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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Beylage XIII.
wohl den b. f., als den str. j. actiones, dem Begriff
nach, völlig entgegen gesetzt, und nur in ihrer Bezie-
hung auf den Eid mehr oder weniger gleich gestellt.

b) § 30 J. de act. (4. 6.). Der Gedankengang ist dieser.
Die Compensation sollte zuerst nur beachtet werden bey
den b. f. judiciis, bey diesen aber allgemein. Dann hat sie
Marc Aurel auf die stricta judicia vermittelst der doli
exceptio
ausgedehnt. Endlich hat Justinian ihre Anwen-
dung fast ganz allgemein gemacht: "ut actiones ipso jure
minuant sive in rem, sive in personam, sive alias quas-
cunque:
excepta sola depositi actione."
-- Der Sinn
dieser Stelle ist so zu ergänzen. Früher waren von der
Compensation ausgeschlossen alle in rem actiones, und
vielleicht noch manche andere. Jetzt gilt sie allgemein,
ohne Unterschied der in rem und in personam actio, und
auch bey den übrigen bisher etwa ausgeschlossenen Klagen.

c) § 31 J. de act. (4. 6.). Nachdem hier der Begriff
der arbitraria actio aufgestellt ist, fährt die Stelle so fort:
"Sed istae quidem actiones, tam in rem, quam in perso-
nam inveniuntur,"
mit sichtbarer Hindeutung auf die un-
mittelbar vorher abgehandelten b. f. und stricti juris actio-
nes,
unter welchen keine in rem actiones zu finden waren.

Dann fallen noch ferner aus alle prätorische Klagen.
Dieses hängt damit zusammen, daß der Character der b.
f. actio
ausgedrückt wurde durch den in die Intentio ein-
gerückten Zusatz ex fide bona, welcher aber nur bey der
Intentio in jus concepta Sinn und Zweck hatte, als Mil-

Beylage XIII.
wohl den b. f., als den str. j. actiones, dem Begriff
nach, völlig entgegen geſetzt, und nur in ihrer Bezie-
hung auf den Eid mehr oder weniger gleich geſtellt.

b) § 30 J. de act. (4. 6.). Der Gedankengang iſt dieſer.
Die Compenſation ſollte zuerſt nur beachtet werden bey
den b. f. judiciis, bey dieſen aber allgemein. Dann hat ſie
Marc Aurel auf die stricta judicia vermittelſt der doli
exceptio
ausgedehnt. Endlich hat Juſtinian ihre Anwen-
dung faſt ganz allgemein gemacht: „ut actiones ipso jure
minuant sive in rem, sive in personam, sive alias quas-
cunque:
excepta sola depositi actione.”
— Der Sinn
dieſer Stelle iſt ſo zu ergänzen. Früher waren von der
Compenſation ausgeſchloſſen alle in rem actiones, und
vielleicht noch manche andere. Jetzt gilt ſie allgemein,
ohne Unterſchied der in rem und in personam actio, und
auch bey den übrigen bisher etwa ausgeſchloſſenen Klagen.

c) § 31 J. de act. (4. 6.). Nachdem hier der Begriff
der arbitraria actio aufgeſtellt iſt, fährt die Stelle ſo fort:
„Sed istae quidem actiones, tam in rem, quam in perso-
nam inveniuntur,”
mit ſichtbarer Hindeutung auf die un-
mittelbar vorher abgehandelten b. f. und stricti juris actio-
nes,
unter welchen keine in rem actiones zu finden waren.

Dann fallen noch ferner aus alle prätoriſche Klagen.
Dieſes hängt damit zuſammen, daß der Character der b.
f. actio
ausgedrückt wurde durch den in die Intentio ein-
gerückten Zuſatz ex fide bona, welcher aber nur bey der
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[472/0486] Beylage XIII. wohl den b. f., als den str. j. actiones, dem Begriff nach, völlig entgegen geſetzt, und nur in ihrer Bezie- hung auf den Eid mehr oder weniger gleich geſtellt. b) § 30 J. de act. (4. 6.). Der Gedankengang iſt dieſer. Die Compenſation ſollte zuerſt nur beachtet werden bey den b. f. judiciis, bey dieſen aber allgemein. Dann hat ſie Marc Aurel auf die stricta judicia vermittelſt der doli exceptio ausgedehnt. Endlich hat Juſtinian ihre Anwen- dung faſt ganz allgemein gemacht: „ut actiones ipso jure minuant sive in rem, sive in personam, sive alias quas- cunque: excepta sola depositi actione.” — Der Sinn dieſer Stelle iſt ſo zu ergänzen. Früher waren von der Compenſation ausgeſchloſſen alle in rem actiones, und vielleicht noch manche andere. Jetzt gilt ſie allgemein, ohne Unterſchied der in rem und in personam actio, und auch bey den übrigen bisher etwa ausgeſchloſſenen Klagen. c) § 31 J. de act. (4. 6.). Nachdem hier der Begriff der arbitraria actio aufgeſtellt iſt, fährt die Stelle ſo fort: „Sed istae quidem actiones, tam in rem, quam in perso- nam inveniuntur,” mit ſichtbarer Hindeutung auf die un- mittelbar vorher abgehandelten b. f. und stricti juris actio- nes, unter welchen keine in rem actiones zu finden waren. Dann fallen noch ferner aus alle prätoriſche Klagen. Dieſes hängt damit zuſammen, daß der Character der b. f. actio ausgedrückt wurde durch den in die Intentio ein- gerückten Zuſatz ex fide bona, welcher aber nur bey der Intentio in jus concepta Sinn und Zweck hatte, als Mil-

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/486>, abgerufen am 04.05.2024.