Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 371. III. Obligationenrecht. Gerichtsstand etc. (Forts.)
steller für einen solchen Fall ein forum contractus ange-
nommen, und zwar bald an dem Ort, wo der Antritt der
Erbschaft erklärt worden sey, bald an dem, wo die Erbschaft
liege, oder am Wohnsitz des Verstorbenen (k). Diese
Meinung aber ist zu verwerfen, und es ist ein solcher Ge-
richtsstand nicht anzunehmen. Nur ausnahmsweise, durch
ganz positive Vorschrift, ist ein solcher Gerichtsstand be-
gründet für Fideicommisse, und zwar an dem Orte, wo der
größte Theil der Erbschaft liegt (l). Der oben erwähnte
Ausdruck der Rechtsquellen bezieht sich nur auf den per-
sönlichen Eintritt des Erben in das obligatorische Verhält-
niß zu Glaubigern und Legataren, nicht auf dessen eigent-
liche Entstehung und juristische Beschaffenheit.

C. Delicte.

Der durch ein Delict begründete besondere Gerichtsstand
ist dem älteren Römischen Recht fremd, und erst in der
Kaiserzeit entstanden (m). Dann aber hat er eine so all-
gemeine Anerkennung gefunden, daß er nunmehr auch in
Gesetzen auf gleiche Linie mit dem forum domicilii, con-
tractus, rei sitae
gestellt wird (n). -- Es würde aber un-
richtig seyn, diesen Gerichtsstand als eine einzelne Anwen-
dung des Gerichtsstandes der Obligation, des s. g. forum

(k) Linde Abhandlung B. 2
S. 101 -- 109, Mühlenbruch
S. 379--382.
(l) Bethmann Hollweg
Versuche S. 32--35. S. 48. Vgl.
oben § 370 am Ende des §.
(m) Bethmann Hollweg
Versuche S. 29. 52.
(n) Nov. 69 C. 1. -- C. 20.
X. de foro comp.
(2. 2).

§. 371. III. Obligationenrecht. Gerichtsſtand ꝛc. (Fortſ.)
ſteller für einen ſolchen Fall ein forum contractus ange-
nommen, und zwar bald an dem Ort, wo der Antritt der
Erbſchaft erklärt worden ſey, bald an dem, wo die Erbſchaft
liege, oder am Wohnſitz des Verſtorbenen (k). Dieſe
Meinung aber iſt zu verwerfen, und es iſt ein ſolcher Ge-
richtsſtand nicht anzunehmen. Nur ausnahmsweiſe, durch
ganz poſitive Vorſchrift, iſt ein ſolcher Gerichtsſtand be-
gründet für Fideicommiſſe, und zwar an dem Orte, wo der
größte Theil der Erbſchaft liegt (l). Der oben erwähnte
Ausdruck der Rechtsquellen bezieht ſich nur auf den per-
ſönlichen Eintritt des Erben in das obligatoriſche Verhält-
niß zu Glaubigern und Legataren, nicht auf deſſen eigent-
liche Entſtehung und juriſtiſche Beſchaffenheit.

C. Delicte.

Der durch ein Delict begründete beſondere Gerichtsſtand
iſt dem älteren Römiſchen Recht fremd, und erſt in der
Kaiſerzeit entſtanden (m). Dann aber hat er eine ſo all-
gemeine Anerkennung gefunden, daß er nunmehr auch in
Geſetzen auf gleiche Linie mit dem forum domicilii, con-
tractus, rei sitae
geſtellt wird (n). — Es würde aber un-
richtig ſeyn, dieſen Gerichtsſtand als eine einzelne Anwen-
dung des Gerichtsſtandes der Obligation, des ſ. g. forum

