Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch III. Herrschaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
Gesetz aber war nur für Italien gültig, nicht für die Pro-
vinzen (f), das heißt, es galt nur für die Bürger der Städte
in Italien, nicht für die Bürger der Provinzialstädte, auch
wenn diese die Römische Civität hatten (g).

5. Es gab eine Klasse der Freigelassenen, die durch
die Freilassung weder cives noch latini, sondern nur pere-
grini,
und zwar mit ganz besonderen Zurücksetzungen, wur-
den (dedititiorum numero). Von diesen nun wird gesagt,
sie könnten keine Testamente machen, und zwar weder als
Römische Bürger, weil sie nicht unter diese gehörten, noch
als Peregrinen, weil sie nicht irgend einer bestimmten Stadt
als Bürger angehörten, um nach deren Stadtrecht testiren
zu können (h). -- Dabei liegt augenscheinlich folgende Vor-
aussetzung zum Grunde. Wäre dieser Peregrine der Bürger

(f) Gajus III. § 121. 122.
(g) Die sponsores, die als
Provinzialen in den § 121. 122
vorausgesetzt werden, mußten noth-
wendig die Römische Civität haben,
s. o. Note e. -- Rudorff sucht
der Lex Furia eine engere Be-
schränkung anzuweisen (Zeitschrift
XIV. S. 441), nach welcher der
Fall derselben nicht mehr in diesen
Zusammenhang gehören würde.
Die genauere Untersuchung würde
hier zu weit abführen.
(h) Ulpian. XX § 14 "La-
tinus Junianus, item is qui
dedititiorum numero est, testa-
mentum facere non potest ...
qui dedititiorum numero est,
quoniam nec quasi civis Ro-
manus testari potest, cum sit
peregrinus, nec quasi peregri-
nus, quoniam nullius certae
civitatis civis est, ut adversus
leges civitatis suae testetur"
.
Anstatt des offenbar richtigen civis
est,
liest die Handschrift sciens,
welches Manche gezwungen und
unbefriedigend zu vertheidigen ge-
sucht haben. -- Adversus heißt
hier nicht: entgegen, im Wider-
spruch mit, sondern: in Beziehung
auf, in Gemäßheit dieser Gesetze.
Ganz wie in L. 5 de usurp. (41. 3).
Andere wollen emendiren: secun-
dum.
S. o. Lachmann Zeit-
schrift IX. S. 203.

Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
Geſetz aber war nur für Italien gültig, nicht für die Pro-
vinzen (f), das heißt, es galt nur für die Bürger der Städte
in Italien, nicht für die Bürger der Provinzialſtädte, auch
wenn dieſe die Römiſche Civität hatten (g).

5. Es gab eine Klaſſe der Freigelaſſenen, die durch
die Freilaſſung weder cives noch latini, ſondern nur pere-
grini,
und zwar mit ganz beſonderen Zurückſetzungen, wur-
den (dedititiorum numero). Von dieſen nun wird geſagt,
ſie könnten keine Teſtamente machen, und zwar weder als
Römiſche Bürger, weil ſie nicht unter dieſe gehörten, noch
als Peregrinen, weil ſie nicht irgend einer beſtimmten Stadt
als Bürger angehörten, um nach deren Stadtrecht teſtiren
zu können (h). — Dabei liegt augenſcheinlich folgende Vor-
ausſetzung zum Grunde. Wäre dieſer Peregrine der Bürger

