Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

bedeutend gebraucht. Es heisst nämlich in diesem Stiftungsbriefe: "Quod si aliquis ipsorum in aliquo contra condietum ipsorum excesserit, nobis sive successoribus nostris quinque solidos, civitati quinque et quinque ad usus confraternie corum, quod in vulgari dicitur Zhunft, quam in honore beate Marie virginis constituerunt, sine contradictione et remissione qualibet persolvat. Et quicunque ex ipsorum opere in ipsorum societate et confraternitate voluerit interesse, in introitu suo decem solidos persolvant, et eorum successores si in eadem confraternitate consortes esse voluerint, tantum tres solidos in introitu eorum persolvant. Qui vero ex ipsorum opere in eorum societate prout superius dictum est noluerint interesse, ab officio operandi pro suo arbitrio et a foro emendi et vendendi et a tota communione eorum penitus exeludatur."1) Zu Basel wurde die Zunft der Maurer im J. 1248 gegründet und vereinigte neben diesen noch die Gypser, Zimmerleute, Kühler und Wagner.2) Alle Zünfte waren eine geistliche Brüderschaft oder vielmehr aus diesen ältern Brüderschaften hervorgegangen, welche im Leben schon treu zusammenhielten, auf ihren Stuben ihre gemeinsamen Trinkgelage hatten, arme Genossen unterstützten oder beim Absterben auf ihre Kosten begruben u. s. w. Die Zunft war zunächst ein geschlossener Verein der Mitglieder desselben Handwerks und sollte schützen vor Eingriffen nichtzünftiger Handwerker; er war aber auch zugleich ein das gesammte übrige Leben, namentlich das politische, umfassender Verein. Je tiefer man in die Geschichte eindringt, um so mehr wird man zu der Ueberzeugung gelangen, dass die wahre Maurerei und Brüderlichkeit, das Zusammenhalten im Leben und Tod im J. 1717 untergegangen und begraben worden und die blose Schönrednerei, die Phrasenmacherei seit dem zur Herrschaft gelangt sei. Die Idee der Maurerei

1) Archiv für schweiz. Geschichte, Bd. Xl. S. 35, Zürich 1856, woselbst der erwähnte Stiftungsbrief vollständig abgedruckt ist, und sich zugleich eine lesenswerthe Abhandlung von Fechter über die politische Emancipation der Handwerker Basels und den Eintritt ihrer Zünfte in den Rath befindet.
2) A. a. O., S 18

bedeutend gebraucht. Es heisst nämlich in diesem Stiftungsbriefe: „Quod si aliquis ipsorum in aliquo contra condietum ipsorum excesserit, nobis sive successoribus nostris quinque solidos, civitati quinque et quinque ad usus confraternie corum, quod in vulgari dicitur Zhunft, quam in honore beate Marie virginis constituerunt, sine contradictione et remissione qualibet persolvat. Et quicunque ex ipsorum opere in ipsorum societate et confraternitate voluerit interesse, in introitu suo decem solidos persolvant, et eorum successores si in eadem confraternitate consortes esse voluerint, tantum tres solidos in introitu eorum persolvant. Qui vero ex ipsorum opere in eorum societate prout superius dictum est noluerint interesse, ab officio operandi pro suo arbitrio et a foro emendi et vendendi et a tota communione eorum penitus exeludatur.“1) Zu Basel wurde die Zunft der Maurer im J. 1248 gegründet und vereinigte neben diesen noch die Gypser, Zimmerleute, Kühler und Wagner.2) Alle Zünfte waren eine geistliche Brüderschaft oder vielmehr aus diesen ältern Brüderschaften hervorgegangen, welche im Leben schon treu zusammenhielten, auf ihren Stuben ihre gemeinsamen Trinkgelage hatten, arme Genossen unterstützten oder beim Absterben auf ihre Kosten begruben u. s. w. Die Zunft war zunächst ein geschlossener Verein der Mitglieder desselben Handwerks und sollte schützen vor Eingriffen nichtzünftiger Handwerker; er war aber auch zugleich ein das gesammte übrige Leben, namentlich das politische, umfassender Verein. Je tiefer man in die Geschichte eindringt, um so mehr wird man zu der Ueberzeugung gelangen, dass die wahre Maurerei und Brüderlichkeit, das Zusammenhalten im Leben und Tod im J. 1717 untergegangen und begraben worden und die blose Schönrednerei, die Phrasenmacherei seit dem zur Herrschaft gelangt sei. Die Idee der Maurerei

