Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 313. Surrogate. II. Eid. Besondere Wirkungen. (Forts.)
Richter) angewendet (a). Daß es so seyn mußte, wird
auch von unseren Schriftstellern nicht bezweifelt, und über
den Zustand der Sache im Justinianischen Recht, so wie
über den Sinn, in welchem wir die Justinianischen Rechts-
quellen jetzt aufzufassen haben, ist daher kein Streit. Es
fragt sich nur, wie es sich verhielt zur Zeit des bestehenden
ordo judiciorum. Hierüber ist die herrschende Meinung
der Neueren, der alte Judex habe bei einem vor ihm zu-
geschobenen Eide gar keinen ähnlichen zwingenden Einfluß,
wie der Prätor, gehabt, und alle älteren Stellen, die ihn
hierin dem Prätor gleich stellen, seyen im Sinn der oben
dargestellten Veränderung interpolirt (b). Ich glaube, daß
sie hierin zu weit gehen, und daß, wenn auch einige Inter-
polationen vorgenommen seyn mögen (welches ich dahin
gestellt lasse), dennoch in der Sache selbst von jeher kein
wesentlicher Unterschied zu finden war. Ich will mit der
Prüfung der einzelnen Stellen aus der älteren Zeit an-
fangen.

Die wichtigste dieser Stellen rührt her von Ulpian (c).
Nachdem hier zuerst eine Stelle des Edicts wörtlich an-
geführt und erklärt war (in den §§ 6. 7), wird das Ver-
fahren in dem Fortgang der Stelle weiter ausgeführt und

(a) L 9 C. de R. C. et jur.
(4. 1) " ... per judicem sol-
vere vel jurare ... necesse
habet".
(b) Keller Litiscontestation
S. 50. 51. Zimmern §. 135.
Puchta §. 174. p.
(c) L. 34 § 6. 7. 8. 9 de jur.
(12. 2).

§. 313. Surrogate. II. Eid. Beſondere Wirkungen. (Fortſ.)
Richter) angewendet (a). Daß es ſo ſeyn mußte, wird
auch von unſeren Schriftſtellern nicht bezweifelt, und über
den Zuſtand der Sache im Juſtinianiſchen Recht, ſo wie
über den Sinn, in welchem wir die Juſtinianiſchen Rechts-
quellen jetzt aufzufaſſen haben, iſt daher kein Streit. Es
fragt ſich nur, wie es ſich verhielt zur Zeit des beſtehenden
ordo judiciorum. Hierüber iſt die herrſchende Meinung
der Neueren, der alte Judex habe bei einem vor ihm zu-
geſchobenen Eide gar keinen ähnlichen zwingenden Einfluß,
wie der Prätor, gehabt, und alle älteren Stellen, die ihn
hierin dem Prätor gleich ſtellen, ſeyen im Sinn der oben
dargeſtellten Veränderung interpolirt (b). Ich glaube, daß
ſie hierin zu weit gehen, und daß, wenn auch einige Inter-
polationen vorgenommen ſeyn mögen (welches ich dahin
geſtellt laſſe), dennoch in der Sache ſelbſt von jeher kein
weſentlicher Unterſchied zu finden war. Ich will mit der
Prüfung der einzelnen Stellen aus der älteren Zeit an-
fangen.

Die wichtigſte dieſer Stellen rührt her von Ulpian (c).
Nachdem hier zuerſt eine Stelle des Edicts wörtlich an-
geführt und erklärt war (in den §§ 6. 7), wird das Ver-
fahren in dem Fortgang der Stelle weiter ausgeführt und

