Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

den katholischen und griechischen Kirchen, in den lutherischen Kirchen, in den maurerischen Tempeln u. s. w. brennen. Zu den Lichtern gebrauchte man dabei hauptsächlich drei- oder siebenarmige Leuchter, um entweder den dreieinigen Gott oder die sieben Planetengötter, den siebeneinigen Gott zu bezeichnen. Um zugleich die Ewigkeit und Unvergänglichkeit des Lichtes zu symbolisiren und vielleicht auch um auszudrücken, dass Gott stets bei den Menschen sein und ihnen seinen Schutz und Segen verleihen solle, musste vielfach an den heiligen Orten ein nie erlöschendes, Tag und Nacht sorgfältig, oft mit kostbarem Holze zu unterhaltendes Feuer oder Licht gebrannt werden; so beim Zendvolke, bei den lndern, bei den Phöniciern und Juden, bei den Griechen und Römern, in den griechischen und katholischen Kirchen, wohl auch bei den Kelten und Germanen.1) Was die Germanen betrifft, so vermuthet Jak. Grimm, dass in dem germanischen templum Tanfanae, das übermüthige Feinde dem Boden gleich machten, keine Bildsäule, sondern das heilige Feuer gestanden habe, denn Tanfana war [fremdsprachliches Material], Vesta, noch näher die skytische Tabiti.2) Schon nach der mosaischen Gesetzgebung z. B. war die zum Priesterthume Jehova's erwählte Familie Aaron's aus dem Stamme Levi verpflichtet, für die beständige Unterhaltung des Feuers auf dem Altare des Zeltes oder des Tempels zu sorgen. Ebenso musste in den Tempeln der griechischen [fremdsprachliches Material] und der römischen Vesta von Priesterinnen, und zwar zu Rom von keuschen Priesterinnen, auf dem Altare der jungfräulichen reinen und heiligen Göttin das ewige Feuer genährt werden. Erlosch in dem Tempel der Vesta zu Rom das heilige Feuer, was für eine schwere Vorbedeutung, für ein Zei-

1) Die Chinesen scheinen dem von ihnen verehrten bösen Geiste in ihren Häusern fortwährend Kerzenlichter zu brennen, wie in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX. S. 810, vermuthet wird. Für ihre Verehrung und Anbetung des bösen Geistes sollen die Chinesen anführen, der gute Geist sei ohnehin gut und gnädig, den bösen Geist aber, der feindselig gesinnt sei und Böses drohe, müsse man durch Gebet und Opfer zu gewinnen suchen.
2) Grimm, die Namen des Donners, S. 2.

den katholischen und griechischen Kirchen, in den lutherischen Kirchen, in den maurerischen Tempeln u. s. w. brennen. Zu den Lichtern gebrauchte man dabei hauptsächlich drei- oder siebenarmige Leuchter, um entweder den dreieinigen Gott oder die sieben Planetengötter, den siebeneinigen Gott zu bezeichnen. Um zugleich die Ewigkeit und Unvergänglichkeit des Lichtes zu symbolisiren und vielleicht auch um auszudrücken, dass Gott stets bei den Menschen sein und ihnen seinen Schutz und Segen verleihen solle, musste vielfach an den heiligen Orten ein nie erlöschendes, Tag und Nacht sorgfältig, oft mit kostbarem Holze zu unterhaltendes Feuer oder Licht gebrannt werden; so beim Zendvolke, bei den lndern, bei den Phöniciern und Juden, bei den Griechen und Römern, in den griechischen und katholischen Kirchen, wohl auch bei den Kelten und Germanen.1) Was die Germanen betrifft, so vermuthet Jak. Grimm, dass in dem germanischen templum Tanfanae, das übermüthige Feinde dem Boden gleich machten, keine Bildsäule, sondern das heilige Feuer gestanden habe, denn Tanfana war [fremdsprachliches Material], Vesta, noch näher die skytische Tabiti.2) Schon nach der mosaischen Gesetzgebung z. B. war die zum Priesterthume Jehova’s erwählte Familie Aaron’s aus dem Stamme Levi verpflichtet, für die beständige Unterhaltung des Feuers auf dem Altare des Zeltes oder des Tempels zu sorgen. Ebenso musste in den Tempeln der griechischen [fremdsprachliches Material] und der römischen Vesta von Priesterinnen, und zwar zu Rom von keuschen Priesterinnen, auf dem Altare der jungfräulichen reinen und heiligen Göttin das ewige Feuer genährt werden. Erlosch in dem Tempel der Vesta zu Rom das heilige Feuer, was für eine schwere Vorbedeutung, für ein Zei-

