Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch III. Herrschaft der Rechtsregeln. Kap. II. Zeitliche Gränzen.
Gesetzes, selbst desjenigen, unter dessen Herrschaft das Te-
stament errichtet war (x).

Anwendungen dieser Regel, die für die Anwendung
wichtiger ist, als alle andere, sind folgende.

Pflichttheil und Präterition sind zu beurtheilen nach dem
zur Todeszeit bestehenden Gesetz (y). -- Eben so die im
Französischen Gesetzbuch verbotenen Fideicommisse (substitu-
tions)
(z). -- Eben so die Vulgarsubstitution, die in
Frankreich im J. 1790 verboten, durch den code aber
wieder erlaubt wurde (aa).

4. Persönliche Fähigkeit des Honorirten (Erben oder
Legatars).

In den bisher erörterten Fällen und Fragen mußte für
die Veränderungen in den Gesetzen genau dieselbe Regel ange-
nommen werden, welche für die Veränderungen in den that-
sächlichen Verhältnissen vom Römischen Recht anerkannt war
(S. 451--456); denn diese Anerkennung hatte sich gegründet

(x) Chabot T. 2 p. 367--
370, p. 382, p.
445--454, der
unter Allen diesen Punkt am rich-
tigsten auffaßt, freilich mit Ein-
mischung mancher Irrthümer über
das R. R. -- Weber S. 96--
98 läßt das Testament ungültig
werden, wenn der Inhalt entwe-
der
dem Gesetz zur Zeit des Te-
staments, oder dem zur Zeit des
Todes widerspricht; er behandelt
also diesen Punkt so, wie die juri-
stische Fähigkeit des Testators
(Num. 1). -- Bergmann § 16.
19. 51 nimmt an, nach R. R.
sey der Inhalt blos nach dem
zur Zeit des Testaments gültigen
Gesetz zu beurtheilen, und die
Rücksicht auf die Todeszeit sey
eine falsche Ansicht der französischen
Rechtslehrer, aber auch eingedrun-
gen in ihre Gesetzgebung.
(y) Chabot T. 2 p. 225, p.
464--475.
(z) Chabot T. 2 p. 382.
Vgl. Meyer p. 132--148.
(aa) Chabot T. 2 p. 367--
370.

Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. II. Zeitliche Gränzen.
Geſetzes, ſelbſt desjenigen, unter deſſen Herrſchaft das Te-
ſtament errichtet war (x).

Anwendungen dieſer Regel, die für die Anwendung
wichtiger iſt, als alle andere, ſind folgende.

Pflichttheil und Präterition ſind zu beurtheilen nach dem
zur Todeszeit beſtehenden Geſetz (y). — Eben ſo die im
Franzöſiſchen Geſetzbuch verbotenen Fideicommiſſe (substitu-
tions)
(z). — Eben ſo die Vulgarſubſtitution, die in
Frankreich im J. 1790 verboten, durch den code aber
wieder erlaubt wurde (aa).

4. Perſönliche Fähigkeit des Honorirten (Erben oder
Legatars).

In den bisher erörterten Fällen und Fragen mußte für
die Veränderungen in den Geſetzen genau dieſelbe Regel ange-
nommen werden, welche für die Veränderungen in den that-
ſächlichen Verhältniſſen vom Römiſchen Recht anerkannt war
(S. 451—456); denn dieſe Anerkennung hatte ſich gegründet

