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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

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Buch III. Herrschaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
Municipes und incolae (f).
Origo und domicilium (g).
Jus originis und jus incolatus (h).
Patria und domus (i).

Aus dem so eben bestimmten Begriff des Wohnsitzes
ergiebt sich die wesentliche Verschiedenheit desselben vom
bloßen Aufenthalt, so wie vom Grundbesitz. -- Der Auf-
enthalt, welcher nicht verbunden ist mit der gegen-
wärtigen Absicht, daß er ein bleibender, immerwährender
sein soll, begründet nicht den Wohnsitz, selbst dann nicht,
wenn er zufällig längere Zeit dauert, also nicht blos schnell
vorübergehend ist. Dahin gehört z. B. der Aufenthalt der
Studierenden an einer Bildungsanstalt; erst wenn dieser
mindestens zehen Jahre dauerte, sollte derselbe nach einer
Verordnung von Hadrian als bleibend, folglich als Wohn-
sitz angesehen werden (k). -- Der Grundbesitz aber, den
Jemand in einem Stadtgebiet hat, ist zum Wohnsitz nicht

(Note d), L. 7 C. de incolis
(10. 39) (Note b).
(f) L. 6 § 5 de mun. (50. 4).
Ueber den Ausdruck municipes s. o.
§ 352 g., über incolae Note e. --
Ungenau ist der Ausdruck des
Paulus in L. 22 § 2 ad mun.
(50. 1), der auch bloße Einwohner
municipes nennt (anstatt incolae),
und damit nur sagen will, daß
auch sie die städtischen munera zu
tragen haben.
(g) L. 7 § 10 de interd. et
releg.
(48. 22), L. 6 § 3 L. 22
§ 2 ad mun.
(50. 1).
(h) L. 15 § 3 ad mun. (50. 1),
L. 5 C. de incolis
(10. 39)
(i) L. 203 de V. S. (50. 16).
(k) L. 5 §. 5 de injur. (47. 10),
L. 2. 3 C. de incolis
(10. 39).
Allerdings sind die zehen Jahre
nur eine Präsumtion der auf immer-
währenden Aufenthalt gerichteten
Absicht. Lauterbach de domi-
cilio
§ 27.
Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
Municipes und incolae (f).
Origo und domicilium (g).
Jus originis und jus incolatus (h).
Patria und domus (i).

Aus dem ſo eben beſtimmten Begriff des Wohnſitzes
ergiebt ſich die weſentliche Verſchiedenheit deſſelben vom
bloßen Aufenthalt, ſo wie vom Grundbeſitz. — Der Auf-
enthalt, welcher nicht verbunden iſt mit der gegen-
wärtigen Abſicht, daß er ein bleibender, immerwährender
ſein ſoll, begründet nicht den Wohnſitz, ſelbſt dann nicht,
wenn er zufällig längere Zeit dauert, alſo nicht blos ſchnell
vorübergehend iſt. Dahin gehört z. B. der Aufenthalt der
Studierenden an einer Bildungsanſtalt; erſt wenn dieſer
mindeſtens zehen Jahre dauerte, ſollte derſelbe nach einer
Verordnung von Hadrian als bleibend, folglich als Wohn-
ſitz angeſehen werden (k). — Der Grundbeſitz aber, den
Jemand in einem Stadtgebiet hat, iſt zum Wohnſitz nicht

(Note d), L. 7 C. de incolis
(10. 39) (Note b).
(f) L. 6 § 5 de mun. (50. 4).
Ueber den Ausdruck municipes ſ. o.
§ 352 g., über incolae Note e.
Ungenau iſt der Ausdruck des
Paulus in L. 22 § 2 ad mun.
(50. 1), der auch bloße Einwohner
municipes nennt (anſtatt incolae),
und damit nur ſagen will, daß
auch ſie die ſtädtiſchen munera zu
tragen haben.
(g) L. 7 § 10 de interd. et
releg.
(48. 22), L. 6 § 3 L. 22
§ 2 ad mun.
(50. 1).
(h) L. 15 § 3 ad mun. (50. 1),
L. 5 C. de incolis
(10. 39)
(i) L. 203 de V. S. (50. 16).
(k) L. 5 §. 5 de injur. (47. 10),
L. 2. 3 C. de incolis
(10. 39).
Allerdings ſind die zehen Jahre
nur eine Präſumtion der auf immer-
währenden Aufenthalt gerichteten
Abſicht. Lauterbach de domi-
cilio
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[60/0082] Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen. Municipes und incolae (f). Origo und domicilium (g). Jus originis und jus incolatus (h). Patria und domus (i). Aus dem ſo eben beſtimmten Begriff des Wohnſitzes ergiebt ſich die weſentliche Verſchiedenheit deſſelben vom bloßen Aufenthalt, ſo wie vom Grundbeſitz. — Der Auf- enthalt, welcher nicht verbunden iſt mit der gegen- wärtigen Abſicht, daß er ein bleibender, immerwährender ſein ſoll, begründet nicht den Wohnſitz, ſelbſt dann nicht, wenn er zufällig längere Zeit dauert, alſo nicht blos ſchnell vorübergehend iſt. Dahin gehört z. B. der Aufenthalt der Studierenden an einer Bildungsanſtalt; erſt wenn dieſer mindeſtens zehen Jahre dauerte, ſollte derſelbe nach einer Verordnung von Hadrian als bleibend, folglich als Wohn- ſitz angeſehen werden (k). — Der Grundbeſitz aber, den Jemand in einem Stadtgebiet hat, iſt zum Wohnſitz nicht (e) (f) L. 6 § 5 de mun. (50. 4). Ueber den Ausdruck municipes ſ. o. § 352 g., über incolae Note e. — Ungenau iſt der Ausdruck des Paulus in L. 22 § 2 ad mun. (50. 1), der auch bloße Einwohner municipes nennt (anſtatt incolae), und damit nur ſagen will, daß auch ſie die ſtädtiſchen munera zu tragen haben. (g) L. 7 § 10 de interd. et releg. (48. 22), L. 6 § 3 L. 22 § 2 ad mun. (50. 1). (h) L. 15 § 3 ad mun. (50. 1), L. 5 C. de incolis (10. 39) (i) L. 203 de V. S. (50. 16). (k) L. 5 §. 5 de injur. (47. 10), L. 2. 3 C. de incolis (10. 39). Allerdings ſind die zehen Jahre nur eine Präſumtion der auf immer- währenden Aufenthalt gerichteten Abſicht. Lauterbach de domi- cilio § 27. (e) (Note d), L. 7 C. de incolis (10. 39) (Note b).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/82>, abgerufen am 02.05.2024.