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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848.

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§. 325. Einzelne Restitutionsgründe. II. Abwesenheit.
1. Si cujus quid de bonis deminutum erit (e), cum is
metu, aut sine dolo malo reipublicae causa abesset;
inve vinculis, servitute
(f), hostiumque potestate
esset; sive cujus actionis eorum cui dies exisse
dicetur
(g).
2. Item si quis quid usu suum fecisse (h), aut, quod
non utendo sit amissum
(i) consecutus esse, actio-
neve qua solutus ob id, quod dies ejus exierit, cum
absens non defenderetur, inve vinculis esset, secumve
agendi potestatem non faceret; aut cum eum invitum
in jus vocare non liceret neque defenderetur, cumve

(e) Die Worte deminutum erit
fehlen in der Florentina, stehen
aber in alten Ausgaben und Hss.
(diminutum, diminutum est,
oder erit) und sind für den Sinn
des Satzes ganz unentbehrlich.
Sie bezeichnen den einen Fall des
möglichen Verlustes durch Ent-
ziehung des Eigenthums, z. B.
durch Usucapion, im Gegensatz
des anderen Falles, der in den
Schlußworten steht, nämlich des
Verlustes eines Klagerechts durch
Verjährung.
(f) Diese beiden Fälle (vin-
cula
und servitus) gehen nicht
auf Abwesenheit, wohl aber auf
Zustände, die eben so, wie Ab-
wesenheit, unfähig machen, den
Schaden abzuwenden.
(g) Hier müssen nun die spä-
teren, gemeinsamen Worte hinzu
gedacht werden: earum rerum
actionem etc. .. in integrum
restituam.
(h) Die Florentina liest hier
fecisset; Halvander's Leseart
fecisse empfiehlt sich durch die
Einfachheit der Construction, in-
dem dazu das unmittelbar vorher-
gehende dicetur hinzu zu denken
ist, so wie zu dem nachfolgenden
consecutus esse, und solutus
(esse)
, so daß ein neuer Satz
erst anfängt mit den Worten: aut
cum eum invitum
, welcher schließt
mit dem nachfolgenden esse dice-
tur.
(i) Das Florentinische amisit
ist ganz unhaltbar, weil dadurch
der Gewinnende und der Ver-
lierende vermengt werden. Die
Leseart sit amissum (Hal. amis-
sum sit
) wird bestätigt durch
L. 21 pr. eod.
§. 325. Einzelne Reſtitutionsgründe. II. Abweſenheit.
1. Si cujus quid de bonis deminutum erit (e), cum is
metu, aut sine dolo malo reipublicae causa abesset;
inve vinculis, servitute
(f), hostiumque potestate
esset; sive cujus actionis eorum cui dies exisse
dicetur
(g).
2. Item si quis quid usu suum fecisse (h), aut, quod
non utendo sit amissum
(i) consecutus esse, actio-
neve qua solutus ob id, quod dies ejus exierit, cum
absens non defenderetur, inve vinculis esset, secumve
agendi potestatem non faceret; aut cum eum invitum
in jus vocare non liceret neque defenderetur, cumve

(e) Die Worte deminutum erit
fehlen in der Florentina, ſtehen
aber in alten Ausgaben und Hſſ.
(diminutum, diminutum est,
oder erit) und ſind für den Sinn
des Satzes ganz unentbehrlich.
Sie bezeichnen den einen Fall des
möglichen Verluſtes durch Ent-
ziehung des Eigenthums, z. B.
durch Uſucapion, im Gegenſatz
des anderen Falles, der in den
Schlußworten ſteht, nämlich des
Verluſtes eines Klagerechts durch
Verjährung.
(f) Dieſe beiden Fälle (vin-
cula
und servitus) gehen nicht
auf Abweſenheit, wohl aber auf
Zuſtände, die eben ſo, wie Ab-
weſenheit, unfähig machen, den
Schaden abzuwenden.
(g) Hier müſſen nun die ſpä-
teren, gemeinſamen Worte hinzu
gedacht werden: earum rerum
actionem etc. .. in integrum
restituam.
(h) Die Florentina lieſt hier
fecisset; Halvander’s Leſeart
fecisse empfiehlt ſich durch die
Einfachheit der Conſtruction, in-
dem dazu das unmittelbar vorher-
gehende dicetur hinzu zu denken
iſt, ſo wie zu dem nachfolgenden
consecutus esse, und solutus
(esse)
, ſo daß ein neuer Satz
erſt anfängt mit den Worten: aut
cum eum invitum
, welcher ſchließt
mit dem nachfolgenden esse dice-
tur.
(i) Das Florentiniſche amisit
iſt ganz unhaltbar, weil dadurch
der Gewinnende und der Ver-
lierende vermengt werden. Die
Leſeart sit amissum (Hal. amis-
sum sit
) wird beſtätigt durch
L. 21 pr. eod.
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[165/0187] §. 325. Einzelne Reſtitutionsgründe. II. Abweſenheit. 1. Si cujus quid de bonis deminutum erit (e), cum is metu, aut sine dolo malo reipublicae causa abesset; inve vinculis, servitute (f), hostiumque potestate esset; sive cujus actionis eorum cui dies exisse dicetur (g). 2. Item si quis quid usu suum fecisse (h), aut, quod non utendo sit amissum (i) consecutus esse, actio- neve qua solutus ob id, quod dies ejus exierit, cum absens non defenderetur, inve vinculis esset, secumve agendi potestatem non faceret; aut cum eum invitum in jus vocare non liceret neque defenderetur, cumve (e) Die Worte deminutum erit fehlen in der Florentina, ſtehen aber in alten Ausgaben und Hſſ. (diminutum, diminutum est, oder erit) und ſind für den Sinn des Satzes ganz unentbehrlich. Sie bezeichnen den einen Fall des möglichen Verluſtes durch Ent- ziehung des Eigenthums, z. B. durch Uſucapion, im Gegenſatz des anderen Falles, der in den Schlußworten ſteht, nämlich des Verluſtes eines Klagerechts durch Verjährung. (f) Dieſe beiden Fälle (vin- cula und servitus) gehen nicht auf Abweſenheit, wohl aber auf Zuſtände, die eben ſo, wie Ab- weſenheit, unfähig machen, den Schaden abzuwenden. (g) Hier müſſen nun die ſpä- teren, gemeinſamen Worte hinzu gedacht werden: earum rerum actionem etc. .. in integrum restituam. (h) Die Florentina lieſt hier fecisset; Halvander’s Leſeart fecisse empfiehlt ſich durch die Einfachheit der Conſtruction, in- dem dazu das unmittelbar vorher- gehende dicetur hinzu zu denken iſt, ſo wie zu dem nachfolgenden consecutus esse, und solutus (esse), ſo daß ein neuer Satz erſt anfängt mit den Worten: aut cum eum invitum, welcher ſchließt mit dem nachfolgenden esse dice- tur. (i) Das Florentiniſche amisit iſt ganz unhaltbar, weil dadurch der Gewinnende und der Ver- lierende vermengt werden. Die Leſeart sit amissum (Hal. amis- sum sit) wird beſtätigt durch L. 21 pr. eod.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848/187>, abgerufen am 08.05.2024.