1) Die Chinesen scheinen dem von ihnen verehrten bösen Geiste in ihren Häusern fortwährend Kerzenlichter zu brennen, wie in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX. S. 810, vermuthet wird. Für ihre Verehrung und Anbetung des bösen Geistes sollen die Chinesen anführen, der gute Geist sei ohnehin gut und gnädig, den bösen Geist aber, der feindselig gesinnt sei und Böses drohe, müsse man durch Gebet und Opfer zu gewinnen suchen.
2) Grimm, die Namen des Donners, S. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0286" n="270"/>
den katholischen
 und griechischen Kirchen, in den lutherischen Kirchen, in den maurerischen Tempeln u. s. w. brennen.
 Zu den Lichtern gebrauchte man dabei hauptsächlich drei- oder siebenarmige Leuchter, um entweder den
 dreieinigen Gott oder die sieben Planetengötter, den siebeneinigen Gott zu bezeichnen. Um zugleich
 die Ewigkeit und Unvergänglichkeit des Lichtes zu symbolisiren und vielleicht auch um auszudrücken,
 dass Gott stets bei den Menschen sein und ihnen seinen Schutz und Segen verleihen solle, musste
 vielfach an den heiligen Orten ein nie erlöschendes, Tag und Nacht sorgfältig, oft mit kostbarem
 Holze zu unterhaltendes Feuer oder Licht gebrannt werden; so beim Zendvolke, bei den lndern, bei den
 Phöniciern und Juden, bei den Griechen und Römern, in den griechischen und katholischen Kirchen,
 wohl auch bei den Kelten und Germanen.<note place="foot" n="1)">Die Chinesen scheinen dem von ihnen
 verehrten bösen Geiste in ihren Häusern fortwährend Kerzenlichter zu brennen, wie in der Zeitschrift
 der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX. S. 810, vermuthet wird. Für ihre Verehrung und
 Anbetung des bösen Geistes sollen die Chinesen anführen, der gute Geist sei ohnehin gut und gnädig,
 den bösen Geist aber, der feindselig gesinnt sei und Böses drohe, müsse man durch Gebet und Opfer zu
 gewinnen suchen.</note> Was die Germanen betrifft, so vermuthet Jak. Grimm, dass in dem germanischen
 templum Tanfanae, das übermüthige Feinde dem Boden gleich machten, keine Bildsäule, sondern das
 heilige Feuer gestanden habe, denn Tanfana war <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>,
 Vesta, noch näher die skytische <choice><sic>Tahiti</sic><corr>Tabiti</corr></choice>.<note place="foot" n="2)">Grimm, die Namen des Donners, S.
 2.</note> Schon nach der mosaischen Gesetzgebung z. B. war die zum Priesterthume Jehova&#x2019;s erwählte
 Familie Aaron&#x2019;s aus dem Stamme Levi verpflichtet, für die beständige Unterhaltung des Feuers auf dem
 Altare des Zeltes oder des Tempels zu sorgen. Ebenso musste in den Tempeln der griechischen <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> und der römischen Vesta von Priesterinnen, und zwar zu
 Rom von keuschen Priesterinnen, auf dem Altare der jungfräulichen reinen und heiligen Göttin das
 ewige Feuer genährt werden. Erlosch in dem Tempel der Vesta zu Rom das heilige Feuer, was für eine
 schwere Vorbedeutung, für ein Zei-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0286] den katholischen und griechischen Kirchen, in den lutherischen Kirchen, in den maurerischen Tempeln u. s. w. brennen. Zu den Lichtern gebrauchte man dabei hauptsächlich drei- oder siebenarmige Leuchter, um entweder den dreieinigen Gott oder die sieben Planetengötter, den siebeneinigen Gott zu bezeichnen. Um zugleich die Ewigkeit und Unvergänglichkeit des Lichtes zu symbolisiren und vielleicht auch um auszudrücken, dass Gott stets bei den Menschen sein und ihnen seinen Schutz und Segen verleihen solle, musste vielfach an den heiligen Orten ein nie erlöschendes, Tag und Nacht sorgfältig, oft mit kostbarem Holze zu unterhaltendes Feuer oder Licht gebrannt werden; so beim Zendvolke, bei den lndern, bei den Phöniciern und Juden, bei den Griechen und Römern, in den griechischen und katholischen Kirchen, wohl auch bei den Kelten und Germanen. 1) Was die Germanen betrifft, so vermuthet Jak. Grimm, dass in dem germanischen templum Tanfanae, das übermüthige Feinde dem Boden gleich machten, keine Bildsäule, sondern das heilige Feuer gestanden habe, denn Tanfana war _ , Vesta, noch näher die skytische Tabiti. 2) Schon nach der mosaischen Gesetzgebung z. B. war die zum Priesterthume Jehova’s erwählte Familie Aaron’s aus dem Stamme Levi verpflichtet, für die beständige Unterhaltung des Feuers auf dem Altare des Zeltes oder des Tempels zu sorgen. Ebenso musste in den Tempeln der griechischen _ und der römischen Vesta von Priesterinnen, und zwar zu Rom von keuschen Priesterinnen, auf dem Altare der jungfräulichen reinen und heiligen Göttin das ewige Feuer genährt werden. Erlosch in dem Tempel der Vesta zu Rom das heilige Feuer, was für eine schwere Vorbedeutung, für ein Zei- 1) Die Chinesen scheinen dem von ihnen verehrten bösen Geiste in ihren Häusern fortwährend Kerzenlichter zu brennen, wie in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX. S. 810, vermuthet wird. Für ihre Verehrung und Anbetung des bösen Geistes sollen die Chinesen anführen, der gute Geist sei ohnehin gut und gnädig, den bösen Geist aber, der feindselig gesinnt sei und Böses drohe, müsse man durch Gebet und Opfer zu gewinnen suchen. 2) Grimm, die Namen des Donners, S. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/286
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/286>, abgerufen am 19.05.2024.