Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 332. Einzelne Restitutionsgründe. V. Betrug.
des Betrügers. Wenn Jemand durch Betrug verleitet wird,
sein Grundstück um geringen Preis zu verkaufen und zu
übergeben, so kann er durch die actio venditi den Verkauf
anfechten und das Grundstück zurück verlangen (d). Wird
Jemand durch Betrug bewogen, sein Grundstück dem Be-
trüger zu schenken, und dieses Geschäft durch Uebergabe
(nach altem Recht durch Mancipation) zu vollziehen, so
kann er durch die actio doli die Rückgabe des Grundstücks
verlangen. Wenn aber in einem dieser beiden Fälle der
Betrüger zahlungsunfähig ist, so kann der Betrogene, um
nicht mit seiner persönlichen Klage im Concurse auszufallen,
Restitution wegen Betrugs, und durch diese eine in rem
actio
verlangen, wie Dieses für den Fall des Zwangs schon
oben bemerkt worden ist (e).

Der zweite Fall bezieht sich auf die schädliche Antretung
oder Ausschlagung einer Erbschaft, wozu Jemand durch
Betrug verleitet wird. Im Fall des Zwangs hatte hier
der Gezwungene die Wahl zwischen der actio quod metus
causa
gegen den Zwingenden und der Restitution, wodurch
die Antretung oder Ausschlagung an sich unwirksam wird (f);
das letzte, durchgreifendere Schutzmittel wird oft nöthig seyn
wegen der unbestimmten Wirkung jener Handlungen in Be-
ziehung auf viele fremde, unbekannte Personen. -- Für den

(d) L. 6. § 1 de contr. emt.
(18. 1) L. 4 pr. de L. commiss.

(18. 3). Vgl. L. 11 § 5. 6 de
act. emti
(19. 1).
(e) L. 9 § 4. 6 quod metus
(4. 2), s. o. § 330.
(f) L. 21 § 5. 6 quod metus
(4. 2), s. o. § 330.

§. 332. Einzelne Reſtitutionsgründe. V. Betrug.
des Betrügers. Wenn Jemand durch Betrug verleitet wird,
ſein Grundſtück um geringen Preis zu verkaufen und zu
übergeben, ſo kann er durch die actio venditi den Verkauf
anfechten und das Grundſtück zurück verlangen (d). Wird
Jemand durch Betrug bewogen, ſein Grundſtück dem Be-
trüger zu ſchenken, und dieſes Geſchäft durch Uebergabe
(nach altem Recht durch Mancipation) zu vollziehen, ſo
kann er durch die actio doli die Rückgabe des Grundſtücks
verlangen. Wenn aber in einem dieſer beiden Fälle der
Betrüger zahlungsunfähig iſt, ſo kann der Betrogene, um
nicht mit ſeiner perſönlichen Klage im Concurſe auszufallen,
Reſtitution wegen Betrugs, und durch dieſe eine in rem
actio
verlangen, wie Dieſes für den Fall des Zwangs ſchon
oben bemerkt worden iſt (e).

Der zweite Fall bezieht ſich auf die ſchädliche Antretung
oder Ausſchlagung einer Erbſchaft, wozu Jemand durch
Betrug verleitet wird. Im Fall des Zwangs hatte hier
der Gezwungene die Wahl zwiſchen der actio quod metus
causa
gegen den Zwingenden und der Reſtitution, wodurch
die Antretung oder Ausſchlagung an ſich unwirkſam wird (f);
das letzte, durchgreifendere Schutzmittel wird oft nöthig ſeyn
wegen der unbeſtimmten Wirkung jener Handlungen in Be-
ziehung auf viele fremde, unbekannte Perſonen. — Für den

(d) L. 6. § 1 de contr. emt.
(18. 1) L. 4 pr. de L. commiss.

(18. 3). Vgl. L. 11 § 5. 6 de
act. emti
(19. 1).
(e) L. 9 § 4. 6 quod metus
(4. 2), ſ. o. § 330.
(f) L. 21 § 5. 6 quod metus
(4. 2), ſ. o. § 330.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0223" n="201"/><fw place="top" type="header">§. 332. Einzelne Re&#x017F;titutionsgründe. <hi rendition="#aq">V.</hi> Betrug.</fw><lb/>
des Betrügers. Wenn Jemand durch Betrug verleitet wird,<lb/>
&#x017F;ein Grund&#x017F;tück um geringen Preis zu verkaufen und zu<lb/>
übergeben, &#x017F;o kann er durch die <hi rendition="#aq">actio venditi</hi> den Verkauf<lb/>
anfechten und das Grund&#x017F;tück zurück verlangen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 6. § 1 <hi rendition="#i">de contr. emt.</hi><lb/>
(18. 1) <hi rendition="#i">L.</hi> 4 <hi rendition="#i">pr. de L. commiss.</hi></hi><lb/>
(18. 3). Vgl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 11 § 5. 6 <hi rendition="#i">de<lb/>
act. emti</hi></hi> (19. 1).</note>. Wird<lb/>
Jemand durch Betrug bewogen, &#x017F;ein Grund&#x017F;tück dem Be-<lb/>
trüger zu &#x017F;chenken, und die&#x017F;es Ge&#x017F;chäft durch Uebergabe<lb/>
(nach altem Recht durch Mancipation) zu vollziehen, &#x017F;o<lb/>
kann er durch die <hi rendition="#aq">actio doli</hi> die Rückgabe des Grund&#x017F;tücks<lb/>
verlangen. Wenn aber in einem die&#x017F;er beiden Fälle der<lb/>
Betrüger zahlungsunfähig i&#x017F;t, &#x017F;o kann der Betrogene, um<lb/>
nicht mit &#x017F;einer per&#x017F;önlichen Klage im Concur&#x017F;e auszufallen,<lb/>
Re&#x017F;titution wegen Betrugs, und durch die&#x017F;e eine <hi rendition="#aq">in rem<lb/>
actio</hi> verlangen, wie Die&#x017F;es für den Fall des Zwangs &#x017F;chon<lb/>
oben bemerkt worden i&#x017F;t <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 4. 6 <hi rendition="#i">quod metus</hi></hi><lb/>
(4. 2), &#x017F;. o. § 330.</note>.</p><lb/>
            <p>Der zweite Fall bezieht &#x017F;ich auf die &#x017F;chädliche Antretung<lb/>
oder Aus&#x017F;chlagung einer Erb&#x017F;chaft, wozu Jemand durch<lb/>
Betrug verleitet wird. Im Fall des Zwangs hatte hier<lb/>
der Gezwungene die Wahl zwi&#x017F;chen der <hi rendition="#aq">actio quod metus<lb/>
causa</hi> gegen den Zwingenden und der Re&#x017F;titution, wodurch<lb/>
die Antretung oder Aus&#x017F;chlagung an &#x017F;ich unwirk&#x017F;am wird <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 21 § 5. 6 <hi rendition="#i">quod metus</hi></hi><lb/>
(4. 2), &#x017F;. o. § 330.</note>;<lb/>
das letzte, durchgreifendere Schutzmittel wird oft nöthig &#x017F;eyn<lb/>
wegen der unbe&#x017F;timmten Wirkung jener Handlungen in Be-<lb/>
ziehung auf viele fremde, unbekannte Per&#x017F;onen. &#x2014; Für den<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0223] §. 332. Einzelne Reſtitutionsgründe. V. Betrug. des Betrügers. Wenn Jemand durch Betrug verleitet wird, ſein Grundſtück um geringen Preis zu verkaufen und zu übergeben, ſo kann er durch die actio venditi den Verkauf anfechten und das Grundſtück zurück verlangen (d). Wird Jemand durch Betrug bewogen, ſein Grundſtück dem Be- trüger zu ſchenken, und dieſes Geſchäft durch Uebergabe (nach altem Recht durch Mancipation) zu vollziehen, ſo kann er durch die actio doli die Rückgabe des Grundſtücks verlangen. Wenn aber in einem dieſer beiden Fälle der Betrüger zahlungsunfähig iſt, ſo kann der Betrogene, um nicht mit ſeiner perſönlichen Klage im Concurſe auszufallen, Reſtitution wegen Betrugs, und durch dieſe eine in rem actio verlangen, wie Dieſes für den Fall des Zwangs ſchon oben bemerkt worden iſt (e). Der zweite Fall bezieht ſich auf die ſchädliche Antretung oder Ausſchlagung einer Erbſchaft, wozu Jemand durch Betrug verleitet wird. Im Fall des Zwangs hatte hier der Gezwungene die Wahl zwiſchen der actio quod metus causa gegen den Zwingenden und der Reſtitution, wodurch die Antretung oder Ausſchlagung an ſich unwirkſam wird (f); das letzte, durchgreifendere Schutzmittel wird oft nöthig ſeyn wegen der unbeſtimmten Wirkung jener Handlungen in Be- ziehung auf viele fremde, unbekannte Perſonen. — Für den (d) L. 6. § 1 de contr. emt. (18. 1) L. 4 pr. de L. commiss. (18. 3). Vgl. L. 11 § 5. 6 de act. emti (19. 1). (e) L. 9 § 4. 6 quod metus (4. 2), ſ. o. § 330. (f) L. 21 § 5. 6 quod metus (4. 2), ſ. o. § 330.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848/223
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848/223>, abgerufen am 20.04.2024.