten. Wenn daher im ältesten Indien der Familienvater gegen das Ende seines Lebens Haus und Familie verliess und eine Einsiedelei bezog, Waldsiedler (Vânaprastha) wurde, nahm er dahin nach dem Gesetzbuche des Manu VII, 1-30 das heilige Feuer als untrennbaren Gefährten seines Lebens mit. 1) Der Gott des Feuers, das Feuer ist der Mittler und Bote zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen, indem es in dem Blitze und den Sonnenstrahlen zur Erde und zu den Menschen niedersteigt und in der emporlodernden reinen Opferflamme wieder zu dem Himmel zurückkehrt. Sehr schön wird deshalb bei den Indern Agni, der Gott des Feuers, auch Mantradschihwas, d. i. die Gebetzunge genannt, weil das Opferfeuer gleichsam die Zunge der Sterblichen ist, welche zu dem Himmel spricht und ihre Wünsche, Gebete und Danksagungen zu Gott emporträgt. Hiermit hängt auch das Verbrennen der Leichname zusammen, denn die Inder glaubten, dass die abgeschiedenen Geister, die von dem Scheiterhaufen aus in leuchtenden Funken zum Himmel
1) Lassen, a. a. O., I. S. 580.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |