Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang. Geld erspart, welches er außerdem dafür hätte ausgebenmüssen, so liegt darin eine wahre Schenkung; gerade so wie die condictio indebiti begründet ist, wenn jene Arbeit in irriger Voraussetzung einer Verpflichtung geleistet wird (e). Die Schenkung konnte in solchem Fall bey den Römern ausgehen bald von dem Arbeiter selbst, wenn dieser ein freyer Mensch war, bald von dem Eigenthümer des ar- beitenden Sklaven; bey uns ist nur der erste Fall denkbar. Noch unzweifelhafter, als bey dem Commodat eines (e) L. 26 § 12 de cond. ind. (12. 6.). ".. Sed si operas pa- trono exhibuit, non officiales, sed fabriles, veluti pictorias vel alias, dum putat se debere, videndum an possit condicere? ... in proposito, ait, posse con- dici, quanti operas esset con- ducturus ..." (esset, nämlich patronus; so liest richtig die Vul- gata; Flor. "essem"). -- Nur scheinbar widerspricht dieser Stelle L. 25 de praescr. verb. (19. 5.), welche blos sagt, die Condiction könne nun nicht auf gegenseitig, als Ersatz, zu leistende Arbeit gehen; damit ist nicht ausgeschlos- sen, daß sie auf das Geld gerich- tet werde, welches der Empfän- ger der Arbeit erspart, folglich so gut als baar empfangen hat. (f) L. 9 § 1 de don. (39. 5.).
"Ex rebus donatis fructus per- ceptus in rationem donationis non computatur. (Von diesem Satz wird sogleich Gebrauch ge- macht werden.) Si vero non fun- dum, sed fructus perceptionem tibi donem: fructus percepti venient in computationem do- nationis." Die computatio geht, im Sinn des Verfassers (Pom- ponius), auf die Vorschriften der L. Cincia; im Sinn Justinians auf die Insinuation. -- Dasselbe Rechtsgeschäft liegt zum Grunde der Vorschrift in L. 35 § 1 C. de don. (8. 54.). Ferner dem Fruchtgenuß, den ein Fructuar einem Dritten schenkungsweise überläßt (§ 156). Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. Geld erſpart, welches er außerdem dafür hätte ausgebenmüſſen, ſo liegt darin eine wahre Schenkung; gerade ſo wie die condictio indebiti begründet iſt, wenn jene Arbeit in irriger Vorausſetzung einer Verpflichtung geleiſtet wird (e). Die Schenkung konnte in ſolchem Fall bey den Römern ausgehen bald von dem Arbeiter ſelbſt, wenn dieſer ein freyer Menſch war, bald von dem Eigenthümer des ar- beitenden Sklaven; bey uns iſt nur der erſte Fall denkbar. Noch unzweifelhafter, als bey dem Commodat eines (e) L. 26 § 12 de cond. ind. (12. 6.). „.. Sed si operas pa- trono exhibuit, non officiales, sed fabriles, veluti pictorias vel alias, dum putat se debere, videndum an possit condicere? … in proposito, ait, posse con- dici, quanti operas esset con- ducturus …” (esset, nämlich patronus; ſo lieſt richtig die Vul- gata; Flor. „essem”). — Nur ſcheinbar widerſpricht dieſer Stelle L. 25 de praescr. verb. (19. 5.), welche blos ſagt, die Condiction könne nun nicht auf gegenſeitig, als Erſatz, zu leiſtende Arbeit gehen; damit iſt nicht ausgeſchloſ- ſen, daß ſie auf das Geld gerich- tet werde, welches der Empfän- ger der Arbeit erſpart, folglich ſo gut als baar empfangen hat. (f) L. 9 § 1 de don. (39. 5.).
„Ex rebus donatis fructus per- ceptus in rationem donationis non computatur. (Von dieſem Satz wird ſogleich Gebrauch ge- macht werden.) Si vero non fun- dum, sed fructus perceptionem tibi donem: fructus percepti venient in computationem do- nationis.” Die computatio geht, im Sinn des Verfaſſers (Pom- ponius), auf die Vorſchriften der L. Cincia; im Sinn Juſtinians auf die Inſinuation. — Daſſelbe Rechtsgeſchäft liegt zum Grunde der Vorſchrift in L. 35 § 1 C. de don. (8. 54.). Ferner dem Fruchtgenuß, den ein Fructuar einem Dritten ſchenkungsweiſe überläßt (§ 156). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0050" n="36"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Entſtehung und Untergang.</fw><lb/> Geld erſpart, welches er außerdem dafür hätte ausgeben<lb/> müſſen, ſo liegt darin eine wahre Schenkung; gerade ſo<lb/> wie die <hi rendition="#aq">condictio indebiti</hi> begründet iſt, wenn jene Arbeit<lb/> in irriger Vorausſetzung einer Verpflichtung geleiſtet wird <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 26 § 12 <hi rendition="#i">de cond. ind.</hi><lb/> (12. 6.). „.. Sed si operas pa-<lb/> trono exhibuit, non officiales,<lb/> sed fabriles, veluti pictorias<lb/> vel alias, dum putat se debere,<lb/> videndum an possit condicere?