(a) L 9 C. de R. C. et jur.
(4. 1) „ … per judicem sol-
vere vel jurare … necesse
habet“.
(b) Keller Litisconteſtation
S. 50. 51. Zimmern §. 135.
Puchta §. 174. p.
(c) L. 34 § 6. 7. 8. 9 de jur.
(12. 2).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0101" n="79"/><fw place="top" type="header">§. 313. Surrogate. <hi rendition="#aq">II.</hi> Eid. Be&#x017F;ondere Wirkungen. (Fort&#x017F;.)</fw><lb/>
Richter) angewendet <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi> 9 <hi rendition="#i">C. de R. C. et jur.</hi><lb/>
(4. 1) &#x201E; &#x2026; per judicem sol-<lb/>
vere vel jurare &#x2026; necesse<lb/>
habet&#x201C;.</hi></note>. Daß es &#x017F;o &#x017F;eyn mußte, wird<lb/>
auch von un&#x017F;eren Schrift&#x017F;tellern nicht bezweifelt, und über<lb/>
den Zu&#x017F;tand der Sache im Ju&#x017F;tiniani&#x017F;chen Recht, &#x017F;o wie<lb/>
über den Sinn, in welchem wir die Ju&#x017F;tiniani&#x017F;chen Rechts-<lb/>
quellen jetzt aufzufa&#x017F;&#x017F;en haben, i&#x017F;t daher kein Streit. Es<lb/>
fragt &#x017F;ich nur, wie es &#x017F;ich verhielt zur Zeit des be&#x017F;tehenden<lb/><hi rendition="#aq">ordo judiciorum.</hi> Hierüber i&#x017F;t die herr&#x017F;chende Meinung<lb/>
der Neueren, der alte Judex habe bei einem vor ihm zu-<lb/>
ge&#x017F;chobenen Eide gar keinen ähnlichen zwingenden Einfluß,<lb/>
wie der Prätor, gehabt, und alle älteren Stellen, die ihn<lb/>
hierin dem Prätor gleich &#x017F;tellen, &#x017F;eyen im Sinn der oben<lb/>
darge&#x017F;tellten Veränderung interpolirt <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#g">Keller</hi> Litisconte&#x017F;tation<lb/>
S. 50. 51. <hi rendition="#g">Zimmern</hi> §. 135.<lb/><hi rendition="#g">Puchta</hi> §. 174. <hi rendition="#aq">p.</hi></note>. Ich glaube, daß<lb/>
&#x017F;ie hierin zu weit gehen, und daß, wenn auch einige Inter-<lb/>
polationen vorgenommen &#x017F;eyn mögen (welches ich dahin<lb/>
ge&#x017F;tellt la&#x017F;&#x017F;e), dennoch in der Sache &#x017F;elb&#x017F;t von jeher kein<lb/>
we&#x017F;entlicher Unter&#x017F;chied zu finden war. Ich will mit der<lb/>
Prüfung der einzelnen Stellen aus der älteren Zeit an-<lb/>
fangen.</p><lb/>
            <p>Die wichtig&#x017F;te die&#x017F;er Stellen rührt her von <hi rendition="#g">Ulpian</hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 34 § 6. 7. 8. 9 <hi rendition="#i">de jur.</hi></hi><lb/>
(12. 2).</note>.<lb/>
Nachdem hier zuer&#x017F;t eine Stelle des Edicts wörtlich an-<lb/>
geführt und erklärt war (in den §§ 6. 7), wird das Ver-<lb/>
fahren in dem Fortgang der Stelle weiter ausgeführt und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0101] §. 313. Surrogate. II. Eid. Beſondere Wirkungen. (Fortſ.) Richter) angewendet (a). Daß es ſo ſeyn mußte, wird auch von unſeren Schriftſtellern nicht bezweifelt, und über den Zuſtand der Sache im Juſtinianiſchen Recht, ſo wie über den Sinn, in welchem wir die Juſtinianiſchen Rechts- quellen jetzt aufzufaſſen haben, iſt daher kein Streit. Es fragt ſich nur, wie es ſich verhielt zur Zeit des beſtehenden ordo judiciorum. Hierüber iſt die herrſchende Meinung der Neueren, der alte Judex habe bei einem vor ihm zu- geſchobenen Eide gar keinen ähnlichen zwingenden Einfluß, wie der Prätor, gehabt, und alle älteren Stellen, die ihn hierin dem Prätor gleich ſtellen, ſeyen im Sinn der oben dargeſtellten Veränderung interpolirt (b). Ich glaube, daß ſie hierin zu weit gehen, und daß, wenn auch einige Inter- polationen vorgenommen ſeyn mögen (welches ich dahin geſtellt laſſe), dennoch in der Sache ſelbſt von jeher kein weſentlicher Unterſchied zu finden war. Ich will mit der Prüfung der einzelnen Stellen aus der älteren Zeit an- fangen. Die wichtigſte dieſer Stellen rührt her von Ulpian (c). Nachdem hier zuerſt eine Stelle des Edicts wörtlich an- geführt und erklärt war (in den §§ 6. 7), wird das Ver- fahren in dem Fortgang der Stelle weiter ausgeführt und (a) L 9 C. de R. C. et jur. (4. 1) „ … per judicem sol- vere vel jurare … necesse habet“. (b) Keller Litisconteſtation S. 50. 51. Zimmern §. 135. Puchta §. 174. p. (c) L. 34 § 6. 7. 8. 9 de jur. (12. 2).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848/101
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848/101>, abgerufen am 22.11.2024.