(f) Gajus III. § 121. 122.
(g) Die sponsores, die als
Provinzialen in den § 121. 122
vorausgeſetzt werden, mußten noth-
wendig die Römiſche Civität haben,
ſ. o. Note e.Rudorff ſucht
der Lex Furia eine engere Be-
ſchränkung anzuweiſen (Zeitſchrift
XIV. S. 441), nach welcher der
Fall derſelben nicht mehr in dieſen
Zuſammenhang gehören würde.
Die genauere Unterſuchung würde
hier zu weit abführen.
(h) Ulpian. XX § 14 „La-
tinus Junianus, item is qui
dedititiorum numero est, testa-
mentum facere non potest …
qui dedititiorum numero est,
quoniam nec quasi civis Ro-
manus testari potest, cum sit
peregrinus, nec quasi peregri-
nus, quoniam nullius certae
civitatis civis est, ut adversus
leges civitatis suae testetur“
.
Anſtatt des offenbar richtigen civis
est,
lieſt die Handſchrift sciens,
welches Manche gezwungen und
unbefriedigend zu vertheidigen ge-
ſucht haben. — Adversus heißt
hier nicht: entgegen, im Wider-
ſpruch mit, ſondern: in Beziehung
auf, in Gemäßheit dieſer Geſetze.
Ganz wie in L. 5 de usurp. (41. 3).
Andere wollen emendiren: secun-
dum.
S. o. Lachmann Zeit-
ſchrift IX. S. 203.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0102" n="80"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">III.</hi> Herr&#x017F;chaft der Rechtsregeln. Kap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Örtliche Gränzen.</fw><lb/>
Ge&#x017F;etz aber war nur für Italien gültig, nicht für die Pro-<lb/>
vinzen <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> III.</hi> § 121. 122.</note>, das heißt, es galt nur für die Bürger der Städte<lb/>
in Italien, nicht für die Bürger der Provinzial&#x017F;tädte, auch<lb/>
wenn die&#x017F;e die Römi&#x017F;che Civität hatten <note place="foot" n="(g)">Die <hi rendition="#aq">sponsores,</hi> die als<lb/>
Provinzialen in den § 121. 122<lb/>
vorausge&#x017F;etzt werden, mußten noth-<lb/>
wendig die Römi&#x017F;che Civität haben,<lb/>
&#x017F;. o. Note <hi rendition="#aq">e.</hi> &#x2014; <hi rendition="#g">Rudorff</hi> &#x017F;ucht<lb/>
der <hi rendition="#aq">Lex Furia</hi> eine engere Be-<lb/>
&#x017F;chränkung anzuwei&#x017F;en (Zeit&#x017F;chrift<lb/><hi rendition="#aq">XIV.</hi> S. 441), nach welcher der<lb/>
Fall der&#x017F;elben nicht mehr in die&#x017F;en<lb/>
Zu&#x017F;ammenhang gehören würde.<lb/>
Die genauere Unter&#x017F;uchung würde<lb/>
hier zu weit abführen.</note>.</p><lb/>
            <p>5. Es gab eine Kla&#x017F;&#x017F;e der Freigela&#x017F;&#x017F;enen, die durch<lb/>
die Freila&#x017F;&#x017F;ung weder <hi rendition="#aq">cives</hi> noch <hi rendition="#aq">latini,</hi> &#x017F;ondern nur <hi rendition="#aq">pere-<lb/>
grini,</hi> und zwar mit ganz be&#x017F;onderen Zurück&#x017F;etzungen, wur-<lb/>
den (<hi rendition="#aq">dedititiorum numero</hi>). Von die&#x017F;en nun wird ge&#x017F;agt,<lb/>
&#x017F;ie könnten keine Te&#x017F;tamente machen, und zwar weder als<lb/>
Römi&#x017F;che Bürger, weil &#x017F;ie nicht unter die&#x017F;e gehörten, noch<lb/>
als Peregrinen, weil &#x017F;ie nicht irgend einer be&#x017F;timmten Stadt<lb/>
als Bürger angehörten, um nach deren Stadtrecht te&#x017F;tiren<lb/>
zu können <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Ulpian</hi>. XX § 14 &#x201E;La-<lb/>
tinus Junianus, item is qui<lb/>
dedititiorum numero est, testa-<lb/>
mentum facere non potest &#x2026;<lb/>
