Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 282. Rechtskraft. Geschichte. (Fortsetzung.)
suum, quamvis suus fuerit. Placet enim ejus rei
judicem jus facere
(e).
L. 65 § 2 ad Sc. Trebell. (36. 1) (Maecianus.)
Cum praetor cognita causa per errorem vel etiam
ambitiose juberet hereditatem ut ex fideicommisso re-
stitui, etiam publice interest restitui, propter rerum
judicatarum auctoritatem
(f).
L. 12 § 3 de bonis libert. (38. 2) (Ulpian.)
Si quis, cum esset exheredatus, pronuntiatus vel
perperam sit exheredatus non esse, non repelli-
tur: rebus enim judicatis standum est.

In einer schon oben mitgetheilten Stelle des Pau-
lus
(g) wird auf beide Gestalten der Functionen der Ein-
rede neben einander hingedeutet; aber freilich in so allge-
meinen Ausdrücken, daß wir diese Hindeutung nicht ver-
stehen würden, wenn uns nicht in den Institutionen des
Gajus die Lehre von der Consumtion der Klage in ihrer

(e) In diesen Worten ist die
Fiction der Wahrheit, als Erzeu-
gung eines neuen, selbstständigen
Rechts, besonders bezeichnend aus-
gedrückt. -- Diese Stelle übrigens
geht auf ein solches anomales
Verhältniß, worin das Urtheil
eine besonders ausgedehnte Wir-
kung, auch für und wider fremde
Personen, hat. Eben so verhält
es sich mit der in der vorherge-
henden Note erwähnten Stelle.
Vgl. § 301 m.
(f) Es muß besonders bemerkt
werden, daß in dieser Stelle von
einem Urtheil die Rede ist, welches
nicht ein Juder, sondern der Prä-
tor selbst sprach, weil die Fidei-
commisse Gegenstand einer extra-
ordinaria cognitio
waren. Die
Fiction der Wahrheit, und selbst
die Bezeichnung als res judicata,
wird aber hier eben so, wie bei
den ordinariis judiciis, ange-
wendet.
(g) L. 6 de exc. r. j. (44. 2),
s. o. S. 261.
18*
§. 282. Rechtskraft. Geſchichte. (Fortſetzung.)
suum, quamvis suus fuerit. Placet enim ejus rei
judicem jus facere
(e).
L. 65 § 2 ad Sc. Trebell. (36. 1) (Maecianus.)
Cum praetor cognita causa per errorem vel etiam
ambitiose juberet hereditatem ut ex fideicommisso re-
stitui, etiam publice interest restitui, propter rerum
judicatarum auctoritatem
(f).
L. 12 § 3 de bonis libert. (38. 2) (Ulpian.)
Si quis, cum esset exheredatus, pronuntiatus vel
perperam sit exheredatus non esse, non repelli-
tur: rebus enim judicatis standum est.

In einer ſchon oben mitgetheilten Stelle des Pau-
lus
(g) wird auf beide Geſtalten der Functionen der Ein-
rede neben einander hingedeutet; aber freilich in ſo allge-
meinen Ausdrücken, daß wir dieſe Hindeutung nicht ver-
ſtehen würden, wenn uns nicht in den Inſtitutionen des
Gajus die Lehre von der Conſumtion der Klage in ihrer