(k) Linde Abhandlung B. 2
S. 101 — 109, Mühlenbruch
S. 379—382.
(l) Bethmann Hollweg
Verſuche S. 32—35. S. 48. Vgl.
oben § 370 am Ende des §.
(m) Bethmann Hollweg
Verſuche S. 29. 52.
(n) Nov. 69 C. 1. — C. 20.
X. de foro comp.
(2. 2).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0261" n="239"/><fw place="top" type="header">§. 371. <hi rendition="#aq">III.</hi> Obligationenrecht. Gerichts&#x017F;tand &#xA75B;c. (Fort&#x017F;.)</fw><lb/>
&#x017F;teller für einen &#x017F;olchen Fall ein <hi rendition="#aq">forum contractus</hi> ange-<lb/>
nommen, und zwar bald an dem Ort, wo der Antritt der<lb/>
Erb&#x017F;chaft erklärt worden &#x017F;ey, bald an dem, wo die Erb&#x017F;chaft<lb/>
liege, oder am Wohn&#x017F;itz des Ver&#x017F;torbenen <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#g">Linde</hi> Abhandlung B. 2<lb/>
S. 101 &#x2014; 109, <hi rendition="#g">Mühlenbruch</hi><lb/>
S. 379&#x2014;382.</note>. Die&#x017F;e<lb/>
Meinung aber i&#x017F;t zu verwerfen, und es i&#x017F;t ein &#x017F;olcher Ge-<lb/>
richts&#x017F;tand nicht anzunehmen. Nur ausnahmswei&#x017F;e, durch<lb/>
ganz po&#x017F;itive Vor&#x017F;chrift, i&#x017F;t ein &#x017F;olcher Gerichts&#x017F;tand be-<lb/>
gründet für Fideicommi&#x017F;&#x017F;e, und zwar an dem Orte, wo der<lb/>
größte Theil der Erb&#x017F;chaft liegt <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#g">Bethmann Hollweg</hi><lb/>
Ver&#x017F;uche S. 32&#x2014;35. S. 48. Vgl.<lb/>
oben § 370 am Ende des §.</note>. Der oben erwähnte<lb/>
Ausdruck der Rechtsquellen bezieht &#x017F;ich nur auf den per-<lb/>
&#x017F;önlichen Eintritt des Erben in das obligatori&#x017F;che Verhält-<lb/>
niß zu Glaubigern und Legataren, nicht auf de&#x017F;&#x017F;en eigent-<lb/>
liche Ent&#x017F;tehung und juri&#x017F;ti&#x017F;che Be&#x017F;chaffenheit.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">C.</hi> Delicte.</p><lb/>
            <p>Der durch ein Delict begründete be&#x017F;ondere Gerichts&#x017F;tand<lb/>
i&#x017F;t dem älteren Römi&#x017F;chen Recht fremd, und er&#x017F;t in der<lb/>
Kai&#x017F;erzeit ent&#x017F;tanden <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#g">Bethmann Hollweg</hi><lb/>
Ver&#x017F;uche S. 29. 52.</note>. Dann aber hat er eine &#x017F;o all-<lb/>
gemeine Anerkennung gefunden, daß er nunmehr auch in<lb/>
Ge&#x017F;etzen auf gleiche Linie mit dem <hi rendition="#aq">forum domicilii, con-<lb/>
tractus, rei sitae</hi> ge&#x017F;tellt wird <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Nov. 69 C. 1. &#x2014; <hi rendition="#i">C.</hi> 20.<lb/><hi rendition="#i">X. de foro comp.</hi></hi> (2. 2).</note>. &#x2014; Es würde aber un-<lb/>
richtig &#x017F;eyn, die&#x017F;en Gerichts&#x017F;tand als eine einzelne Anwen-<lb/>
dung des Gerichts&#x017F;tandes der Obligation, des &#x017F;. g. <hi rendition="#aq">forum</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0261] §. 371. III. Obligationenrecht. Gerichtsſtand ꝛc. (Fortſ.) ſteller für einen ſolchen Fall ein forum contractus ange- nommen, und zwar bald an dem Ort, wo der Antritt der Erbſchaft erklärt worden ſey, bald an dem, wo die Erbſchaft liege, oder am Wohnſitz des Verſtorbenen (k). Dieſe Meinung aber iſt zu verwerfen, und es iſt ein ſolcher Ge- richtsſtand nicht anzunehmen. Nur ausnahmsweiſe, durch ganz poſitive Vorſchrift, iſt ein ſolcher Gerichtsſtand be- gründet für Fideicommiſſe, und zwar an dem Orte, wo der größte Theil der Erbſchaft liegt (l). Der oben erwähnte Ausdruck der Rechtsquellen bezieht ſich nur auf den per- ſönlichen Eintritt des Erben in das obligatoriſche Verhält- niß zu Glaubigern und Legataren, nicht auf deſſen eigent- liche Entſtehung und juriſtiſche Beſchaffenheit. C. Delicte. Der durch ein Delict begründete beſondere Gerichtsſtand iſt dem älteren Römiſchen Recht fremd, und erſt in der Kaiſerzeit entſtanden (m). Dann aber hat er eine ſo all- gemeine Anerkennung gefunden, daß er nunmehr auch in Geſetzen auf gleiche Linie mit dem forum domicilii, con- tractus, rei sitae geſtellt wird (n). — Es würde aber un- richtig ſeyn, dieſen Gerichtsſtand als eine einzelne Anwen- dung des Gerichtsſtandes der Obligation, des ſ. g. forum (k) Linde Abhandlung B. 2 S. 101 — 109, Mühlenbruch S. 379—382. (l) Bethmann Hollweg Verſuche S. 32—35. S. 48. Vgl. oben § 370 am Ende des §. (m) Bethmann Hollweg Verſuche S. 29. 52. (n) Nov. 69 C. 1. — C. 20. X. de foro comp. (2. 2).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/261
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/261>, abgerufen am 17.05.2024.