<lb/> … in proposito, ait, posse con-<lb/> dici, <hi rendition="#i">quanti operas esset con-<lb/> ducturus</hi> …” (esset,</hi> nämlich<lb/><hi rendition="#aq">patronus;</hi> ſo lieſt richtig die Vul-<lb/> gata; Flor. <hi rendition="#aq">„essem”</hi>). — Nur<lb/> ſcheinbar widerſpricht dieſer Stelle<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 25 <hi rendition="#i">de praescr. verb.</hi></hi> (19. 5.),<lb/> welche blos ſagt, die Condiction<lb/> könne nun nicht auf gegenſeitig,<lb/> als Erſatz, zu leiſtende <hi rendition="#g">Arbeit</hi><lb/> gehen; damit iſt nicht ausgeſchloſ-<lb/> ſen, daß ſie auf das Geld gerich-<lb/> tet werde, welches der Empfän-<lb/> ger der Arbeit erſpart, folglich<lb/> ſo gut als baar empfangen hat.</note>.<lb/> Die Schenkung konnte in ſolchem Fall bey den Römern<lb/> ausgehen bald von dem Arbeiter ſelbſt, wenn dieſer ein<lb/> freyer Menſch war, bald von dem Eigenthümer des ar-<lb/> beitenden Sklaven; bey uns iſt nur der erſte Fall denkbar.</p><lb/> <p>Noch unzweifelhafter, als bey dem Commodat eines<lb/> Hauſes, iſt eine Schenkung anzunehmen, wenn der Ge-<lb/> brauch eines Landguts einem Andern unentgeldlich über-<lb/> laſſen wird <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 1 <hi rendition="#i">de don.</hi> (39. 5.).<lb/> „Ex rebus donatis fructus per-<lb/> ceptus in rationem donationis<lb/> non computatur.</hi> (Von dieſem<lb/> Satz wird ſogleich Gebrauch ge-<lb/> macht werden.) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Si vero non fun-<lb/> dum, sed fructus perceptionem<lb/> tibi donem: fructus percepti<lb/> venient in computationem do-<lb/> nationis.</hi>”</hi> Die <hi rendition="#aq">computatio</hi> geht,<lb/> im Sinn des Verfaſſers (Pom-<lb/> ponius), auf die Vorſchriften der<lb/><hi rendition="#aq">L. Cincia;</hi> im Sinn Juſtinians<lb/> auf die Inſinuation. — Daſſelbe<lb/> Rechtsgeſchäft liegt zum Grunde<lb/> der Vorſchrift in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 35 § 1 <hi rendition="#i">C.<lb/> de don.</hi></hi> (8. 54.). Ferner dem<lb/> Fruchtgenuß, den ein Fructuar<lb/> einem Dritten ſchenkungsweiſe<lb/> überläßt (§ 156).</note>. Denn dieſer Gebrauch beſteht hauptſäch-<lb/> lich in dem Fruchterwerb, und die künftigen Früchte ſind<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0050]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
Geld erſpart, welches er außerdem dafür hätte ausgeben
müſſen, ſo liegt darin eine wahre Schenkung; gerade ſo
wie die condictio indebiti begründet iſt, wenn jene Arbeit
in irriger Vorausſetzung einer Verpflichtung geleiſtet wird (e).
Die Schenkung konnte in ſolchem Fall bey den Römern
ausgehen bald von dem Arbeiter ſelbſt, wenn dieſer ein
freyer Menſch war, bald von dem Eigenthümer des ar-
beitenden Sklaven; bey uns iſt nur der erſte Fall denkbar.
Noch unzweifelhafter, als bey dem Commodat eines
Hauſes, iſt eine Schenkung anzunehmen, wenn der Ge-
brauch eines Landguts einem Andern unentgeldlich über-
laſſen wird (f). Denn dieſer Gebrauch beſteht hauptſäch-
lich in dem Fruchterwerb, und die künftigen Früchte ſind
(e) L. 26 § 12 de cond. ind.
(12. 6.). „.. Sed si operas pa-
trono exhibuit, non officiales,
sed fabriles, veluti pictorias
vel alias, dum putat se debere,
videndum an possit condicere?
… in proposito, ait, posse con-
dici, quanti operas esset con-
ducturus …” (esset, nämlich
patronus; ſo lieſt richtig die Vul-
gata; Flor. „essem”). — Nur
ſcheinbar widerſpricht dieſer Stelle
L. 25 de praescr. verb. (19. 5.),
welche blos ſagt, die Condiction
könne nun nicht auf gegenſeitig,
als Erſatz, zu leiſtende Arbeit
gehen; damit iſt nicht ausgeſchloſ-
ſen, daß ſie auf das Geld gerich-
tet werde, welches der Empfän-
ger der Arbeit erſpart, folglich
ſo gut als baar empfangen hat.
(f) L. 9 § 1 de don. (39. 5.).
„Ex rebus donatis fructus per-
ceptus in rationem donationis
non computatur. (Von dieſem
Satz wird ſogleich Gebrauch ge-
macht werden.) Si vero non fun-
dum, sed fructus perceptionem
tibi donem: fructus percepti
venient in computationem do-
nationis.” Die computatio geht,
im Sinn des Verfaſſers (Pom-
ponius), auf die Vorſchriften der
L. Cincia; im Sinn Juſtinians
auf die Inſinuation. — Daſſelbe
Rechtsgeſchäft liegt zum Grunde
der Vorſchrift in L. 35 § 1 C.
de don. (8. 54.). Ferner dem
Fruchtgenuß, den ein Fructuar
einem Dritten ſchenkungsweiſe
überläßt (§ 156).
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |