Ich betrachte die zweite Voraussetzung zuerst, die mit der so eben angestellten Untersuchung zusammentrifft. Ist nach der übereinstimmenden Erklärung der Parteien schon das Senatusconsult anwendbar, so bedarf es der Restitution nicht, und sie wird daher nicht gegeben. Ist es entschieden nicht anwendbar (weil der Gläubiger die väterliche Gewalt sicher nicht kannte), oder ist dieser Umstand wenigstens zweifelhaft und bestritten, dann kann die Restitution ein- treten.
Die erste Voraussetzung scheint folgenden Sinn zu haben. Wenn der Vater keinen Befehl zum Darlehen ge- geben hat, so bekommt der Sohn Restitution (das sagt die Stelle ausdrücklich); wenn er Befehl gegeben hat, so bekommt der Sohn keine Restitution (das scheint indirect angedeutet).
Diese indirecte Andeutung scheint also eine Bestätigung der Ausnahme zu enthalten, worauf sich die gegenwärtige Untersuchung bezieht, also eine Bestätigung der oben erklärten Stelle des Ulpian nach der gewöhnlichen Auffassung der- selben. Unstreitig war es die scheinbare Uebereinstimmung dieser beiden von einander unabhängigen Stellen, welche der gewöhnlichen Behauptung einer Ausnahme für den Fall eines vom Vater befohlenen Gelddarlehens solche Kraft verlieh, daß dagegen auch nicht einmal ein Zweifel versucht wurde.
Die eben erklärte, in jener ersten Voraussetzung liegende indirecte Andeutung ist nun das gewöhnlich sogenannte
Beilage XVIII.
Ich betrachte die zweite Vorausſetzung zuerſt, die mit der ſo eben angeſtellten Unterſuchung zuſammentrifft. Iſt nach der übereinſtimmenden Erklärung der Parteien ſchon das Senatusconſult anwendbar, ſo bedarf es der Reſtitution nicht, und ſie wird daher nicht gegeben. Iſt es entſchieden nicht anwendbar (weil der Gläubiger die väterliche Gewalt ſicher nicht kannte), oder iſt dieſer Umſtand wenigſtens zweifelhaft und beſtritten, dann kann die Reſtitution ein- treten.
Die erſte Vorausſetzung ſcheint folgenden Sinn zu haben. Wenn der Vater keinen Befehl zum Darlehen ge- geben hat, ſo bekommt der Sohn Reſtitution (das ſagt die Stelle ausdrücklich); wenn er Befehl gegeben hat, ſo bekommt der Sohn keine Reſtitution (das ſcheint indirect angedeutet).
Dieſe indirecte Andeutung ſcheint alſo eine Beſtätigung der Ausnahme zu enthalten, worauf ſich die gegenwärtige Unterſuchung bezieht, alſo eine Beſtätigung der oben erklärten Stelle des Ulpian nach der gewöhnlichen Auffaſſung der- ſelben. Unſtreitig war es die ſcheinbare Uebereinſtimmung dieſer beiden von einander unabhängigen Stellen, welche der gewöhnlichen Behauptung einer Ausnahme für den Fall eines vom Vater befohlenen Gelddarlehens ſolche Kraft verlieh, daß dagegen auch nicht einmal ein Zweifel verſucht wurde.
Die eben erklärte, in jener erſten Vorausſetzung liegende indirecte Andeutung iſt nun das gewöhnlich ſogenannte
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Beilage XVIII.
Ich betrachte die zweite Vorausſetzung zuerſt, die mit
der ſo eben angeſtellten Unterſuchung zuſammentrifft. Iſt
nach der übereinſtimmenden Erklärung der Parteien ſchon
das Senatusconſult anwendbar, ſo bedarf es der Reſtitution
nicht, und ſie wird daher nicht gegeben. Iſt es entſchieden
nicht anwendbar (weil der Gläubiger die väterliche Gewalt
ſicher nicht kannte), oder iſt dieſer Umſtand wenigſtens
zweifelhaft und beſtritten, dann kann die Reſtitution ein-
treten.
Die erſte Vorausſetzung ſcheint folgenden Sinn zu
haben. Wenn der Vater keinen Befehl zum Darlehen ge-
geben hat, ſo bekommt der Sohn Reſtitution (das ſagt
die Stelle ausdrücklich); wenn er Befehl gegeben hat, ſo
bekommt der Sohn keine Reſtitution (das ſcheint indirect
angedeutet).
Dieſe indirecte Andeutung ſcheint alſo eine Beſtätigung
der Ausnahme zu enthalten, worauf ſich die gegenwärtige
Unterſuchung bezieht, alſo eine Beſtätigung der oben erklärten
Stelle des Ulpian nach der gewöhnlichen Auffaſſung der-
ſelben. Unſtreitig war es die ſcheinbare Uebereinſtimmung
dieſer beiden von einander unabhängigen Stellen, welche
der gewöhnlichen Behauptung einer Ausnahme für den Fall
eines vom Vater befohlenen Gelddarlehens ſolche Kraft
verlieh, daß dagegen auch nicht einmal ein Zweifel verſucht
wurde.
Die eben erklärte, in jener erſten Vorausſetzung liegende
indirecte Andeutung iſt nun das gewöhnlich ſogenannte
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848/310>, abgerufen am 17.07.2024.
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