qui dedititiorum numero est,<lb/>
quoniam nec quasi civis Ro-<lb/>
manus testari potest, cum sit<lb/>
peregrinus, nec quasi peregri-<lb/>
nus, <hi rendition="#i">quoniam nullius certae<lb/>
civitatis civis est, ut adversus<lb/>
leges civitatis suae testetur&#x201C;</hi></hi>.<lb/>
An&#x017F;tatt des offenbar richtigen <hi rendition="#aq">civis<lb/>
est,</hi> lie&#x017F;t die Hand&#x017F;chrift <hi rendition="#aq">sciens,</hi><lb/>
welches Manche gezwungen und<lb/>
unbefriedigend zu vertheidigen ge-<lb/>
&#x017F;ucht haben. &#x2014; <hi rendition="#aq">Adversus</hi> heißt<lb/>
hier nicht: entgegen, im Wider-<lb/>
&#x017F;pruch mit, &#x017F;ondern: in Beziehung<lb/>
auf, in Gemäßheit die&#x017F;er Ge&#x017F;etze.<lb/>
Ganz wie in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 5 <hi rendition="#i">de usurp.</hi></hi> (41. 3).<lb/>
Andere wollen emendiren: <hi rendition="#aq">secun-<lb/>
dum.</hi> S. o. <hi rendition="#g">Lachmann</hi> Zeit-<lb/>
&#x017F;chrift <hi rendition="#aq">IX.</hi> S. 203.</note>. &#x2014; Dabei liegt augen&#x017F;cheinlich folgende Vor-<lb/>
aus&#x017F;etzung zum Grunde. Wäre die&#x017F;er Peregrine der Bürger<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0102] Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen. Geſetz aber war nur für Italien gültig, nicht für die Pro- vinzen (f), das heißt, es galt nur für die Bürger der Städte in Italien, nicht für die Bürger der Provinzialſtädte, auch wenn dieſe die Römiſche Civität hatten (g). 5. Es gab eine Klaſſe der Freigelaſſenen, die durch die Freilaſſung weder cives noch latini, ſondern nur pere- grini, und zwar mit ganz beſonderen Zurückſetzungen, wur- den (dedititiorum numero). Von dieſen nun wird geſagt, ſie könnten keine Teſtamente machen, und zwar weder als Römiſche Bürger, weil ſie nicht unter dieſe gehörten, noch als Peregrinen, weil ſie nicht irgend einer beſtimmten Stadt als Bürger angehörten, um nach deren Stadtrecht teſtiren zu können (h). — Dabei liegt augenſcheinlich folgende Vor- ausſetzung zum Grunde. Wäre dieſer Peregrine der Bürger (f) Gajus III. § 121. 122. (g) Die sponsores, die als Provinzialen in den § 121. 122 vorausgeſetzt werden, mußten noth- wendig die Römiſche Civität haben, ſ. o. Note e. — Rudorff ſucht der Lex Furia eine engere Be- ſchränkung anzuweiſen (Zeitſchrift XIV. S. 441), nach welcher der Fall derſelben nicht mehr in dieſen Zuſammenhang gehören würde. Die genauere Unterſuchung würde hier zu weit abführen. (h) Ulpian. XX § 14 „La- tinus Junianus, item is qui dedititiorum numero est, testa- mentum facere non potest … qui dedititiorum numero est, quoniam nec quasi civis Ro- manus testari potest, cum sit peregrinus, nec quasi peregri- nus, quoniam nullius certae civitatis civis est, ut adversus leges civitatis suae testetur“. Anſtatt des offenbar richtigen civis est, lieſt die Handſchrift sciens, welches Manche gezwungen und unbefriedigend zu vertheidigen ge- ſucht haben. — Adversus heißt hier nicht: entgegen, im Wider- ſpruch mit, ſondern: in Beziehung auf, in Gemäßheit dieſer Geſetze. Ganz wie in L. 5 de usurp. (41. 3). Andere wollen emendiren: secun- dum. S. o. Lachmann Zeit- ſchrift IX. S. 203.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/102
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/102>, abgerufen am 05.05.2024.