(x) Chabot T. 2 p. 367—
370, p. 382, p.
445—454, der
unter Allen dieſen Punkt am rich-
tigſten auffaßt, freilich mit Ein-
miſchung mancher Irrthümer über
das R. R. — Weber S. 96—
98 läßt das Teſtament ungültig
werden, wenn der Inhalt entwe-
der
dem Geſetz zur Zeit des Te-
ſtaments, oder dem zur Zeit des
Todes widerſpricht; er behandelt
alſo dieſen Punkt ſo, wie die juri-
ſtiſche Fähigkeit des Teſtators
(Num. 1). — Bergmann § 16.
19. 51 nimmt an, nach R. R.
ſey der Inhalt blos nach dem
zur Zeit des Teſtaments gültigen
Geſetz zu beurtheilen, und die
Rückſicht auf die Todeszeit ſey
eine falſche Anſicht der franzöſiſchen
Rechtslehrer, aber auch eingedrun-
gen in ihre Geſetzgebung.
(y) Chabot T. 2 p. 225, p.
464—475.
(z) Chabot T. 2 p. 382.
Vgl. Meyer p. 132—148.
(aa) Chabot T. 2 p. 367—
370.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0486" n="464"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">III.</hi> Herr&#x017F;chaft der Rechtsregeln. Kap. <hi rendition="#aq">II.</hi> Zeitliche Gränzen.</fw><lb/>
Ge&#x017F;etzes, &#x017F;elb&#x017F;t desjenigen, unter de&#x017F;&#x017F;en Herr&#x017F;chaft das Te-<lb/>
&#x017F;tament errichtet war <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Chabot</hi> T. 2 p. 367&#x2014;<lb/>
370, p. 382, p.</hi> 445&#x2014;454, der<lb/>
unter Allen die&#x017F;en Punkt am rich-<lb/>
tig&#x017F;ten auffaßt, freilich mit Ein-<lb/>
mi&#x017F;chung mancher Irrthümer über<lb/>
das R. R. &#x2014; <hi rendition="#g">Weber</hi> S. 96&#x2014;<lb/>
98 läßt das Te&#x017F;tament ungültig<lb/>
werden, wenn der Inhalt <hi rendition="#g">entwe-<lb/>
der</hi> dem Ge&#x017F;etz zur Zeit des Te-<lb/>
&#x017F;taments, <hi rendition="#g">oder</hi> dem zur Zeit des<lb/>
Todes wider&#x017F;pricht; er behandelt<lb/>
al&#x017F;o die&#x017F;en Punkt &#x017F;o, wie die juri-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;che Fähigkeit des Te&#x017F;tators<lb/>
(Num. 1). &#x2014; <hi rendition="#g">Bergmann</hi> § 16.<lb/>
19. 51 nimmt an, nach R. R.<lb/>
&#x017F;ey der Inhalt <hi rendition="#g">blos</hi> nach dem<lb/>
zur Zeit des Te&#x017F;taments gültigen<lb/>
Ge&#x017F;etz zu beurtheilen, und die<lb/>
Rück&#x017F;icht auf die Todeszeit &#x017F;ey<lb/>
eine fal&#x017F;che An&#x017F;icht der franzö&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Rechtslehrer, aber auch eingedrun-<lb/>
gen in ihre Ge&#x017F;etzgebung.</note>.</p><lb/>
            <p>Anwendungen die&#x017F;er Regel, die für die Anwendung<lb/>
wichtiger i&#x017F;t, als alle andere, &#x017F;ind folgende.</p><lb/>
            <p>Pflichttheil und Präterition &#x017F;ind zu beurtheilen nach dem<lb/>
zur Todeszeit be&#x017F;tehenden Ge&#x017F;etz <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Chabot</hi> T. 2 p. 225, p.</hi><lb/>
464&#x2014;475.</note>. &#x2014; Eben &#x017F;o die im<lb/>
Franzö&#x017F;i&#x017F;chen Ge&#x017F;etzbuch verbotenen Fideicommi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">(substitu-<lb/>
tions)</hi> <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Chabot</hi> T. 2 p.</hi> 382.<lb/>
Vgl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Meyer</hi> p.</hi> 132&#x2014;148.</note>. &#x2014; Eben &#x017F;o die Vulgar&#x017F;ub&#x017F;titution, die in<lb/>
Frankreich im J. 1790 verboten, durch den <hi rendition="#aq">code</hi> aber<lb/>
wieder erlaubt wurde <note place="foot" n="(aa)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Chabot</hi> T. 2 p.</hi> 367&#x2014;<lb/>
370.</note>.</p><lb/>
            <p>4. Per&#x017F;önliche Fähigkeit des <hi rendition="#g">Honorirten</hi> (Erben oder<lb/>
Legatars).</p><lb/>
            <p>In den bisher erörterten Fällen und Fragen mußte für<lb/>
die Veränderungen in den Ge&#x017F;etzen genau die&#x017F;elbe Regel ange-<lb/>
nommen werden, welche für die Veränderungen in den that-<lb/>
&#x017F;ächlichen Verhältni&#x017F;&#x017F;en vom Römi&#x017F;chen Recht anerkannt war<lb/>
(S. 451&#x2014;456); denn die&#x017F;e Anerkennung hatte &#x017F;ich gegründet<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0486] Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. II. Zeitliche Gränzen. Geſetzes, ſelbſt desjenigen, unter deſſen Herrſchaft das Te- ſtament errichtet war (x). Anwendungen dieſer Regel, die für die Anwendung wichtiger iſt, als alle andere, ſind folgende. Pflichttheil und Präterition ſind zu beurtheilen nach dem zur Todeszeit beſtehenden Geſetz (y). — Eben ſo die im Franzöſiſchen Geſetzbuch verbotenen Fideicommiſſe (substitu- tions) (z). — Eben ſo die Vulgarſubſtitution, die in Frankreich im J. 1790 verboten, durch den code aber wieder erlaubt wurde (aa). 4. Perſönliche Fähigkeit des Honorirten (Erben oder Legatars). In den bisher erörterten Fällen und Fragen mußte für die Veränderungen in den Geſetzen genau dieſelbe Regel ange- nommen werden, welche für die Veränderungen in den that- ſächlichen Verhältniſſen vom Römiſchen Recht anerkannt war (S. 451—456); denn dieſe Anerkennung hatte ſich gegründet (x) Chabot T. 2 p. 367— 370, p. 382, p. 445—454, der unter Allen dieſen Punkt am rich- tigſten auffaßt, freilich mit Ein- miſchung mancher Irrthümer über das R. R. — Weber S. 96— 98 läßt das Teſtament ungültig werden, wenn der Inhalt entwe- der dem Geſetz zur Zeit des Te- ſtaments, oder dem zur Zeit des Todes widerſpricht; er behandelt alſo dieſen Punkt ſo, wie die juri- ſtiſche Fähigkeit des Teſtators (Num. 1). — Bergmann § 16. 19. 51 nimmt an, nach R. R. ſey der Inhalt blos nach dem zur Zeit des Teſtaments gültigen Geſetz zu beurtheilen, und die Rückſicht auf die Todeszeit ſey eine falſche Anſicht der franzöſiſchen Rechtslehrer, aber auch eingedrun- gen in ihre Geſetzgebung. (y) Chabot T. 2 p. 225, p. 464—475. (z) Chabot T. 2 p. 382. Vgl. Meyer p. 132—148. (aa) Chabot T. 2 p. 367— 370.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/486
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/486>, abgerufen am 19.05.2024.