(e) In dieſen Worten iſt die
Fiction der Wahrheit, als Erzeu-
gung eines neuen, ſelbſtſtändigen
Rechts, beſonders bezeichnend aus-
gedrückt. — Dieſe Stelle übrigens
geht auf ein ſolches anomales
Verhältniß, worin das Urtheil
eine beſonders ausgedehnte Wir-
kung, auch für und wider fremde
Perſonen, hat. Eben ſo verhält
es ſich mit der in der vorherge-
henden Note erwähnten Stelle.
Vgl. § 301 m.
(f) Es muß beſonders bemerkt
werden, daß in dieſer Stelle von
einem Urtheil die Rede iſt, welches
nicht ein Juder, ſondern der Prä-
tor ſelbſt ſprach, weil die Fidei-
commiſſe Gegenſtand einer extra-
ordinaria cognitio
waren. Die
Fiction der Wahrheit, und ſelbſt
die Bezeichnung als res judicata,
wird aber hier eben ſo, wie bei
den ordinariis judiciis, ange-
wendet.
(g) L. 6 de exc. r. j. (44. 2),
ſ. o. S. 261.
18*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0293" n="275"/><fw place="top" type="header">§. 282. Rechtskraft. Ge&#x017F;chichte. (Fort&#x017F;etzung.)</fw><lb/><hi rendition="#aq">suum, quamvis suus fuerit. <hi rendition="#i">Placet enim ejus rei<lb/>
judicem jus facere</hi></hi><note place="foot" n="(e)">In die&#x017F;en Worten i&#x017F;t die<lb/>
Fiction der Wahrheit, als Erzeu-<lb/>
gung eines neuen, &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändigen<lb/>
Rechts, be&#x017F;onders bezeichnend aus-<lb/>
gedrückt. &#x2014; Die&#x017F;e Stelle übrigens<lb/>
geht auf ein &#x017F;olches anomales<lb/>
Verhältniß, worin das Urtheil<lb/>
eine be&#x017F;onders ausgedehnte Wir-<lb/>
kung, auch für und wider fremde<lb/>
Per&#x017F;onen, hat. Eben &#x017F;o verhält<lb/>
es &#x017F;ich mit der in der vorherge-<lb/>
henden Note erwähnten Stelle.<lb/>
Vgl. § 301 <hi rendition="#aq">m.</hi></note>.</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 65 § 2 <hi rendition="#i">ad Sc. Trebell.</hi> (36. 1) (<hi rendition="#k">Maecianus</hi>.)<lb/><hi rendition="#et">Cum praetor cognita causa per errorem vel etiam<lb/>
ambitiose juberet hereditatem ut ex fideicommisso re-<lb/>
stitui, etiam <hi rendition="#i">publice interest restitui, propter rerum<lb/>
judicatarum auctoritatem</hi></hi></hi> <hi rendition="#et"><note place="foot" n="(f)">Es muß be&#x017F;onders bemerkt<lb/>
werden, daß in die&#x017F;er Stelle von<lb/>
einem Urtheil die Rede i&#x017F;t, welches<lb/>
nicht ein Juder, &#x017F;ondern der Prä-<lb/>
tor &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;prach, weil die Fidei-<lb/>
commi&#x017F;&#x017F;e Gegen&#x017F;tand einer <hi rendition="#aq">extra-<lb/>
ordinaria cognitio</hi> waren. Die<lb/>
Fiction der Wahrheit, und &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die Bezeichnung als <hi rendition="#aq">res judicata,</hi><lb/>
wird aber hier eben &#x017F;o, wie bei<lb/>
den <hi rendition="#aq">ordinariis judiciis,</hi> ange-<lb/>
wendet.</note>.</hi> </item><lb/>
              <item> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 12 § 3 <hi rendition="#i">de bonis libert.</hi> (38. 2) (<hi rendition="#k">Ulpian</hi>.)<lb/><hi rendition="#et">Si quis, cum esset exheredatus, pronuntiatus vel<lb/>
perperam sit exheredatus non esse, non repelli-<lb/>
tur: <hi rendition="#i">rebus enim judicatis standum est.</hi></hi></hi> </item>
            </list><lb/>
            <p>In einer &#x017F;chon oben mitgetheilten Stelle des <hi rendition="#g">Pau-<lb/>
lus</hi> <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 6 <hi rendition="#i">de exc. r. j.</hi></hi> (44. 2),<lb/>
&#x017F;. o. S. 261.</note> wird auf beide Ge&#x017F;talten der Functionen der Ein-<lb/>
rede neben einander hingedeutet; aber freilich in &#x017F;o allge-<lb/>
meinen Ausdrücken, daß wir die&#x017F;e Hindeutung nicht ver-<lb/>
&#x017F;tehen würden, wenn uns nicht in den In&#x017F;titutionen des<lb/><hi rendition="#g">Gajus</hi> die Lehre von der Con&#x017F;umtion der Klage in ihrer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">18*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0293] §. 282. Rechtskraft. Geſchichte. (Fortſetzung.) suum, quamvis suus fuerit. Placet enim ejus rei judicem jus facere (e). L. 65 § 2 ad Sc. Trebell. (36. 1) (Maecianus.) Cum praetor cognita causa per errorem vel etiam ambitiose juberet hereditatem ut ex fideicommisso re- stitui, etiam publice interest restitui, propter rerum judicatarum auctoritatem (f). L. 12 § 3 de bonis libert. (38. 2) (Ulpian.) Si quis, cum esset exheredatus, pronuntiatus vel perperam sit exheredatus non esse, non repelli- tur: rebus enim judicatis standum est. In einer ſchon oben mitgetheilten Stelle des Pau- lus (g) wird auf beide Geſtalten der Functionen der Ein- rede neben einander hingedeutet; aber freilich in ſo allge- meinen Ausdrücken, daß wir dieſe Hindeutung nicht ver- ſtehen würden, wenn uns nicht in den Inſtitutionen des Gajus die Lehre von der Conſumtion der Klage in ihrer (e) In dieſen Worten iſt die Fiction der Wahrheit, als Erzeu- gung eines neuen, ſelbſtſtändigen Rechts, beſonders bezeichnend aus- gedrückt. — Dieſe Stelle übrigens geht auf ein ſolches anomales Verhältniß, worin das Urtheil eine beſonders ausgedehnte Wir- kung, auch für und wider fremde Perſonen, hat. Eben ſo verhält es ſich mit der in der vorherge- henden Note erwähnten Stelle. Vgl. § 301 m. (f) Es muß beſonders bemerkt werden, daß in dieſer Stelle von einem Urtheil die Rede iſt, welches nicht ein Juder, ſondern der Prä- tor ſelbſt ſprach, weil die Fidei- commiſſe Gegenſtand einer extra- ordinaria cognitio waren. Die Fiction der Wahrheit, und ſelbſt die Bezeichnung als res judicata, wird aber hier eben ſo, wie bei den ordinariis judiciis, ange- wendet. (g) L. 6 de exc. r. j. (44. 2), ſ. o. S. 261. 18*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/293
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/293>, abgerufen am 21.05.2024.