Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.seelten Körper zu den göttlichen Wohnungen der Ruhe symbolisch andeuten wollte. Bei den semitischen Völkern, besonders bei den syrischen Stämmen und bei den Phöniciern, erscheinen in den Heiligthümern der Götter zwei Säulen von Holz, Erz oder Stein als göttliche Symbole.1) So standen zu Tyrus in dem alten, von Gold als dem Symhole des Glanzes des Sonnenlichtes glänzenden Tempel des Melkarth, d. i. des Stadtkönigs, zwei berühmte Säulen, die eine von lauterem Golde, welche König Hiram, der Zeitgenosse und Freund des Königs Salomo, errichtet hatte, die andere von Smaragdstein, welche des Nachts herrlich leuchtete. Auch in dem Tempel des Melkarth zu Gades standen zwei acht Ellen hohe eherne Säulen, auf welchen die Kosten des dortigen Tempelbaues verzeichnet waren. Die grössten Säulen aber sollte der Gott sich selbst errichtet haben an dem Ende der Erde, die Felsenberge Calpe und Abylyx an der Strasse von Gibraltar.2) Nach aufgefundenen Münzen scheinen auch in Syrien beim Eingange mancher Tempel zwei Bäume, besonders zwei Cypressen, als die Symbole der Sonne und des Mondes gestanden zu haben. Vor der östlichen Seite des salomonischen Tempels standen die beiden Säulen Jakin und Boaz, deren Name auf die zwei Säulen der Maurerlogen übertragen worden ist.3) Movers erklärt Jakin aus dem Phönicischen als den Feststehenden, den Aufrechten, Boaz als den sich Bewegenden oder Fortschreitenden. Mit dieser Deutung von Movers stimmt es auch zusammen, dass der grosse Zeus-Bel oder Baal nach Diodor zu Babylon als stehend und als fortschreitend dargestellt war. Durch die beiden Säulen sollte sonach symbolisch ausgedrückt werden, dass Gott der Feststehende, der Unwandelbare und Ewige sei, aber zugleich auch der Bewegende, der Fortschreitende, der Schöpfer und Urheber jedes Lebens und Wechsels, - dass in dem Vergänglichen das Unvergängliche allein erscheine und sich offenbare. Ein verwandtes Symbol ist es, dass bei den Tyriern Kronos mit vier 1) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 153. 2) Dunker,
Geschichte des Alterthums, I. S. 159. 3) Alpina für 1859, S. 106 ff.
seelten Körper zu den göttlichen Wohnungen der Ruhe symbolisch andeuten wollte. Bei den semitischen Völkern, besonders bei den syrischen Stämmen und bei den Phöniciern, erscheinen in den Heiligthümern der Götter zwei Säulen von Holz, Erz oder Stein als göttliche Symbole.1) So standen zu Tyrus in dem alten, von Gold als dem Symhole des Glanzes des Sonnenlichtes glänzenden Tempel des Melkarth, d. i. des Stadtkönigs, zwei berühmte Säulen, die eine von lauterem Golde, welche König Hiram, der Zeitgenosse und Freund des Königs Salomo, errichtet hatte, die andere von Smaragdstein, welche des Nachts herrlich leuchtete. Auch in dem Tempel des Melkarth zu Gades standen zwei acht Ellen hohe eherne Säulen, auf welchen die Kosten des dortigen Tempelbaues verzeichnet waren. Die grössten Säulen aber sollte der Gott sich selbst errichtet haben an dem Ende der Erde, die Felsenberge Calpe und Abylyx an der Strasse von Gibraltar.2) Nach aufgefundenen Münzen scheinen auch in Syrien beim Eingange mancher Tempel zwei Bäume, besonders zwei Cypressen, als die Symbole der Sonne und des Mondes gestanden zu haben. Vor der östlichen Seite des salomonischen Tempels standen die beiden Säulen Jakin und Boaz, deren Name auf die zwei Säulen der Maurerlogen übertragen worden ist.3) Movers erklärt Jakin aus dem Phönicischen als den Feststehenden, den Aufrechten, Boaz als den sich Bewegenden oder Fortschreitenden. Mit dieser Deutung von Movers stimmt es auch zusammen, dass der grosse Zeus-Bel oder Baal nach Diodor zu Babylon als stehend und als fortschreitend dargestellt war. Durch die beiden Säulen sollte sonach symbolisch ausgedrückt werden, dass Gott der Feststehende, der Unwandelbare und Ewige sei, aber zugleich auch der Bewegende, der Fortschreitende, der Schöpfer und Urheber jedes Lebens und Wechsels, – dass in dem Vergänglichen das Unvergängliche allein erscheine und sich offenbare. Ein verwandtes Symbol ist es, dass bei den Tyriern Kronos mit vier 1) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 153. 2) Dunker,
Geschichte des Alterthums, I. S. 159. 3) Alpina für 1859, S. 106 ff.
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seelten Körper zu den göttlichen Wohnungen der Ruhe symbolisch andeuten wollte. Bei den semitischen Völkern, besonders bei den syrischen Stämmen und bei den Phöniciern, erscheinen in den Heiligthümern der Götter zwei Säulen von Holz, Erz oder Stein als göttliche Symbole. 1) So standen zu Tyrus in dem alten, von Gold als dem Symhole des Glanzes des Sonnenlichtes glänzenden Tempel des Melkarth, d. i. des Stadtkönigs, zwei berühmte Säulen, die eine von lauterem Golde, welche König Hiram, der Zeitgenosse und Freund des Königs Salomo, errichtet hatte, die andere von Smaragdstein, welche des Nachts herrlich leuchtete. Auch in dem Tempel des Melkarth zu Gades standen zwei acht Ellen hohe eherne Säulen, auf welchen die Kosten des dortigen Tempelbaues verzeichnet waren. Die grössten Säulen aber sollte der Gott sich selbst errichtet haben an dem Ende der Erde, die Felsenberge Calpe und Abylyx an der Strasse von Gibraltar. 2) Nach aufgefundenen Münzen scheinen auch in Syrien beim Eingange mancher Tempel zwei Bäume, besonders zwei Cypressen, als die Symbole der Sonne und des Mondes gestanden zu haben. Vor der östlichen Seite des salomonischen Tempels standen die beiden Säulen Jakin und Boaz, deren Name auf die zwei Säulen der Maurerlogen übertragen worden ist. 3) Movers erklärt Jakin aus dem Phönicischen als den Feststehenden, den Aufrechten, Boaz als den sich Bewegenden oder Fortschreitenden. Mit dieser Deutung von Movers stimmt es auch zusammen, dass der grosse Zeus-Bel oder Baal nach Diodor zu Babylon als stehend und als fortschreitend dargestellt war. Durch die beiden Säulen sollte sonach symbolisch ausgedrückt werden, dass Gott der Feststehende, der Unwandelbare und Ewige sei, aber zugleich auch der Bewegende, der Fortschreitende, der Schöpfer und Urheber jedes Lebens und Wechsels, – dass in dem Vergänglichen das Unvergängliche allein erscheine und sich offenbare. Ein verwandtes Symbol ist es, dass bei den Tyriern Kronos mit vier
1) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 153.
2) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 159.
3) Alpina für 1859, S. 106 ff.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/222>, abgerufen am 18.07.2024. |