1) Archiv für schweiz. Geschichte, Bd. Xl. S. 35, Zürich 1856, woselbst der erwähnte Stiftungsbrief vollständig abgedruckt ist, und sich zugleich eine lesenswerthe Abhandlung von Fechter über die politische Emancipation der Handwerker Basels und den Eintritt ihrer Zünfte in den Rath befindet.
2) A. a. O., S 18
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0233" n="217"/>
bedeutend gebraucht. Es heisst nämlich in diesem Stiftungsbriefe: &#x201E;Quod
 si aliquis ipsorum in aliquo contra condietum ipsorum excesserit, nobis sive successoribus nostris
 quinque solidos, civitati quinque et quinque ad usus confraternie corum, quod in vulgari dicitur
 Zhunft, quam in honore beate Marie virginis constituerunt, sine contradictione et remissione
 qualibet persolvat. Et quicunque ex ipsorum opere in ipsorum societate et confraternitate voluerit
 interesse, in introitu suo decem solidos persolvant, et eorum successores si in eadem
 confraternitate consortes esse voluerint, tantum tres solidos in introitu eorum persolvant. Qui vero
 ex ipsorum opere in eorum societate prout superius dictum est noluerint interesse, ab officio
 operandi pro suo arbitrio et a foro emendi et vendendi et a tota communione eorum penitus
 exeludatur.&#x201C;<note place="foot" n="1)">Archiv für schweiz. Geschichte, Bd. Xl. S. 35, Zürich 1856,
 woselbst der erwähnte Stiftungsbrief vollständig abgedruckt ist, und sich zugleich eine lesenswerthe
 Abhandlung von Fechter über die politische Emancipation der Handwerker Basels und den Eintritt ihrer
 Zünfte in den Rath befindet. </note> Zu Basel wurde die Zunft der Maurer im J. 1248 gegründet und
 vereinigte neben diesen noch die Gypser, Zimmerleute, Kühler und Wagner.<note place="foot" n="2)">A.
 a. O., S 18 </note> Alle Zünfte waren eine geistliche Brüderschaft oder vielmehr aus diesen ältern
 Brüderschaften hervorgegangen, welche im Leben schon treu zusammenhielten, auf ihren Stuben ihre
 gemeinsamen Trinkgelage hatten, arme Genossen unterstützten oder beim Absterben auf ihre Kosten
 begruben u. s. w. Die Zunft war zunächst ein geschlossener Verein der Mitglieder desselben Handwerks
 und sollte schützen vor Eingriffen nichtzünftiger Handwerker; er war aber auch zugleich ein das
 gesammte übrige Leben, namentlich das politische, umfassender Verein. Je tiefer man in die
 Geschichte eindringt, um so mehr wird man zu der Ueberzeugung gelangen, dass die wahre Maurerei und
 Brüderlichkeit, das Zusammenhalten im Leben und Tod im J. 1717 untergegangen und begraben worden und
 die blose Schönrednerei, die Phrasenmacherei seit dem zur Herrschaft gelangt sei. Die Idee der
 Maurerei
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0233] bedeutend gebraucht. Es heisst nämlich in diesem Stiftungsbriefe: „Quod si aliquis ipsorum in aliquo contra condietum ipsorum excesserit, nobis sive successoribus nostris quinque solidos, civitati quinque et quinque ad usus confraternie corum, quod in vulgari dicitur Zhunft, quam in honore beate Marie virginis constituerunt, sine contradictione et remissione qualibet persolvat. Et quicunque ex ipsorum opere in ipsorum societate et confraternitate voluerit interesse, in introitu suo decem solidos persolvant, et eorum successores si in eadem confraternitate consortes esse voluerint, tantum tres solidos in introitu eorum persolvant. Qui vero ex ipsorum opere in eorum societate prout superius dictum est noluerint interesse, ab officio operandi pro suo arbitrio et a foro emendi et vendendi et a tota communione eorum penitus exeludatur.“ 1) Zu Basel wurde die Zunft der Maurer im J. 1248 gegründet und vereinigte neben diesen noch die Gypser, Zimmerleute, Kühler und Wagner. 2) Alle Zünfte waren eine geistliche Brüderschaft oder vielmehr aus diesen ältern Brüderschaften hervorgegangen, welche im Leben schon treu zusammenhielten, auf ihren Stuben ihre gemeinsamen Trinkgelage hatten, arme Genossen unterstützten oder beim Absterben auf ihre Kosten begruben u. s. w. Die Zunft war zunächst ein geschlossener Verein der Mitglieder desselben Handwerks und sollte schützen vor Eingriffen nichtzünftiger Handwerker; er war aber auch zugleich ein das gesammte übrige Leben, namentlich das politische, umfassender Verein. Je tiefer man in die Geschichte eindringt, um so mehr wird man zu der Ueberzeugung gelangen, dass die wahre Maurerei und Brüderlichkeit, das Zusammenhalten im Leben und Tod im J. 1717 untergegangen und begraben worden und die blose Schönrednerei, die Phrasenmacherei seit dem zur Herrschaft gelangt sei. Die Idee der Maurerei 1) Archiv für schweiz. Geschichte, Bd. Xl. S. 35, Zürich 1856, woselbst der erwähnte Stiftungsbrief vollständig abgedruckt ist, und sich zugleich eine lesenswerthe Abhandlung von Fechter über die politische Emancipation der Handwerker Basels und den Eintritt ihrer Zünfte in den Rath befindet. 2) A. a. O., S 18

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/233
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/233>, abgerufen am 24.11.2024.